Für wie wichtig haltet ihr Kreativität bzw. ein gesundes Improvisationsvermögen im Kampfsport, Kampfkunst, und Selbstverteidigung?
Kann man Kreativität eurer Meinung nach trainieren? Wenn ja, wie?
Für wie wichtig haltet ihr Kreativität bzw. ein gesundes Improvisationsvermögen im Kampfsport, Kampfkunst, und Selbstverteidigung?
Kann man Kreativität eurer Meinung nach trainieren? Wenn ja, wie?
Kreativität ist ja ein ein schwer definierbare Begriff; nimmt man eine mögliche "Übersetzung" dafür: Ideenreichtum - dann ist das IMHO extrem wichtig in KS und SV. Und lässt sich z.B. über Szenariotraining bestens trainieren.
Pressure killt Kreativität und Kreativität killt Pressure.....:-)
Ich mag das Thema, weil ich überzeugt davon bin, das die Fähigkeit Bewegungen im Moment zu erschaffen die wirkliche Meisterschaft darstellt.
Ich würde es gar nicht improvisieren nennen, weil das impliziert, das es hätte planmäßig verlaufen können.
Im Jetzt zu sein und die Dinge geschehen zu lassen, ist ein Zeichen von Meisterschaft.
Sah man bei Ali, Anderson oder Fedor in den besten Jahren, da kamen einfach unglaubliche Bewegungen heraus...
ABER
Kreativität bedeutet nicht als Anfänger mit einem vollkommen verkrampften Körper und Geist, mit Bewegungen herumzuspielen, das führt nur zu Sinnlosigkeit.:-)
Ich würde sagen eine technische Grundlage ist die Basis und danach kommt der wichtigste Schritt, der Körper muss frei werden. Entspannung muss entwickelt werden und es müssen die einzelnen Verbindungen im Körper gestärkt werden.
Wenn das Grundgerüst steht, kann man langsam dfamit anfangen, die Dinge geschehen zu lassen und zu improvisieren, vorher führt das zu nix.
Haltet ihr es für möglich kreativ zu sein und sich gleichzeitig auf nur wenige Techniken zu begrenzen? Ich habe manchmal das Gefühl desto mehr ich weiß desto mehr blockiere ich mich selber.
Technik ist Technik und die Fähigkeit zu Improvisieren ist eben genau das.
Beides hat nix miteinander zu tun, bzw. ist kein Substitut für das andere.
Techniken zu lernen sind immer gut, je mehr desto besser. Mein Video Archiv quillt über auch nach 25 Jahren geht das Lernen immer weiter.
Auf der anderen Seite arbeite ich an meinem Körper und seiner Fähigkeit im Jetzt zu sein und zu erschaffen. Eine völlig andere Arbeit als das Techniktraining.
Beides wichtig.....
Obwohl ich was BJJ angeht nicht vom Fach bin, würde ich dem 1. Teil ("beides hat nix miteinander zu tun") absolut widersprechen. Im Gegenteil, beides hat (auf höherem Niveau) IMHO absolut viel miteinander zu tun! Noch konkreter: Gekonntes Improvisieren geht überall (Musik, Künste, Handwerk, etcetc.) überhaupt erst dann richtig los, wenn man die Grundtechniken beherrscht und sie nachfolgend virtuos kombiniert ... geplant und/oder improvisiert; alles andere ist bloßer Zufall. Just my 2 cents.
Woran ich dachte waren Leute wie Rickson Gracie zum Beispiel. Soweit ich nichts missverstanden habe beschränkt der sich doch eher auf Grundtechniken, geht dabei aber besonders in die Tiefe. Ich als Tourist kann da nicht viel Improvisation erkennen, schätze aber die ist einfach zu subtil für mich. Auf jeden Fall scheint er keine besonders exotischen Techniken zu benutzen, auch wenn ich davon ausgehe, dass er sie kennen wird. Bei Ryabko scheinen auch viele der Meinung zu sein, dass der besser wäre als Vasiliev, auch wenn ich da als Außenstehender nicht das gleiche Repertoire erkennen kann. Oberflächlich gesehen.
Geändert von oxcart (27-05-2020 um 18:49 Uhr)
Das stimmt schon, man kann nicht ohne viel technischer Vielfalt improvisieren, aber umgekehrt gilt das halt genauso. Technische Vielfalt zu besitzen führt eben nicht automatisch zur Improviationsfähigkeit.....
Es gibt viele BJJler die viele einzelne Techniken superschnell kombinieren und verketten können, aber das ist halt nicht improvisieren, sondern einen Gameplan schnell abrufen.
Improvisieren basiert darauf sich selber und den Gegner bewusst wahrzuehmen und den eigenen Körper so organisiert zu haben, das er einem nicht im Weg ist.
Dieses Gefühl ist die Grundlage. Ob man sich dann mehr oder weniger bewegt ist oft persönliche Präverenz,aber entscheident ist, das man wirklich auf das Jetzt reagiert und nicht irgendwelche vorgeplanten Techniken abruft.....
Vollkommen d'accord - und genau HIER zeigt sich IMHO auch der Unterschied zwischen bloßem Können (i.S.v. Wissen) und Kreativität (Ausgangsfrage in diesem Thread). Das ganze bloße Anhäufen hat noch rein gar nichts mit Kreativität zu tun; erst das gekonnte kombinieren und rekombinieren (auch i.S.v. improvisieren) ist ein Indiz für Kreativität. Wissen (~ alt) vs. Improvisieren (~ neu), etwas vereinfacht ausgedrückt.
z.T. mit....
Improvisieren basiert darauf sich selber und den Gegner bewusst wahrzuehmen und den eigenen Körper so organisiert zu haben, das er einem nicht im Weg ist.
....
Wahrnehmen ist auch meiner Meinung nach ein wichtiger Bestandteil von "Kreativität" (meinethalben auch der Begrifflichkeit "Improvisieren"); ein anderer, mindestens aber genauso wichtiger Teil neben "Wahrnehmen" ist * "Ideen haben" * und "Wissen und Ideen flexibel abrufen und verknüpfen (eben improvisieren)" ... egal ob im Kampf, in der Kunst, der Musik, im Handwerk oder Business ... you name it.
Mit....entscheident ist, das man wirklich auf das Jetzt reagiert und nicht irgendwelche vorgeplanten Techniken abruft.
Einer meiner Lehrer Alex Kostic hat mal gesagt:
Immitation - Improvisation - Innovation
Das trifft es eigentlich ganz gut.
Sieht man oft bei den guten Brasilianern die sehr spielerisch trainieren. Erst lernen sie BJJ, dann spielen sie damit herum und improvisieren neue Bewegungen und daraus entstehen dann neue Techniken.
Und die meisten Menschen wollen dann lieber die neuen Techniken lernen, als die Fähigkeit selber welche zu entdecken.:-)
Eine Basis an Grundtechniken ist meiner Meinung nach wichtige Voraussetzung für Kreativität. Denn darüber lernt man die Konzepte und Prinzipien des BJJ. Darauf basierend kann man dann selber kreativ werden.
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