Für wie wichtig haltet ihr Kreativität bzw. ein gesundes Improvisationsvermögen im Kampfsport, Kampfkunst, und Selbstverteidigung?
Kann man Kreativität eurer Meinung nach trainieren? Wenn ja, wie?
Für wie wichtig haltet ihr Kreativität bzw. ein gesundes Improvisationsvermögen im Kampfsport, Kampfkunst, und Selbstverteidigung?
Kann man Kreativität eurer Meinung nach trainieren? Wenn ja, wie?
Kreativität ist ja ein ein schwer definierbare Begriff; nimmt man eine mögliche "Übersetzung" dafür: Ideenreichtum - dann ist das IMHO extrem wichtig in KS und SV. Und lässt sich z.B. über Szenariotraining bestens trainieren.
Pressure killt Kreativität und Kreativität killt Pressure.....:-)
Ich mag das Thema, weil ich überzeugt davon bin, das die Fähigkeit Bewegungen im Moment zu erschaffen die wirkliche Meisterschaft darstellt.
Ich würde es gar nicht improvisieren nennen, weil das impliziert, das es hätte planmäßig verlaufen können.
Im Jetzt zu sein und die Dinge geschehen zu lassen, ist ein Zeichen von Meisterschaft.
Sah man bei Ali, Anderson oder Fedor in den besten Jahren, da kamen einfach unglaubliche Bewegungen heraus...
ABER
Kreativität bedeutet nicht als Anfänger mit einem vollkommen verkrampften Körper und Geist, mit Bewegungen herumzuspielen, das führt nur zu Sinnlosigkeit.:-)
Ich würde sagen eine technische Grundlage ist die Basis und danach kommt der wichtigste Schritt, der Körper muss frei werden. Entspannung muss entwickelt werden und es müssen die einzelnen Verbindungen im Körper gestärkt werden.
Wenn das Grundgerüst steht, kann man langsam dfamit anfangen, die Dinge geschehen zu lassen und zu improvisieren, vorher führt das zu nix.
Haltet ihr es für möglich kreativ zu sein und sich gleichzeitig auf nur wenige Techniken zu begrenzen? Ich habe manchmal das Gefühl desto mehr ich weiß desto mehr blockiere ich mich selber.
man kann bestimmt mit genau vorgegebenen Mustern sehr weit kommen. aber das ist auf Dauer langweilig.
wenn die Grundlagen erst mal sitzen, zum Beispiel als Partnerübung: A macht immer denselben vordefinierten Angriff; B muss jedes Mal eine neue Antwort darauf finden. was auch impliziert, dass viele Versuche nichts Schlaues bringen, aber meist fangen neue Erkenntnisse nach einer Periode der Ratlisigkeit an.
Kann man Kreativität eurer Meinung nach trainieren? Wenn ja, wie?
unorthodox
Erinnert mich an etwas, dass ich im Zusammenhang zur Bundeswehr gesehen hatte. Die Jungs bekamen die Aufgabe einen kleinen Graben als Gruppe so oft wie möglich zu überqueren, aber jede Lösung durfte nur einmal benutzt werden. Zum Ende hin zwang das diejenigen wirklich kreativ zu werden, halt mit vielen Fehlschlägen. War definitiv interessant anzuschauen. Richard Stallman, der Open-Source-Guru, meinte so oder so ähnlich mal der erste Hack der meisten Leute wäre es eine Rolltreppe die falsche Richtung hochzugehen. Also etwas explizit gegen die Designerintention zu benutzen und zu schauen ob man es trotzdem irgendwie schafft. In dem Sinne kann man das bestimmt auch auf das Kämpfen anwenden, in dem man bestimmte Werkzeuge nimmt und diese kreativ zweckentfremdet. Oder kreativ Regeln umgeht ohne sie zu brechen. Siehe mal Bas Rutten in Pancrase, als er heraus fand dass er Leute mit dem Handballen ausknocken konnte.
Mal ein anderer Punkt: Sind Improvisationen im Ernstfall nicht eher eine Notlösung? Also eine Reaktion auf ein unerwartetes Problem, dass man nicht hat wenn Schema F funktioniert? Ich meine, wenn da jemand ein Messer zieht werden doch die Wenigsten anfangen zu jazzen und eher weglaufen.
Geändert von oxcart (28-05-2020 um 16:12 Uhr)
Hört sich spannend an (zumindest solange, wie der Spieß auch wirklich offen für LösungEN ist - selbst solche, die "nicht Seins sind").
IMHO eine Frage des wordings; nimmt man den Begriff "Notlösung" wertneutral (was bei dem Wort meist schwierig ist) dann ist es (IMHO) ziemlich identisch....Mal ein anderer Punkt: Sind Improvisationen im Ernstfall nicht eher eine Notlösung?
Ich kann's gerade nicht auf die Schnelle googlen, erinnere mich aber, dass es genausowas mal gab ... und das hatte den Angreifer so verblüfft, dass er völlig verdattert war. Kreativ - Notlösung - der Zweck heiligt die Mittel - ... . Sicherlich kein Patenzrezept für jede Situation - was aber auch wumpe ist; es hatte damals funktioniert. Gut is....Ich meine, wenn da jemand ein Messer zieht werden doch die Wenigsten anfangen zu jazzen und eher weglaufen.
Einschränkungen scheinen mir Kreativität zu fördern.
Wenn zB ein Boxer für den Sandsack eine Aufgabe erhält wie zB "Kombinationen mit Schlägen zu Kopf und Rumpf" oder "immer vier Schläge, aber nie zwei Mal dasselbe" kommen interessantere, vielseitigere Sachen raus als wenn man sagt "drei Minuten Sandsack, los, macht mal!" - dann neigen die meisten dazu, immer dasselbe zu machen.
unorthodox
Einige haben sich immer mal im Bereich Karate über die s.g. "Bunkai-Sammler" lustig gemacht. Festgestellt habe ich mit der Zeit, dass genau diese Leute aufällig oft geile Lösungen finden ... zumindest bis hin zu lockerem Sparring. Wirds härter und schneller und die Versuche aus dem clinch gleich frei oder gleich runter zu gehen energischer werden, dann kommen meist auch nur die Standardsachen.
Denke also auch, ein gutes Schema F ist wichtiger. Impro nur wenn das nicht mehr hilft. ... und ein gutes Gelingen im Ernstfall kann ich mir dann auch nicht so recht vorstellen.
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