Aktueller kritischer Artikel zum Thema Eigenverantwortung in der jap. Gesellschaft, den ich recht lesenswert fand:
https://taz.de/Aus-Le-Monde-diplomatique/!5686905/
Aktueller kritischer Artikel zum Thema Eigenverantwortung in der jap. Gesellschaft, den ich recht lesenswert fand:
https://taz.de/Aus-Le-Monde-diplomatique/!5686905/
Fand ich recht interessant. Eigenverantwortung ist wichtig, aber wenn sich der Staat auch bei strukturellen Problemen einen schlanken Fuß macht reitet sich eine Gesellschaft unnötig in die Krise.
"Ich habe alle diese Degen selbst geschmiedet und übe täglich acht Stunden mit ihnen, um einen Piraten töten zu können." "Du brauchst dringend ein Mädchen mein Freund!" (Fluch der Karibik)
Yoh, sehe ich schon lange so.
Mein Beispiel derzeit: Amerika. Die schliddern doch direkt in einen Bürgerkrieg rein, weil sie ihren politischen Horrorclown nicht rechtzeitig aus dem Amt klagen konnten. Meine Voraussage: entweder ein erfolgreiches Attentat auf Trump, oder es wird einen Bürgerkrieg geben, der schlimmer wird als der von 1865. Der ja zur seitherigen Gewaltbereitschaft in Amerika sehr beigetragen haben soll.
Amerika war ja schon immer das Land des "Hilf dir selbst, sonst hilft dir keiner", und dann wurden auch noch die staatlichen Vorsorgemöglichkeiten zurückgefahren. Stichwort Obamacare. Dann noch der ständige, juristisch kaum verfolgte tödliche Rassissmus gegen Farbige - und voila, natürlich sind organisierte linke Kriminelle schuld. Das glauben leider viele, nicht nur weil T. es sagt. Da werden höchstwahrscheinlich, meine Voraussage, die "Prepper" irgendwann Recht behalten.
Ich frage mich wirklich, wie man das alles wieder einfangen und auf eine zivile Eben zurückdrehen kann - ich sehe da eine Spirale der Gewalt, die von ganz oben per Militäreinsatz etc. durchgeprügelt wird.
Jemand hier hat sich gewundert, daß nicht die Nationalgarde aus den einzelnen Bundesstaaten eingesetzt wird - das HÄTTE man machen können, aber T. will mit dem großen Knüppel draufhauen. Scheinbarmeint er, daß man mit möglichst viel Gewalt und Blut "Law and Order" wieder herstellen kann. Ja, IRGENDEINE Ruhe wird es schon geben. Aber von Gesetz ist man dann ziemlich weit entfernt.
Wer nicht kotzt, ist nicht am Limit
Eigenverantwortung funktioniert aber nur, wenn es ein positiver Gedanke ist der stark in der Bevölkerung verwurzelt ist. Das funktioniert hier ja nicht mal im Parkhaus.
"Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)
Hokushin Ittô-ryû Hyôhô - Shibu Schweiz
schwert|gedanken, ein Blog zu jap. Geschichte, Kultur und den klassischen Kriegskünsten
hab ich noch nicht gelesen, aber beim Thema Eigenverantwortung und Japan fällt mir spontan das hier ein:
Zwei Jahre nach dem GAU haben die staatlichen Behörden den Bewohnern seines Dorfes am Rande der Evakuierungszone im Umkreis von 20 Kilometern um die Atomruine Fukushima Daiichi erlaubt, wieder in ihre verlassenen Häuser zurückzukehren. Denn die Strahlung liegt hier weit unter dem für Evakuierungen geltenden Grenzwert von 20 Millisievert im Jahr.
Um sie weiter auf unter einen Millisievert zu senken, müssen die Menschen in dieser Gegend nahe der Stadt Tamura allerdings nun selbst dafür sorgen, die Häuser und Gärten zu dekontaminieren.
Überall sind Japaner in Straßenarbeiterkluft emsig damit beschäftigt, Häuser mit Papiertüchern abzuwischen, Gräser und Blätter aufzusammeln und die Erde - wo es geht - fünf Zentimeter tief abzutragen.
https://www.aerztezeitung.de/Panoram...ng-375856.html
In "meinem" Artikel geht es eher um negative Auswirkungen:Als der 18-jährige Noriaki Imai im April 2004 von einer bewaffneten Gruppe im Irak als Geisel genommen wurde, löste diese Tat in seinem Heimatland Japan eine Hasskampagne aus – nicht gegen die Entführer, sondern gegen Noriaki Imai selbst...Imai wurde wie seinen beiden Mitgefangenen vorgeworfen, er habe ohne „Eigenverantwortung“ (Japanisch: jiko sekinin) gehandelt. Sie seien freiwillig das Risiko eingegangen, in ein gefährliches Land zu reisen – warum sollte die Regierung sie mit dem Geld der Steuerzahler retten?
Das sich Erfolg und Absturz in einer kapitalistischen Gesellschaft für den Einzelnen eher wie ein Monopoly-Glücksspiel ausnimmt und nicht unmittelbar mit Leistungsvermögen/-wille zusammenhängt – auf diesen Trichter kommen immer mehr Gesellschaftswissenschaftler. Und nur die seicht gebildeten Gemüter mit pre-pubertärer geistiger Kurzatmigkeit - also die Jan Fleischhauers dieser Welt – verschließen davor noch die Augen.
Das eine Wert-verwertende Gesellschaft wie die unsere mit ziemlicher Gleichgültigkeit menschlicher Selbstverwirklichungspotentiale gegenübersteht und einzig eine Selbstverwirklichung promotet, oder teilwiese gar nur zulässt, die in ihr Verwertungskonzept passt, dazu brauchten wir nicht mal Teddy, noch nicht mal olle Marx … auf den Trichter kam schon Hegel und ekelte sich vor der Moderne. Aber scheinbar reichen auch zwei Jahrhunderte noch nicht um zu verstehen.
In einer solch besch..eidenen Gesellschaft sich noch vor die Verlierer zu stellen und zu meinen: „selber Schuld“ ist schon längst nicht mehr zynisch sondern einfach nur noch dumm und zeugt von der völligen Preisgabe humanistischen Anspruchs vor einer unbegriffenen Ökonomie, die nur solange Spaß macht, wie man selber noch keine Hypothek auf die Theaterstraße aufnehmen muss. Der Film „Der Schacht“ lässt grüßen.
Tragischerweise scheint gerade der Erfolg in dieser Ökonomie noch mehr vor deren kritischer Durchdringung zu bewahren.
Aber naja, die japanischen Intellektuellen neigten schon immer dazu, John Rawls für einen Marxisten und Heidegger für unschlagbar zu halten. Da kann ja nix werden …
Ja wirklich, das hätte ich etwas detaillierter erklären sollen. Aber ich wollte nicht allzu historisch und OT werden.
Also:
Eigenverantwortung wird in Amerika gern als siamesischer Zwilling von Gewaltbereitschaft aufgefaßt. Wie gesagt, die mir bekannte These dazu führt das auf den Bürgerkreig 1861 ff. zurück. Heute heißt das etwa "freie Waffen für freie Bürger". Was das bewirkt, kennen wir ja alle zur Genüge. Und Anschläge auf Staatsoberhäupter gehören ja in Amerika zu den unbewältigten Traumata.
Ich höre gerde im WDR 3 ein Korrespondentin, die von einem bislang als "kalt" verstandenen Bürgerkreig sprach, der jetzt "heiß" wird.
Das ist meiner Meinung nach die jeweils kulturell unterschiedliche Kehrseite der Eigenverantwortung, die in Japan (back to Topic) in massiven Schuldgefühlen des Einzelnen, der sich eben mal nicht wehren / helfen konnte und Hilfe der Gemeinschaft brauchte, endet.
Wer nicht kotzt, ist nicht am Limit
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