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Thema: Rückenschmerzen

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  1. #1
    Ken_zen_ichi Gast

    Standard Rückenschmerzen

    Hallo zusammen,

    Ich trainiere seit 16 Jahren Karate. Seit ca. einem Jahr plagen mich Schmerzen in der Lendenwirbelsäule, die sofort weggehen, wenn ich mit dem Training aufhöre. Orthopädisch ist nichts konkreteres zu finden als eine Ischialgie. Meine Physiotherapeutin tippt auf die tiefliegenden Bauchmuskeln, die ich auch mit Übungen stärke. Trotzdem stellen sich bereits nach einer Trainingseinheit wieder Schmerzen ein.

    Wer hat ähnliches erlebt und ist seine Schmerzen dann erfolgreich los geworden? Was waren die Ursachen?

    Oss, Matthias

  2. #2
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    Standard

    Das Problem habe ich seit Jahren. Ich denke auch, dass es die tiefliegende Bauchmuskulatur ist. Das Problem ist aber nicht, dass die fehlt. Im Gegenteil, die ist reichlich vorhanden. Insofern bringt auch deren Training nur bedingt etwas.

    In meinem Fall glaube ich mittlerweile, dass es an mangelnder Hüftstreckung liegt mit diversen Ursachen: 1. mangelnde Ansteuerung (nicht nur beim Karate, sonder auch beim Stehen, Sitzen, etc.). Lösung: immer wieder aufrichten, Unterbauch anspannen, Rücken gerade, Brust raus auch im Alltag (Büro!); 2. verkürzte Hüftbeuger (sitzende Tätigkeit und Karate ist da auch eher kontraproduktiv). Lösung: Dehnen; 3. muskuläre Dysbalancen. Lösung: Hüftstrecker kräftigen (Beinbizeps, Glutaeus, untere Bauchmuskeln). So viel zum allgemeinen Teil.

    Was Karate betrifft würde ich zunächst versuchen, meine diversen Techniken zu überprüfen: Jacke aus, im Spiegel schauen oder jemanden bitten, sich das mal anzusehen. Noch besser: taktile Hilfe. Du führst Techniken aus und jemand schlägt dir beim Absetzen bzw. im Moment des Kime mit der flachen Hand gegen den Bauch. Dann spürst du das recht schnell. Ich habe z.B. festgestellt, dass die Spannung bei Gyaku Zuki gut ist aber ich bei Oizuki zu sehr aus dem Rücken schiebe und zu wenig aus dem Bauch ziehe, ergo Hohlkreuz. Ebenso bei Fußtechniken oder bei schnellen Rückwärtsbewegungen: zu wenig Bauchspannung und Hohlkreuz.

    Was hilft? Schwierig! Ich würde sagen: Tempo und Anspannung raus. Bewegungen bewusster ausführen und Muskelermüdung sowie Stress (starkes Kumite, hohe Wiederholung, Training bis zur Erschöpfung) zunächst vermeiden, denn sonst greift dein Körper sofort unbewusst auf alte „bewährte“ Muster zurück. Als Kompensation dann lieber die Umfänge erhöhen und lieber separat Kraft und Ausdauer gezielt trainieren. Es fällt schwer aber besser als Aufhören müssen.

    Mal so als allgemeine Anmerkung, was ich seit Jahren beobachte: wir erzählen den Anfängern was von Hara und Bauchspannung. Aber guck dir mal ne typische Karate-Oberstufe an. Da wird alles angespannt, nur der Bauch interessiert irgendwie keinen. Mein Fitnessguru sagt immer so schön: „No turtle, no duck!“ Ich sehe aber haufenweise hochgezogene Schultern, Hohlkreuze, hängenden Hüften wegen zu tiefer Stände etc. Da ist weder was von Hara zu sehen, noch was von an die Athletik angepasster Bewegung. Permanente Überforderung des Körpers als Ziel. Ist das schlau?

    Und jetzt noch allgemeinphilosophischer (weil es mir ein inneres Anliegen ist): wir übernehmen (vermeintlich?) traditionelles japanisches Training mit hohen Umfängen und Wiederholungen. Ochi Sensei hat bspw. mal in einem Interview gesagt, dass der Körper die richtige Form intuitiv findet. Ich glaube das mittlerweile nicht mehr. Das betrifft nur die Talentierten und nur die haben wir in Europa jemals kennengelernt. Die Tausende Knie- und Hüftgeschädigten, deren Knochen bei diesem Training auf der Strecke geblieben sind, haben wir hier nie gesehen. Und das soll die Blaupause für eine Breitensportgruppe von 30-60 jährigen sein? Das soll sich jeder selbst beantworten. Die Anzahl der künstlichen Hüften in DKV/DJKB kann man da gerne mal als Indikator nehmen.

    Hier sind ja ein paar durchaus solide Historiker am Werk. Die können das sicher besser beurteilen als ich. Aber ich frage mich manchmal, ob wir nicht einem im Faschismus wurzelnden Auslesesystem aufgesessen sind, was wir meinen, in den mitteleuropäischen Breitensport übernehmen zu müssen...

    Sorry für die Länge und OT. Aber ich finde, das ist ein weites und wichtiges Feld. Vor allem, weil es um unsere Gesundheit geht. Ich habe meine Schlüsse für mich gezogen: frei machen von härter - schneller - mehr. Das fällt schwerer als hart trainieren. Ich sehe es als meine Zen-Übung. Und in dem Maße, in dem mein Körper es noch zulässt, gebe ich auch immer noch gerne Gas.

  3. #3
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    Zitat Zitat von Ken_zen_ichi Beitrag anzeigen
    Was waren die Ursachen?
    Ich hatte bisher noch keine Rückenschmerzen aber pauschal ist es denke ich schwierig eine Aussage zu den Ursachen zu treffen. Wie von katamaus erwähnt gibt es so wie in vielen Vereinen trainiert wird, viel Potential für Probleme. Zu verspannt, zu ruckartige Bewegungen, keine gute Struktur, zu "aufrecht" (damit meine ich fast schon nach hinten gelehnt - sowas hier: https://www.budokan-hudeev.de/files/...12Ostia/10.jpg ).

    Oder falsche Technik, bspw. bei Tritten - hier geht es nicht um Tritte aber das Fehlerpotential ist das Gleiche - die Kraft wird aus dem lumbar spine und dem unteren Rücken geholt, was belastet (generell guter Channel):

    https://www.youtube.com/watch?v=-CJCLLWB78o

    Noch ein guter Channel - wir machen im Training oft Übungen wie diese hier:

    https://www.youtube.com/watch?v=MWbSJ2FtE5M

  4. #4
    * Silverback Gast

    Standard

    Weil ich das Thema - auch als Nicht-Karateka - interessant finde und selbst immer wieder mal Malaise mit dem Rücken habe, werfe ich mal das Stichwort "Feldenkrais" (gerade auch im Bezug auf die IMHO guten Ausführungen von "Katamaus" oben) in den Ring.

  5. #5
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    Zitat Zitat von FireFlea Beitrag anzeigen
    Danke! Kannte ich noch nicht. Recht Basic aber als Einstieg, wenn man sich mit derlei Thematiken beschäftigen möchte, finde ich den sehr gut.

    Noch ein guter Channel - wir machen im Training oft Übungen wie diese hier:

    https://www.youtube.com/watch?v=MWbSJ2FtE5M
    Auch hierfür Dank! Sehr interessante Sachen, die man mal einbauen kann.

  6. #6
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    Zitat Zitat von Katamaus Beitrag anzeigen
    Danke! Kannte ich noch nicht. Recht Basic aber als Einstieg, wenn man sich mit derlei Thematiken beschäftigen möchte, finde ich den sehr gut.

    Auch hierfür Dank! Sehr interessante Sachen, die man mal einbauen kann.
    Man findet auf beiden Channels einiges, was man direkt in Karate übertragen kann. Seiza bspw.:

    https://www.youtube.com/watch?v=yc5E5XcyMg4

  7. #7
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    Zum Thema Rücken und Verbeugungen (schon mal im Karate gemacht? ). Wenn man sich mal bewusst seiza, wie die Leute aus dem seiza aufstehen oder sich hinsetzen, und Verbeugungen von Leuten am Anfang vom Training ansieht, sagt das aus meiner Sicht schon viel über die Qualität.

    https://www.opb.org/news/article/npr...-their-spines/

  8. #8
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    Zitat Zitat von FireFlea Beitrag anzeigen
    Verbeugungen von Leuten am Anfang vom Training ansieht, sagt das aus meiner Sicht schon viel über die Qualität.
    Jepp und da kann ich mich leider nicht ausnehmen. Ganz einfacher Test zur richtigen Spannung und Körperkontrolle. Vor dem Spiegel mit nacktem Oberkörper förmlich verbeugen.... Was muss ich sehen. Mein Bauch „ploppt“ raus. Also bereits in der einfachsten Bewegung fehlende Bauchspannung. Und das als Trainer.... Aber immer schön den Anfängern was darüber erzählen

    Ich glaube, es hilft bereits enorm, sich gerade in diesen einfachen Bewegungsmustern zu überprüfen und zu korrigieren. Anderes Beispiel ist Yoi. Da kann man auch mal gucken, ob wirklich Spannung im Unterbauch vorhanden ist und somit die Hüfte aufrecht steht. Ich habe bei mir leider feststellen müssen, dass das oftmals nicht der Fall ist (scheiss Schlampigkeit ). Interessanterweise aber nicht bei Kumiteübungen. Da weiß der Körper, dass er schnell starten muss und findet von alleine die richtige Position.

    Insgesamt also, glaube ich, dass ich einfach zu nachlässig geworden bin, was die korrekte Haltung betrifft. Die Quittung dafür sind dann Rücken- oder andere Schmerzen. So simpel wie logisch.

    PS: Übrigens auch beim Krafttraining imho fast die wichtigste Komponenten (z.B. Kreuzheben, Squats, etc.): Bauch einziehen!

  9. #9
    Gamer Gast

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    Zitat Zitat von FireFlea Beitrag anzeigen
    Oder falsche Technik, bspw. bei Tritten - hier geht es nicht um Tritte aber das Fehlerpotential ist das Gleiche - die Kraft wird aus dem lumbar spine und dem unteren Rücken geholt, was belastet (generell guter Channel):

    https://www.youtube.com/watch?v=-CJCLLWB78o
    Ursache für Rückenschmerzen ist also die Beteiligung der Wirbelsäule? Gibt es dafür noch andere Anhaltspunkte?

  10. #10
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    Zitat Zitat von Ken_zen_ichi Beitrag anzeigen
    Wer hat ähnliches erlebt und ist seine Schmerzen dann erfolgreich los geworden? Was waren die Ursachen?
    Losgeworden nicht ganz, aber gut in den Griff bekommen.

    Ursache(n): Alter, langjährige Fehlbelastung, muskuläre Dysbalancen, resultierend diverse (Wirbel-)Gelenksveränderungen. Leider hat sich auch, falsches, Karate bemerkbar gemacht.

    Ich mache seit ... ich glaube zwei Jahren ziemlich konsequent ein- bis zweimal pro Woche ein ausgiebiges Coretraining, dass sich aus dehnenden und kräftigenden Elementen zusammensetzt. Das hat schon mal viel verbessert.

    Und im Karate selbst arbeite ich mit Gedanklichen Bildern. Wann immer meine Konzentration es zulässt, mache ich den Rücken lang, indem ich am Oberkopf einen nach oben ziehenden Faden imaginiere und am anderen Ende den Damm mit einem ebenfalls gedachten Stock senkrecht auf den Boden "abstütze". Das klappt gut, ohne dass ich bewusst irgendwelche spezifischen Muskeln oder Musikgruppen, nee Muskelgruppen (isch liiiebe Autokorrektur!) an- oder entspannen müsste.
    Geändert von Ripley (07-06-2020 um 07:13 Uhr)

  11. #11
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    Hier ein, wie ich finde, gut lesbarer und informativer Text zum Thema "ich hab Rücken!":

    https://www.schwesterfraudoktor.de/2...ei-r%C3%BCgge/

    Viel Spaß und allen Betroffenen baldige Wiederkehr der Geschmeidigkeit!

  12. #12
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    Welche der vielen guten Tipps und Hinweise, die dir hier in deinem Faden in den letzten 6 Monaten und fast 50 Postings gegeben wurden, hast du denn schon ausprobiert und ggf., weil wohltuend und hilfreich, weiter verfolgt, konsequent durchgezogen?

    Die Tatsache, dass auf den Bildern der Verschleiß zu sehen ist, überrascht nicht weiter. Die Übungen und Strategien, mit dem Problem umzugehen, ändern sich dadurch eigentlich auch nicht. Also ... was konkret versprichst du dir nun von uns an Neuem oder Bahnbrechendem?

    Probieren, machen, das, was gut tut, weiter machen!
    Hinlegen und weinen geht auch, ist aber bisl fad für den Rest der erwartbaren Lebenszeit. Glaub mir, ich hab's ausprobiert.

  13. #13
    gast Gast

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    Ich denke auch, daß hier ein Haufen Zeugs geschrieben wurde, mit dem Du gegensteuern kannst.
    Ich habe die letzten Wochen versäumt, auf Positur und Mobilisierung zu achten, die Strafe folgt halt automatisch.
    Nach einer BauchOP fielen die Beuge- und Streckübungen, die ich sonst über den ganzen Tag verteilt so mache, aus,
    jetzt ist mein rechtes Bein komplett dicht.
    Ist halt so, selbst schuld.
    Rückenschmerzen sind nur der Anfang, irgendwann knickt Dir ´mal das Bein weg, Du denkst Du brauchst ´ne neue Hüfte,
    oder Dein Bein ist in einer Presse gefangen,....
    Das einzige was hilft, um das frei zu kriegen, ist so´n Yogazeugs, ich mach den Zirkel hier jeweils 3x hintereinander, 3,4,5x am Tag.
    https://www.akademie-sport-gesundhei...russ-yoga.html
    Sonnengruß nennt sich das wohl.
    Ansonsten lies den Post von Chris nochmal.

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