Bin gerade durch den Gorin no sho-Thread nochmal drauf gekommen (wie das denn so ist, mit dem Lernen aus Büchern und im Allgemeinen):

Es gibt ja in der Kampfkunst-Kultur (d. h. in Geschichten, Erzählungen, der Kampfkunst-Szene) immer wieder mal die Idee des "Techniken-Stehlens". D. h. ein Außenstehender sieht etwas, was nicht für seine Augen bestimmt ist, und lernt es auf hohem Niveau oder verbessert sich dadurch enorm. Das Narrativ kenne ich in verschiedenen Varianten, d. h. der "Fremde" ist kann länger oder kürzer in der Nähe des "Meisters" sein (z. B. als Angestellter im Haushalt, als Diener, oder auch nur zufällig den Meister beobachten); er kann eine einzelne, geheime Super-Technik oder ein ganzes System lernen; er kann entdeckt und daraufhin vom Meister adoptiert werden, oder auch nicht etc.
Zudem habe ich diese Idee des "Technik-Stehlens" aber auch schon von zeitgenössischen, für mein Empfinden sehr guten Leuten gehört; d. h. Aussagen in der Art, man muss sich auch einen Teil "stehlen, abschauen".

Mit diesem Narrativ verbunden wäre auch noch das Thema der "geheimen Schrift", welche es der Erzählung zufolge demjenigen der sie findet bzw. gefunden hat, ermöglicht hat, eine tolle Sache zu lernen (bekannt z. B. im Mythos des Xingyiquan). Aber nicht umsonst haben sich ja anscheinend viele Schriften aus den japanischen Stil-Traditionen auch eines gewissen Code bedient, um zu verhindern, dass jeder der sie liest sich die Geheimnisse der Schule aneignen kann.

Was sind eure Erfahrungen damit? Kennt ihr das Thema des "Techniken-Stehlens" aus eurer eigenen Erfahrung, aus der Erfahrung euer Kampfkunst oder von Lehrern die ihr kennt, oder aus der schriftlichen Überlieferung?

Ich glaube, wenn ich so zurückdenke, habe ich im Laufe meiner doch recht langen KK-Laufbahn auch schon die eine oder andere Technik gestohlen...