Independant Publishing Network (Kindle/2018)
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An den Wochenenden sieht man sie in oft düsterer oder paramilitärischer Kleidung an den Eingängen von Clubs, Eventhallen und anderen Orten stehen, an denen Menschen in größeren Mengen und oft mit größeren Mengen an Stimulantien zusammen kommen um Musik zu hören, zu tanzen oder noch mehr Stimulantien zu sich zu nehmen – oft mit der Hoffnung verbunden, an diesem Abend nicht allein ins Bett gehen zu müssen. Manche kommen alleine, manche in Kleingruppen und manchmal auch in größeren. Sie haben oft eine anstrengende oder zumindest nervige Woche hinter sich und wollen sich nun eigentlich nur amüsieren. Und diese Männer an den Türen oder den Eingangstoren sind ein Hindernis auf dem Weg zu dem Ort, an dem man sich die Erfüllung seiner kleinen Träume erhofft.

Diese Männer – und meistens sind es noch Männer – scheinen zu bestimmen, wer in einen Laden oder eine Veranstaltung hinein darf, wer draußen bleiben muss, oder – in etwas selteneren Fällen – wer auch wieder gehen muss. Die Regeln dazu stammen in der Regel direkt aus dem Ordnungs- und Strafrecht (Altersbeschränkungen, Waffenschutzgesetze etc.) oder aus der Politik des jeweiligen Arbeitergebers der Aufpasser (Bekleidungsvorschriften, Grad der offensichtlichen Vorintoxination und eventuell ein schon bestehendes Hausverbot). Heutzutage hängen hinter diesen Aufpassern oft auch noch Kameras, die ihr Vorgehen filmen und es so für spätere Prozesse – auch gegen sie selbst - beurteilbar machen.

Als Matt Stait, der Autor dieses Buchs an den Türen angefangen hatte, da gab es diese Kameras noch nicht und der private Sicherheitsbereich regulierte sich in der Regel selbst. Wer an einer Tür Ärger machte, musste schon mal mit einer heftigen Tracht Prügel rechnen und sicherlich hat der ein oder andere Türsteher auch über die Stränge geschlagen und seine vermeidliche Machtposition ausgenutzt – auch wenn er dann oft nicht lange an einer Tür stehen blieb, was aber für einen potentiellen Gast mit gebrochenem Kiefer nicht unbedingt ein Trost gewesen sein dürfte. Deswegen wurde in den 90ern in Großbritannien auch ein Lizensierungssystem für Türsteher eingeführt, das mit einer sehr kurzen Schulung verbunden gewesen ist und durch das viele eher ungeeignete Personen den Weg an die Türen fanden. Neben der Lizensierung bestimmen die neuen Regeln genau, was ein Türsteher darf – und was nicht. Und die Leute auf der anderen Seite der Tür kennen diese Regeln genau und können so selbst für gewissenhafte Aufpasser große juristische Probleme erzeugen. Wobei es nach Zeitungsberichten so scheint, als ob die Brutalität von Gästeseite aus immer mehr zunimmt. So gab es vor Kurzem eine Phase, in der man damit rechnen musste, dass Säuren auf Kopfhöhe durch den Luftraum einer Kneipe oder eine Clubs schoß – was aber in diesem Buch keine Erwähnungen findet. Wahrscheinlich hatte der Autor das Glück, damit keine Erfahrung machen zu müssen.

Diese Probleme und die Beschreibung der Vorher-Nachher-Situationen sind ein beträchtlicher Teil dieses Buchs und in diesem Teil finden sich genauso viele amüsante, wie auch erschreckende Beispiel e(schwerpunktmäßig für Bristol) von Kontakten zwischen Gästen und Türstehern. Doch daneben beschreibt Stait auch die allgemeine ökonomische Struktur dieser Tätigkeit, die guten und schlechten Team-Player an der Tür und wie sehr ein gutes eingespieltes Team dabei halfen kann, Situationen zu entschärfen, bevor sie zu ‚Situationen‘ werden. Er beschreibt Festival-Arbeit, Personal Security, das zufällige Treffen von Lemmy von Motorhead in einem Kasino, Drogenhändler und Gangmitglieder, die Gefährlichkeit von kleinen, zarten, feengleichen 20-Jährigen mit einem zerbrochenen Glas in der Hand und ähnliche Dinge.

Aber er beschreibt auch Kameradschaft, das Lernen von Konfliktbewältigungen, seinen eigenen Zugang zu den Kampfkünsten, den Unterschied zwischen Sparring, Wettkampf und einem Kampf auf der Straße und was ihn schließlich dazu veranlasst hat, aus dem Türstehermilieu auszusteigen und nur noch unterrichtend tätig zu sein – unter anderem auch in einer wohltätigen Organisation gegen Gewalt auf britischen Straßen.

Das Buch springt ein wenig zwischen den Themen hin und her – so gibt es einen kurzen Ausflug in die Kampfkunst-Lernerfahrungen, der nicht wirklich thematisch allzu eng mit dem Rest der Geschichte verbunden wird und gelegentlich haben Kapitel Überschriften, die nur ein Spezialist mit dem dann Beschriebenen in Einklang bringen kann, wie z.B. über Wing Chun. Ähnliches gilt übrigens auch für den Titel des Buchs, denn die ehemaligen japanischen Ritter und ihr Ehrenkodex – Bushido - finden innerhalb des Buchs eigentlich gar keine Erwähnung. Daneben gibt es in dem Skript einige sehr konsequente Wortfehler. Das Possesiv-Pronomen ‚their‘ und auch die Phrase ‚they’re‘ werden in der Regel als ‚there‘ beschrieben und auch sonst werden öfter Worte durch ihre Homonyme ersetzt, was das Lesen ein wenig irritierend machen kann. Da wäre ein Nach-Lektorat wirklich begrüßenswert.

Ansonsten aber sehr interessant und stellenweise auch unterhaltsam.

K.-G. Beck-Ewerhardy(Eigenzitat aus amazon.de