Das hatte ich ja geschrieben:
- Motivation: Förderung eines gewünschten Verhaltens
- Strafe: Sanktionierung eines nicht gewünschten Verhaltens mit Aufforderung, dies zu lassen
Was liegt also vor, wenn die ganze Truppe 10 Burpies machen soll, weil wieder mal die Hälfte zu spät zum Training gekommen ist (ja, ist übertrieben ...) Ist das eine Strafe, eine Motivation oder eine Demütigung? Das sieht sicher jeder anders.
Dann könnt ihr ja statt Liegestütze zu machen auch gemeinsam singen:
https://www.google.com/search?q=wir+...e-gws-wiz-serp
Um dein Beispiel aufzugreifen. Wenn Leute zu spät kommen und erst nach einander ins Dojo kommen, längt das ungemein ab. Auch wenn man dann Bestrafungen mit Extraübungen vornimmt. Der Trainer konzentriert sich auf die Sache, die er gerade zeigen soll und die Schüler haben sich vllt auch gerade in eine Technik eingegroovt, dann soll man , wegen ein paar Zuspätkommer irgendwelches anderes Zeug als Kollektiv mitmachen? Ähm.... nö. Das längt ab und fördert eher den Unmut innerhalb der Gruppe. Die Zeit ist kostbar, als das man sich mit irgendwelchen Zeug als Strafe abgeben muß.
Es motiviert die Leute vllt. auch aufzuhören, oder sich was anderes zu suchen.
Den ein oder anderen kann es auch demütigen.... zum einen weil er empfindlich ist oder weil er pünktlich war und trotzdem diesen Bestrafungskäse mitmachen muß.
Beides sind Empfindungen und Ansichtssache.
Wenn ich eine Gruppe unterrichte und es kommt immer jemand zu spät oder stört anderweitig, schaue ich mir das an, dann suche ich das Gespräch und versuche die Sache zu klären. Ansonsten wartet derjenige, bis er zum Training, bzw. Teilnahme aufgerufen wird. Zuspätkommen hat Gründe, wie wir schon erörtert haben. Die Gründe möchte man dann schon wissen. Sollte derjenige die nicht nennen, dann gibt es eine Ansage.
Ihr habt da wirklich komische Schüler-Lehrer-Beziehungen. Das ist traditioneller Kampfsport und kein modernes Dienstleistungsunternehmen - auch wenn manche ihre Dojo heutzutag so aufziehen, was ihnen unbenommen bleibt.
Der Schüler, der zu spät kommt, drückt mit seinen Liegestützen - ohne großes Gelaber - seine "Reue" gegenüber der Gemeinschaft aus. Damit ist für alle klar, dass es einen triftigen Grund gibt und es sich nicht um eine Respektlosigkeit handelt. Dabei ist es a) unerheblich, ob ihn irgendeine Schuld trifft (das ist eine viel zu kleinliche denkweise, die sich auch im Begriff "Strafe" oder des Empfindens einer solchen manifestiert) und geht es b) nicht um den Trainer, sondern um die Gemeinschaft und den gemeinsamen Prozess.
Wir reden doch immer von "Ego zurückstellen". Für jeden Schüler (aber auch für den Trainer) sind Liegestütze eine hervorragende Übung, sein Ego zurückzustellen, denn ohne Ego gibt es kein Empfinden irgendeiner Schuld, sondern nur die Anerkennung der Tatsache, dass man zu spät kommt (egal, ob man stört oder nicht, denn auch das wäre nur das Ego der anderen) und somit existiert auch keine Strafe. Das Denken in derlei Kategorien ist imho vollkommen unreif und kindisch.
Das erkläre ich auch allen und lebe das mit den anderen Trainern entsprechend vor. Wer darauf kein Bock hat, braucht ja nicht zu kommen. Ist schließlilch keine Ehe.
„Grau teurer Freund, ist alle Theorie. Und grün des Lebens goldner Baum.“
Sehe ich ähnlich, es ist ja nicht so, dass sich die Leute nackig mit der Schandkappe in die Ecke stellen sollen. Ein paar Liegestütze dienen schlussendlich auch dem Training und wer das als demütigend empfindet, passt dann halt nicht in jede Gruppe.
Nä, das is doch bäh.
Man soll nicht unnötig Löcher in Knie machen.
Wofür denn Reue?
Ist der Gemeinschaft ein Schaden entstanden, oder was passiert?
Jeder trainiert doch erst mal für sich, lässt man sich so leicht aus der Konzentration bringen?
Bei uns wartet man am Eingang bis man vom Lehrer ein Zeichen bekommt.
Man verbeugt sich, kommt rein und steigt ganz normal in Training ein, fertig.
Niemanden stört das großartig, das Training stört das überhaupt nicht, das ist im Fluss.
Geändert von MGuzzi (07-02-2024 um 18:45 Uhr)
Ich muss sagen, dass ich im Kindertraining (früher) auch gerne mit Strafe in Form von Übungen gearbeitet habe. Hat da durchaus auch gut funktioniert.
Bei den Kindern/Jugendlichen die mal zu spät kommen, gibt es immer noch ein paar Übungen zum aufwärmen. Da ist aber wirklich die Idee, dass die sich selbstständig erstmal etwas aufwärmen bevor sie einsteigen. Bei den Erwachsenen gibt es da nichts, wenn da einer zu spät kommt soll er sich selbstständig aufwärmen (Erwachsen = Eigenverantwortung) und kann dann normal einsteigen.
Generell finde ich auch Strafen für Erwachsene, selbst in Form von Übungen, unsinnig und unnötig (nachdem ich aufgrund dieses Threads nochmal etwas darüber nachgedacht habe). Ein gutes Training ist strukturiert und geplant, dass betrifft auch den Umfang an Aufwärmübungen, Ergänzungsübungen und Krafttraining. Zusätzlich Anteile passen da meiner Meinung nach einfach nicht rein, erst recht nicht wenn sie einen Umfang haben der wirklich relevant ist (also zur Strafe/Erziehung taugen). Wer zu spät kommt bestraft sich selbst (Trainingszeitverlust). In einer WK Gruppe, die auch als Gruppe kämpft ist dies etwas anders. Aber auch dort sollte die Motivation beim Einzelnen vorhanden sein und lässt sich eher nicht erzwingen.
Wenn sich wirklich mal jemand daneben benimmt wird dies, wie auf der Arbeit auch, mit einem Gespräch (kann auch eine scharf formulierte Ansage sein) gelöst.
Wenn ich allerdings wo mittrainieren würde, wo es solche Strafen (LG etc...) noch gibt, hätte ich damit auch kein Problem. Dein Dojo, deine Regeln.
Viele Grüße
Thomas
https://www.thiele-judo.de/portal/
The reality is, you can say ANYTHING you want. You just have to be willing to face the consequences of your choice.
Du sprichst da m. E. den entscheidenden Punkt an: wie verstehe ich mein Training, sei es als Trainer oder Teilnehmende/r?
Da wir alle hier, in der westlichen Industrie-Konsumgesellschaft leben, muß auch ein Kampfsporttraining als mit Geld abzugleichende Dienstleistung angeboten werden. Und zwar überall, weil man ja die Shaolin-Mönchshaltung mit totaler lebenspraktischer Hingabe nun kaum noch durchsetzen kann (Ausnahmen sind mir bekannt).
Darum ist das mit den Strafen so eine zweischneidige Sache. Wer sich wirklich im Training kurzfristig in eine besser geordnete "Anderswelt" versetzen will, findet die ganzen Etikette, Kleidungsvorschriften, Disziplinierungsmaßnahmen (kann fortgesetzt werden) super, da das die selbstgesuchte Weltsicht zementiert und hilft, sich von anderen Auffassungen/Praktiken abzugrenzen. Man kommt dann, für eine kurze Zeit, der anders formatierten Traumwelt etwas näher. Und das Beste ist: diese Traumwelt läßt sich im Alltag sozusagen nebenher mitnehmen. Aber Vorsicht: auch die "Anderswelt" ist eine Laborsituation, in die man reingeht nach Belieben, und auch wieder nach Belieben rausgeht. Die Shaolin-Mönche können das eben nicht so einfach. Ich meine jetzt die "echten" Mönche, nicht die zahlenden Schüler in den Tempel-Nebengebäuden (oder in Hessen, oder wo war das doch).
Gleichzeitig ist diese im Westen aufgerichtete "Anderswelt" im Grunde nur die ideale bürgerliche Welt, in der tatsächlich Anstrengung belohnt wird und Regelübertretungen geahndet werden. Mit anderen Worten, hier wird endlich mal das bürgerliche Versprechen eingelöst: Triebaufschub (Strapazen aushalten, nicht abbrechen), Anstrengung (auch Trainingsfleiß genannt) und dabei an die Regeln halten, dann kommst du auch weiter.
Also letztlich nur schöner Schein; wenn man gemein sein will, kann mans auch eine Spezialform der Spiritualität mit eigenen, selbstgemachten Regeln, verehrten Ahnen/Heiligen etc. nennen.
Darum läuft m.E. diese Diskussion bisher etwas ins Leere.
Wer nicht kotzt, ist nicht am Limit
Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)