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Thema: Sich vor einem KO Schlag schützen auf der Straße

  1. #76
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    Zitat Zitat von Tantal Beitrag anzeigen
    Würde noch "Meditations on Violence" von Rory Miller empfehlen
    Ich würde noch "Scaling Force" vom gleichen Autor drauflegen, da geht es konkret um unterschiedliche Eskalationsstufen und angemessene Techniken. Einen ähnlichen Ansatz findet man auch bei dem (grapplingorientierten) Werk "Dirty Ground" von Wilder und Kane, die jede Technik in drei Varianten vorstellen: Wettkampf, "Drunkle" (= Beenden einer sich anbahnenden Eskalation mit Betonung auf Schutz der betreffenden Person) und "Combat" (= "deadly force", jede Technik durch Tritte und Schläge vorbereiten, am Boden immer zum Kopf nachtreten). Finde ich persönlich ganz gut gemacht (auch wenn einige Rezensionen mässig gut waren, aber darüber kann man streiten), weniger um konkrete Techniken zu übernehmen, sondern mehr um das Konzept zu verstehen. Miller umgeht derartige Diskussionen m.E. meist dadurch, dass er weniger Techniken zeigt, sondern mehr beschreibt.

    Beste Grüsse
    Period.

  2. #77
    Ervin Gast

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    Stimme Zu!

  3. #78
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    Zitat Zitat von Atrainer Beitrag anzeigen
    Sehr interessante Antworten, hat Spaß gemacht zu lesen!

    Frage in die Runde: gibts da Bücher zu dem Thema, wie man sich in einer SV Situation verhält? Hat jemand Empfehlungen?

    Grüße!
    De Beckar, Miller und die große Website von MacYoung hätte ich auch empfohlen.
    Was ich auch ziemlich gut finde ist "Das Strassenkampfhandbuch: Verteidigung gegen Überraschungsangriffe, Schlägertypen und Hinterhalte" von Peyton Quinn (ich habe es auf Englisch gelesen, weiß nicht wie gut die Übersetzung ist). Der Titel klingt sehr reißerisch und billig aber Quinn scheint ein kluger Kopf zu sein, mit viel Erfahrung, und neben den Techniken gibt es gute Gedanken und Bemerkungen zu Psychologie, Taktik und Strategie. Und er kann auch ziemlich humorvoll sein.
    Tai Chi Chuan und Qigong in Neukölln und Treptow, Berlin: cloudhand-taichi.berlin

  4. #79
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    Zitat Zitat von GilesTCC Beitrag anzeigen
    De Beckar, Miller und die große Website von MacYoung hätte ich auch empfohlen.
    Was ich auch ziemlich gut finde ist "Das Strassenkampfhandbuch: Verteidigung gegen Überraschungsangriffe, Schlägertypen und Hinterhalte" von Peyton Quinn (ich habe es auf Englisch gelesen, weiß nicht wie gut die Übersetzung ist). Der Titel klingt sehr reißerisch und billig aber Quinn scheint ein kluger Kopf zu sein, mit viel Erfahrung, und neben den Techniken gibt es gute Gedanken und Bemerkungen zu Psychologie, Taktik und Strategie. Und er kann auch ziemlich humorvoll sein.
    Humor haben sowohl Quinn als auch MacYoung zuhauf, und ich lese beide Autoren sehr gerne. ABER die rechtliche Seite ist bei Quinn und den älteren Büchern von MacYoung potentiell problematisch - es sind primär "Anleitungen, wie man sich in einer Klopperei behauptet", gewürzt mit Anekdoten aus dem Leben der Verfasser. Das Gleiche gilt im Übrigen aus meiner Sicht auch für vieles, was Geoff Thompson geschrieben hat. Was fehlt, ist eine grundlegende Aufklärung darüber, was Notwehrrecht und was Notwehrüberschreitung ist. Das können diverse Bücher von Miller abdecken, oder auch neuere Bücher von MacYoung z.B. "In the name of self-defense».

    Beste Grüsse
    Period.

  5. #80
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    Zitat Zitat von Katamaus Beitrag anzeigen
    Nur weil es die (oder eine gute) Lösung ist, heisst ja nicht, dass sie immer erreichbar ist. Ich glaube auch nicht, dass das immer nur die eigene Geschicklichkeit oder Achtsamkeit war, sondern mindestens ebenso viel Glück. Die Diskussion hatte ich mal mit Terry O‘Neil, der dann meinte, manchmal gäbe es eben keinen Ausweg mehr und dann gäbe es nur noch den Kampf. Bei allen finsteren Spelunken in denen ich mich früher herumgedrückt habe. Der ist aus Liverpool. Das ist vermutlich ne andere Nummer und irgendwann schlägt das Gesetz der großen Zahl eben zu (literally).
    Genau so. Oder wie folgt ...



    Zitat Zitat von Atrainer Beitrag anzeigen
    Sehr interessante Antworten, hat Spaß gemacht zu lesen!

    Frage in die Runde: gibts da Bücher zu dem Thema, wie man sich in einer SV Situation verhält? Hat jemand Empfehlungen?

    Grüße!
    Wie hier schon genannt wurde, schau dir Bücher von Rory Miller an.

    Dem abseits anfügen, würde ich gerne Bücher wie "In eisige Höhen" und das Buch "Blauwasserleben". Das sind solide Bücher, welche sich mit Tatsachenberichten bezüglich physischer-, psychischer- & eben auch "Natur-" Gewalt befassen. Gute Lehrbücher waren mir auch immer "Taboo 1, Taboo 2 und Taboo 3" von Wolfgang Hausner, der als erster auf seinem selbstgebautem Katamaran (Zwei-Rumpf-Schiff) einhand die Welt umsegelt ist. Zum Thema "Kopfkino in extremen Situationen" fand ich das Buch "Tosende Stille" von Janice Jakait sehr gut.

    Ich bin mir durchaus bewusst, das diese Buchempfehlungen nur im "sehr weit gedachten Sinn", sich mit dem Thema Kampfkunst, Kampfsport oder Selbstverteidigung befassen.
    Zumindest eventuell in der Wahrnehmung des Standard KK-/KS-/SV-Praktizierenden.

    Imho steckt da aber mehr drin.

    Wenn es darum geht Personen zurück zu lassen, und damit ihr leben zu beenden, in fernen Landen mit Mord & Gewalt klar zu kommen, sich gegen Eingeborene oder Piraten erwähren zu müssen, oder wenn riesige Frachtschiffe auf einen zurollen und deine Handlungen in den nächsten Minuten über Leben und Tod entscheiden, ist das genau das was die SV aus macht: Survival. Die Bücher haben eins gemeinsam - das sich in unvorhersehbaren Situationen entschieden werden musste. Und auch wenn man in Teilen anfügen kann, das sich die Leute doch selber in ihr "Schicksal" begeben haben, stimmt das nicht ganz. Denn keiner, auch das Umfeld der Protagonisten, konnte/wollte mit diesen Konsequenzen rechnen. Es kommt sowieso anders, als man sich das vorstellen hätte können.

    Ich bin mit meinem "Vater/Stiefvater" einmal um die Welt gesegelt. Ein Mann und ein heranwachsender, über Wochen bis Monate ohne Land in Sicht eingesperrt auf einem Schiff, ist eine brisante Situation. Insofern würde ich auch gerne diese Bücher zum Thema SV empfehlen wollen.

    lg

  6. #81
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    Zitat Zitat von period Beitrag anzeigen
    Humor haben sowohl Quinn als auch MacYoung zuhauf, und ich lese beide Autoren sehr gerne. ABER die rechtliche Seite ist bei Quinn und den älteren Büchern von MacYoung potentiell problematisch - es sind primär "Anleitungen, wie man sich in einer Klopperei behauptet", gewürzt mit Anekdoten aus dem Leben der Verfasser. Das Gleiche gilt im Übrigen aus meiner Sicht auch für vieles, was Geoff Thompson geschrieben hat. Was fehlt, ist eine grundlegende Aufklärung darüber, was Notwehrrecht und was Notwehrüberschreitung ist. Das können diverse Bücher von Miller abdecken, oder auch neuere Bücher von MacYoung z.B. "In the name of self-defense».

    Beste Grüsse
    Period.
    Da hast du recht. Allerdings scheint mir das US-amerikanisches Recht hinsichtlich Selbstverteidigung sowieso oft nicht deckungsgleich mit dem deutschem zu sein. Daher würde ich mich nur nach Quellen orientieren, die vernünftige Erklärung/Exegese der deutschen Gesetzen bieten.
    ...Ich habe mich schon selber ein bisschen damit auseinandergesetzt aber kennt jemand ein gutes Buch, eine gute Website o.ä, das/die diese deutschen Gesetze konsequent erklärt und auch (Praxis)beispiele dafür gibt?
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  7. #82
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    Zitat Zitat von GilesTCC Beitrag anzeigen
    Da hast du recht. Allerdings scheint mir das US-amerikanisches Recht hinsichtlich Selbstverteidigung sowieso oft nicht deckungsgleich mit dem deutschem zu sein. Daher würde ich mich nur nach Quellen orientieren, die vernünftige Erklärung/Exegese der deutschen Gesetzen bieten.
    ...Ich habe mich schon selber ein bisschen damit auseinandergesetzt aber kennt jemand ein gutes Buch, eine gute Website o.ä, das/die diese deutschen Gesetze konsequent erklärt und auch (Praxis)beispiele dafür gibt?
    Zum Einstieg:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Notwehr_(Deutschland)

    Der übliche KKB-Link, wenn mal wieder jemand mit "Verhältnismäßigkeit" kommt:
    https://www.kampfkunst-board.info/fo...a-Recht-und-SV

    Von einem ehemaligen Richter des Bundesgerichtshofs mit Praxisbeispielen:
    Notwehr: Das Recht muss dem Unrecht nicht weichen

    Ansonsten einschlägige Foren:
    https://www.juraforum.de/lexikon/notwehr
    Geändert von Pansapiens (07-06-2020 um 14:23 Uhr)

  8. #83
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    Zitat Zitat von GilesTCC Beitrag anzeigen
    Da hast du recht. Allerdings scheint mir das US-amerikanisches Recht hinsichtlich Selbstverteidigung sowieso oft nicht deckungsgleich mit dem deutschem zu sein. Daher würde ich mich nur nach Quellen orientieren, die vernünftige Erklärung/Exegese der deutschen Gesetzen bieten.
    ...Ich habe mich schon selber ein bisschen damit auseinandergesetzt aber kennt jemand ein gutes Buch, eine gute Website o.ä, das/die diese deutschen Gesetze konsequent erklärt und auch (Praxis)beispiele dafür gibt?
    Konkret habe ich dazu nur den Titel hier gefunden: https://www.amazon.de/Notwehrrecht-P.../dp/1484168305 Habe es aber selbst nicht (ich habe nur 2010-2012 in Deutschland gewohnt) und kann daher nur auf die Amazon-Rezensionen verweisen, ganz abgesehen davon, dass ich kein Jurist bin. Ansonsten glaube ich mich zu erinneren, dass in den deutschen Übersetzungen der MacYoung-Bücher vom Kahnertverlag hinten so ein Kurzabriss zum Notwehrrecht eingefügt war, allerdings waren das nur so 1-2 Seiten glaube ich und natürlich alles andere als rechtsverbindlich.

    Beste Grüsse
    Period.

  9. #84
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    PS: anschauliche Beispiele gibts auch hier: https://www.anwalt.org/notwehr/ und hier https://www.strafrechtsiegen.de/notwehr-strafrecht/ - allerdings, wie gesagt, ohne Gewähr meinerseits.

  10. #85
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    Danke, Pansapiens und Period!

    Die KKB-Seite kannte ich schon, und ist schon gut, aber manches dabei ist für mich neu und sieht sehr interessant aus. Und natürlich ohne Gewähr, spricht für sich.
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  11. #86
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    Zitat Zitat von GilesTCC Beitrag anzeigen
    Da hast du recht. Allerdings scheint mir das US-amerikanisches Recht hinsichtlich Selbstverteidigung sowieso oft nicht deckungsgleich mit dem deutschem zu sein. Daher würde ich mich nur nach Quellen orientieren, die vernünftige Erklärung/Exegese der deutschen Gesetzen bieten.
    ...Ich habe mich schon selber ein bisschen damit auseinandergesetzt aber kennt jemand ein gutes Buch, eine gute Website o.ä, das/die diese deutschen Gesetze konsequent erklärt und auch (Praxis)beispiele dafür gibt?

    Ich habe bis kurz vor dem ersten Staatsexamen Jura studiert, wenn trotz der Bücher oder Texte Fragen zum Notwehrrecht bestehen, kann ich versuchen die zu beantworten. Wobei man immer dazu sagen muss, dass sich jeder Einzelfall oft so unterscheidet, dass pauschale Antworten oft nicht möglich sind.

  12. #87
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    Zitat Zitat von MTrookie Beitrag anzeigen
    Moinsen Leute !

    Kurz zu mir, da ich ja hier ein Neuling bin:

    Habe bis vor einiger Zeit 2 Jahre Muay Thai( inkl. Wettkampferfahrung 1x) gemacht und war sonst ein stiller Mitleser.

    Ich sehe in letzter Zeit sehr oft Videos von irgendwelchen Prügeleien auf der Straße( normales 1vs1 ohne Waffen) und manchmal fliegen die Leute da so schnell auf den Boden, weil sie einen KO Schlag abbekommen haben.

    Da frage ich mich, weil ich die Erfahrung noch nie hatte:

    Seid ihr schon mal auf der Straße KO gegangen durch einen schnellen Schlag, den ihr nicht kommen gesehen habt oder sogar mitten in der Kampfsituation wart und seid trotzem k.o. gegangen?

    Wie sind da so die Wahrscheinlichkeiten, wenn ein unerfahrener Straßenproll auf einen Kampfsportler los geht, dass der den k.o. schlägt? Und wie schützt man sich am besten so ohne Handschuhe davor?

    Es wird ja immer mehr so gezeigt, wie und wohin man schlagen soll aber wie man sich selber vor solchen Schlägen schützt wird nie so richtig thematisiert

    Ich freue mich auf eure Erfahrungen !
    Hatte die Erfahrung auf der Straße K.O. zu gehen bisher auch noch nicht.

    Wahrscheinlichkeitsberechnungen sind immer schwierig.

    Meiner Meinung nach kann Jeder Jeden und jederzeit K.O. schlagen, d. h. auch der Straßenproll den Kampfsportler. Einmal nicht aufgepasst und schon fängste Dir ein Ding aus einem unorthodoxen Winkel und wenn dieses Ding noch zufällig den richtigen Punkt erwischt, dann gehen auch beim Kampfsportler die Lichter aus.

    Wüsste nicht, wieso das anders sein sollte, nur weil jemand Kampfsport trainiert und Sparring sowie ggf. Wettkämpfe betreibt. Klar, man hat als Kampfsportler ein gewisses technisches Repertoire, man ist unkooperative Auseinandersetzungen gewohnt und man hat zumeist ein paar Attributes (Timing, Hand-Auge-Koordination, Schnellkraft, Ausdauer, wettkampftaktisches Verhalten etc.) entwickelt, aber ... ne Toaster-Garantie ist das nicht.

    Wahrscheinlich ist es unwahrscheinlich. Aber was bringt es Dir, wenn Du zu den unwahrscheinlichen 2 % gehörst? Und Kampfsportler zu sein, bedeutet jetzt auch nicht unbedingt immer auf mittlerem bis hohem Niveau zu kämpfen. Manche Leute betreiben Kampfsport und das dazugehörige Sparring ohne jemals Wettkämpfe bestritten zu haben. Die sind de facto ebenfalls Kampfsportler.

    Tatsächlich ist es so, dass Kampfsportler manchmal sogar mit irgendwelchen unorthodoxen Wirtshausschlägen weniger gut klarkommen, da sie es gewohnt sind, dass der bisherige Wettkampfgegner in einer gewissen Matrix angreift, die aufgrund gleicher Ausbildung und ähnlichem Kampfverhalten einfacher auszurechnen und zu verteidigen ist.

    Gerade Boxer haben es da schwierig. Sie sind zwar Experten in der Faustdistanz, sind im Striking aber ziemlich limitiert und gewöhnen sich durch die dicken Handschuhe in puncto Verteidigen auf der Straße ein falsches Sicherheitsgefühl an. Darüber hinaus, wer als Boxer nie gelernt hat mit nackten Fäusten zu kämpfen und nicht von Boxring auf Straße umstellen kann, vielleicht statt der Faust die offene Hand benutzt ... der bricht sich tendenziell in einer Schlägerei die Pfote. Kickboxer würde ich da genauso zur Risikogruppe zählen.

    Bei Muay Thai´lern sieht das dann schon anders aus, weil sie es eben auch gewohnt sind Knie- und Ellbogenstöße/-schläge, gedrehte Backfists usw. zu verteidigen. Abgesehen davon entstammt Muay Thai dem Muay Boran und das ist definitiv eine effektive Kampfkunst. Und ja, bei den MMA´lern hast Du eine ausgewogene Stand-Up-Ausbildung aber eben auch gute Grapplingskills, die definitiv gegen den Straßenproll wirksam eingesetzt werden können ... so lange es nur ein Straßenproll ist.

    Aber selbstverständlich können die vorgenannten Kampfsportler alle durch einen Schlag aus dem Nebel des Grauens niedergestreckt werden.
    Sagt ja jetzt niemand, dass unser gedachter Straßenproll ein schmächtiges Bürschlein sein muss. Wenn jemand viel Fitness macht oder einfach nur Kräfte
    wie ein Bär besitzt, dann ist das auch was für die Waagschale, ja.

    Was macht man?

    Wo immer es geht Distanz halten. Distanz schützt. Distanz verschafft Reaktionszeit.

    Aber ... natürlich ist das leicht daher gesagt, denn ein Straßenkampf ist nunmal kein Ring und auch kein Käfig, in dem ich Pirouetten drehen kann. Manchmal finden Auseinandersetzungen in sehr beengten Lokalitäten oder inmitten einer Menschenmenge statt. Hier ist der zuvor genannte Tipp dann schonmal für den Popo ...

    Auf gute Deckung achten. D. h. Hände/Unterarme zum Schutz nach oben nehmen. Die Arme müssen im Verhältnis zur Größe des Gegners angehoben werden. Wenn Dein Gegner also ein 1,98 m-Mann ist, dann musst Du die Arme höher nehmen als wenn der Straßenproll nur 1,75 m groß ist.

    Tendenziell mit den Armen eher die Zentrallinie schützen, denn falls Du mit den Armen parallel zueinander stehend deckst, hast Du meistens in der Mitte doch eine kleine Lücke und auf der Außenbahn gibt es auch genug Lücken, schließlich hast Du keine Handschuhe in Ballon-Größe an. Deckst Du die Zentrallinie, weißt Du wenigstens schonmal, dass auf dieser Linie eher weniger vom Gegner kommen kann, da Du hier zumachst und selbst wenn doch was kommt, kannst Du hier gut direkt kontern, blocken, was auch immer. Zudem wird der unausgebildete Straßenproll wahrscheinlich seltener schöne 1-2-Jab-Cross-Kombinationen schlagen, sondern vielmehr unsaubere Schwinger, Overhooks, Backfists und Hammerfäuste ... nicht weil er hierin besonders versiert ist, vielmehr aus primitiven Instinkten. Zentralliniendeckung heißt demnach auch, dass Du Angriffe eher auf der Außenbahn antizipieren kannst, was Dir einen Vorteil in der Verteidigung verschaffen sollte.

    Was Verteidigung betrifft. Lerne gut zu covern, also Triangle-Cover/Thai-Cover mit und ohne Supportframe, hier läuft z. B. Muay Thai als Kampfsport und Kali/Panantukan als Kampfkunst ganz gut in Deine Toolbox rein.

    Ansonsten empfehle ich Dir den nach vorne gestoßenen Speer-/Kranichblock zu lernen. Ein ganz nützlicher Block, der vielseitig gegen Schwinger, Overhooks und auch gegen Stockangriffe eingesetzt werden kann. Findest Du im Kung Fu (z. B. Bak Hok Pai/Weißer Kranich, Fu Hok Pai/Hung Gar Kuen/Tiger- und Kranich-Stil, Choy Lay Fut, Wing Chun, Wing Tsun) im Karate (Okinawa-Stile aber auch Shotokan) und auch im Taekwondo, was jetzt aber nicht bedeutet, dass Du es in einer dieser Kampfkünste bis zur Meisterschaft bringen musst. Dieser Block wurde auch von diversen Selbstverteidigungssystemen adaptiert, u. a. Krav Maga. Falls Du diesen flachwinkligen Block einsetzt, dann solltest Du aber unbedingt in den Mann und in den Clinch gehen, also Distanzverkürzung nach vorne, um dem besoffenen Schwinger die Beschleunigung und damit die Energie zu stehlen, den Schwinger-Arm zu kontrollieren sowie um den Gegner anschließend im Nahkampf mit massiven Ellbogen oder Knien zu bearbeiten, vielleicht seine Balance durch einen Fußfeger zu stören oder ihn zu grappeln. D. h. hier willst Du den gegnerischen Schwinger frühzeitig blockieren, ihn entschärfen bevor er volle Fahrt aufnehmen kann und dann das Problem, dass Dein Gegenüber darstellt, im Infight final aus der Welt schaffen.

    Wenn Du jetzt ein Jeet Kune Do-Typ bist und von der Idee des Intercepting angetan sein solltest, dann bitte nicht mit einem Vertikalfauststoß den Schwinger abfangen wollen, ja. Natürlich hast Du die gerade Linie und wirst wahrscheinlich zuerst treffen. Aber falls Du ein Hämpfling bist und der Straßenproll besagter Bär, dann frisst er Deinen JKD-Vertical Punch und fegt Dich kurz darauf mit seinem besoffenen Schwinger, der ebenfalls schon unterwegs ist, von der Bühne. Es sei denn Du hast jetzt einen ordentlichen Straight Lead zu bieten ... wie dieser Schauspieler damals, der nicht kämpfen konnte ... wie hieß der denn noch gleich? Egal.

    Falls Du auf direkte und offensive Verteidigung stehst, ist es stattdessen viel geiler mit einem Overhand-Cross bzw. einem Korkenzieherpunch auf der Innenbahn mitzuschlagen und dabei mit der anderen Hand gleichzeitig etwas zu decken. Du hast dadurch den Vorteil, dass Du auf der Innenbahn ebenfalls das Rennen, wer wem zuerst auf die Fresse schlägt gewinnst, aber gleichzeitig auf den seitlichen Kopfschutz, den Dein angehobener Bizeps und Deine Schulter Dir bei der Schlagausführung bieten, vertrauen kannst. Zusammen mit der zweiten Deckungshand, sollte Dich das vor dem besoffenen Schwinger weitestgehend abschirmen, während Du gleichzeitig nach vorne angreifst.

    Schaust einfach mal, was für Dich funktioniert. Andererseits, was weiß ich schon ...
    Geändert von Theorie & Praxis (12-01-2021 um 00:02 Uhr)

  13. #88
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    Zitat Zitat von MTrookie Beitrag anzeigen
    Moinsen Leute !

    Kurz zu mir, da ich ja hier ein Neuling bin:

    Habe bis vor einiger Zeit 2 Jahre Muay Thai( inkl. Wettkampferfahrung 1x) gemacht und war sonst ein stiller Mitleser.

    Ich sehe in letzter Zeit sehr oft Videos von irgendwelchen Prügeleien auf der Straße( normales 1vs1 ohne Waffen) und manchmal fliegen die Leute da so schnell auf den Boden, weil sie einen KO Schlag abbekommen haben.

    Da frage ich mich, weil ich die Erfahrung noch nie hatte:

    Seid ihr schon mal auf der Straße KO gegangen durch einen schnellen Schlag, den ihr nicht kommen gesehen habt oder sogar mitten in der Kampfsituation wart und seid trotzem k.o. gegangen?

    Wie sind da so die Wahrscheinlichkeiten, wenn ein unerfahrener Straßenproll auf einen Kampfsportler los geht, dass der den k.o. schlägt? Und wie schützt man sich am besten so ohne Handschuhe davor?

    Es wird ja immer mehr so gezeigt, wie und wohin man schlagen soll aber wie man sich selber vor solchen Schlägen schützt wird nie so richtig thematisiert

    Ich freue mich auf eure Erfahrungen !
    Richtig K.O. bin ich auf der Straße noch nie geschlagen worden, aber nach mehreren Schlägen umgefallen aber dann wieder aufgestanden.
    Was die Wahrscheinlichkeit angeht das ein Proll einen trainierten VK-KSler umhaut liegt bei knapp 10% außer er kommt mit Waffen oder mehreren Angreifern
    oder er greift von hinten an. Dann erhöht sich die Wahrscheinlichkeit auf 90%.

  14. #89
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    Zitat Zitat von Theorie & Praxis Beitrag anzeigen
    Gerade Boxer haben es da schwierig. Sie sind zwar Experten in der Faustdistanz, sind im Striking aber ziemlich limitiert und gewöhnen sich durch die dicken Handschuhe in puncto Verteidigen auf der Straße ein falsches Sicherheitsgefühl an. Darüber hinaus, wer als Boxer nie gelernt hat mit nackten Fäusten zu kämpfen und nicht von Boxring auf Straße umstellen kann, vielleicht statt der Faust die offene Hand benutzt ... der bricht sich tendenziell in einer Schlägerei die Pfote. Kickboxer würde ich da genauso zur Risikogruppe zählen.

    Bei Muay Thai´lern sieht das dann schon anders aus, weil sie es eben auch gewohnt sind Knie- und Ellbogenstöße/-schläge, gedrehte Backfists usw. zu verteidigen. Abgesehen davon entstammt Muay Thai dem Muay Boran und das ist definitiv eine effektive Kampfkunst.
    ich würde es genau anders herum sehen. die amateurschule guter boxer und kickboxer hat zum ziel, treffer zu vermeiden und nicht einzustecken und auszuteilen, dies ist grober unsinn. dies wird. eher im Mt aufgrund der ringtraditition der profi thais gelehrt. dort wird nämlich gerne eingesteckt und gekontert oder zurückgefighted.

  15. #90
    Theorie & Praxis Gast

    Standard

    Zitat Zitat von marq Beitrag anzeigen
    ich würde es genau anders herum sehen. die amateurschule guter boxer und kickboxer hat zum ziel, treffer zu vermeiden und nicht einzustecken und auszuteilen, dies ist grober unsinn. dies wird. eher im Mt aufgrund der ringtraditition der profi thais gelehrt. dort wird nämlich gerne eingesteckt und gekontert oder zurückgefighted.
    Sehe ich anders.

    Im Boxen und Kickboxen, aber eher im Boxen, arbeitest Du teilweise (nicht nur, aber teilweise) mit Passivblöcken, die Du nur effektiv nutzen kannst, weil Du große Handschuhe trägst, der Rest der Defense besteht vorrangig aus Schrittarbeit und Meidbewegungen. Schrittarbeit kannst Du allerdings in engen Räumlichkeiten vergessen und Meidbewegungen sind okay, wenn die boxertypischen Punches angeflogen kommen, aber bei unorthodoxen Schlägen aus dem Halbfeld manchmal nicht ausreichend.

    Auch wenn es bei den Thai´s eine Kultur des Austeilens und Einsteckens gibt, die auf harter Konditionierung basiert und auch wenn bei den Thai´s weniger geboxt wird, weil boxertypische Punches im Wettkampf weniger scoren als Kicks, so sind die Thai´s es gewohnt, dass sie die Ellbogenlinien verteidigen müssen und die kommen vertikal von oben nach unten, vertikal von unten nach oben, diagnonal, horizontal, gestoßen und aus der Drehung heraus - und hier kannst Du kaum was einstecken, hier küsst Du den Ringboden, falls Dich ein Ellbogen volle Kanne und aus der Dynamik heraus in der Visage trifft. Zudem sind viele Thai-Blöcke auch ohne Handschuhe effektiv ... man denke z. B. an den "Vampire Guard".

    Last but not least und wie schon geschrieben ... kommt Thaiboxen aus dem Muay Boran und das wiederum ist eine effektive Selbstverteidigungskunst, die gegen so ziemlich alles verteidigen muss, da früher auf dem Schlachtfeld benutzt. Es ist also wahrscheinlich, dass eine gute Thai-Schule neben dem Wettkampftraining auch den "Warrior Style" zur Selbstverteidigung trainiert.

    Natürlich kannst Du sagen, dass Boxen auch vom Bare Knuckle Fighting oder dem Pankration entstammt und daher auch einen Bezug zum nichtsportlichen Kampf aufweist, aber mal ehrlich ... wieviele Boxschulen trainieren Selbstverteidigung?

    Beim Kickboxen ist es vielleicht ein bisschen besser, da Kickboxen die Mischung aus Boxen, Karate und Taekwondo ist. Aber hier dürfte das Selbstverteidigungstraining vom Wettkampftraining doch stärker differieren als es bei den Thaiboxern der Fall sein dürfte.
    Geändert von Theorie & Praxis (12-01-2021 um 13:23 Uhr)

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