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Thema: Diplomarbeit Yiquan/ZhanZhuang

  1. #181
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    Nur der Vollständigkeit halber, das mit dem "die Leere (Dunkelheit) wirken lassen" ist genauso wenig falsch, wie es eineindeutig richtig ist. Mehrdeutigkeit im Sinne von mehr als Karo einfach war ja ein Markenzeichen nicht weniger "Sinnsprüche" und Abhandlungen. Es ist ein Aspekt, nicht mehr, und nicht weniger.
    "Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)

  2. #182
    oxcart Gast

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    Wenn Zhuangzi liest scheint ein Großteil der angeführten Vorbilder selber gar nichts vom Daoismus zu wissen. Zum Beispiel wenn da die Rede von einem besonders guten Lehrer ist, der nichts besonderes macht und nichts sagt was man speziell zitieren könnte und trotzdem einen positiven Einfluss hat. Der ist einfach nur ein Mensch, wobei ein weniger gutes Vorbild mal Recht und mal Unrecht hat bzw. hier und da was sinnvolles sagt und sich als Lehrer gibt. Finde ich interessant, weil es so ausschaut als ob die Heiligen/Seeligen des Daoismus bis auf die Beschreibung durch die Daoisten nichts mit dem Daoismus zu tun hätten. Damit meine ich nicht die Unsterblichen oder sowas, sondern die Protagonisten dieser kleinen Moralgeschichten.

    Was ich mich frage und worauf gewöhnlich nicht eingegangen zu werden scheint ist die Frage nach dem Sündenfall, aus der Sicht der Daoisten. Ich habe den Eindruck, dass die Menschen der Vergangenheit oft idealisiert werden und inwiefern früher natürliche Harmonie geherrscht hat, aber irgendwas muss dann ja schiefgegangen sein.

  3. #183
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    Zitat Zitat von beniwitt Beitrag anzeigen
    Ich glaube nicht, dass es ein Panazee gibt das in ein paar Worten zu jeder Zeit in jeder Lebenslage auf einen Schlag alle Probleme löst und alles in Klarheit erstrahlen lässt.
    Das finde ich aber nun sehr enttäuschend, und kann ich wirklich nicht gut heißen. Ich hatte auf ein baldigen Link zum entsprechenden Download gehofft...

    .
    Tai Chi Chuan und Qigong in Neukölln und Treptow, Berlin: cloudhand-taichi.berlin

  4. #184
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    Zitat Zitat von oxcart Beitrag anzeigen
    Wenn Zhuangzi liest scheint ein Großteil der angeführten Vorbilder selber gar nichts vom Daoismus zu wissen. Zum Beispiel wenn da die Rede von einem besonders guten Lehrer ist, der nichts besonderes macht und nichts sagt was man speziell zitieren könnte und trotzdem einen positiven Einfluss hat. Der ist einfach nur ein Mensch, wobei ein weniger gutes Vorbild mal Recht und mal Unrecht hat bzw. hier und da was sinnvolles sagt und sich als Lehrer gibt. Finde ich interessant, weil es so ausschaut als ob die Heiligen/Seeligen des Daoismus bis auf die Beschreibung durch die Daoisten nichts mit dem Daoismus zu tun hätten. Damit meine ich nicht die Unsterblichen oder sowas, sondern die Protagonisten dieser kleinen Moralgeschichten.
    Der barmherzige Sameriter war auch kein Jude oder Christ.
    Dennoch hatte er insofern mit dem Christentum zu tun, dass er in der Geschichte so handelte, wie Jesus meinte, dass man handeln solle.

    Zitat Zitat von oxcart Beitrag anzeigen
    Was ich mich frage und worauf gewöhnlich nicht eingegangen zu werden scheint ist die Frage nach dem Sündenfall, aus der Sicht der Daoisten. Ich habe den Eindruck, dass die Menschen der Vergangenheit oft idealisiert werden und inwiefern früher natürliche Harmonie geherrscht hat, aber irgendwas muss dann ja schiefgegangen sein.

    2. Stufen des Verfalls

    [174] Die Männer des höchsten Altertums lebten inmitten des Unbewußten. Sie waren eins mit ihrem Geschlecht und erreichten Ruhe und Vergessenheit. Zu jener Zeit war Licht und Dunkel in stillem Einklang; Geister und Götter störten nicht; die Jahreszeiten hatten ihre Ordnung; alle Wesen blieben ohne Verletzung, und die Schar der Lebenden kannte keinen vorzeitigen Tod; die Menschen hatten wohl Erkenntnis, aber sie gebrauchten sie nicht: das war die höchste Einheit.

    Zu jener Zeit handelte man nicht, sondern ließ stets der Freiheit ihren Lauf. Als dann das LEBEN verfiel, kamen Feuerspender (Sui Jen) und Brütender Atem (Fu Hi) zur Herrschaft über die Welt. Darum ging wohl alles seinen Gang, aber die Einheit war nicht mehr vorhanden.

    Als dann das LEBEN noch weiter verfiel, da kamen der göttliche Landmann (Schen Nung) und der Herr der gelben Erde (Huang Di) zur Herrschaft über die Welt. Darum herrschte wohl Friede, aber die Dinge gingen nicht mehr ihren Lauf.[174]

    Als dann das LEBEN noch weiter verfiel, da kamen Yau und Schun zur Herrschaft über die Welt. Sie brachten die Strömung des Ordnens und Besserns in Lauf, befleckten die Reinheit, zerstreuten die Einheit, verließen den SINN und stellten statt seiner das Gute auf, gefährdeten das LEBEN und stellten statt seiner die Tugenden auf. Von da ab ging die Natur verloren, und man folgte dem Verstand. Verstand tauschte mit Verstand die Kenntnisse aus, und doch war man nicht mehr fähig, der Welt eine feste Ordnung vorzuschreiben. Darauf fügte man Formenschönheit hinzu und häufte die Kenntnisse. Aber die Formenschönheit zerstörte den Inhalt, und Kenntnisse ertränkten den Verstand. Da wurden die Leute vollends betört und verwirrt, und kein Weg führte mehr zurück zur wahren Natur und zum Urzustand.


    http://www.zeno.org/Philosophie/M/Zh...n+des+Verfalls

    oder aus dem Daodejing (nach Richard Wilhelm, vielleicht hat hier jemand ja eine bessere Übersetzung?)


    Geht der große SINN zugrunde,
    so gibt es Sittlichkeit und Pflicht.
    Kommen Klugheit und Wissen auf,
    so gibt es die großen Lügen.
    Werden die Verwandten uneins,
    so gibt es Kindespflicht und Liebe.
    Geraten die Staaten in Verwirrung,
    so gibt es die treuen Beamten.

    Tut ab die Heiligkeit, werft weg das Wissen,
    so wird das Volk hundertfach gewinnen.
    Tut ab die Sittlichkeit, werft weg die Pflicht,
    so wird das Volk zurückkehren zu Kindespflicht und Liebe.
    Tut ab die Geschicklichkeit, werft weg den Gewinn,
    so wird es Diebe und Räuber nicht mehr geben.
    In diesen drei Stücken ist der schöne Schein nicht ausreichend.
    Darum sorgt, daß die Menschen sich an etwas halten können.
    Zeigt Einfachheit, haltet fest die Lauterkeit!
    Mindert Selbstsucht, verringert die Begierden!
    Gebt auf die Gelehrsamkeit!
    So werdet ihr frei von Sorgen.


    https://www.iging.com/laotse/LaotseD.htm#18


    Erinnert mich durchaus an den biblischen Sündenfall, der ja auch im Erkennen (Unterscheiden) von Gut und Böse bestand:

    .Der jüdische Thora-Gelehrte Friedrich Weinreb erklärt: „Sobald der Mensch vom Baum der Erkenntnis nimmt, ist der Weg zum Baum des Lebens, der Weg zum Tempel, verschlossen.“ Dieses Verschließen des Zugangs zu Tempel und Lebensbaum geschieht automatisch, wo der Mensch anfängt, nach dem Sichtbaren bzw. der bloßen „Wahrnehmung, nach dem Beweisbaren zu urteilen“ und die unsichtbare Welt des Himmels vergisst.[13] Mit dem ‚Baum des ewigen Lebens‘ ist hier das ewige Wort Gottes oder die Thora im geistigen oder mystischen Verständnis gemeint; durch dieses innere Verständnis hat sie erst eine innere Einheit – Einheit bedeutet hier zugleich Geist und ewiges Leben. Demgegenüber lässt das Essen vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse aus der kontemplativen Einsicht herausfallen in eine an der Oberfläche bleibende Wahrnehmung der Welt, ein Vielwissen ohne Einheit, was gleichbedeutend ist mit ‚Staub‘ (Materie) und Tod (vgl. Gen 3,19 EU).

    https://de.wikipedia.org/wiki/Baum_d...d_Eschatologie


    ================================================== =========

    Selig sind die geistig Armen,
    denn sie stecken nie die Nase
    in den Brunnenschacht des Lebens
    voll gefährlich gift'ger Gase.

    Trinken oben aus dem Becken
    fromm mit Ochs und Schaf zugleich.
    Und dereinst, wenn sie sich strecken,
    erben sie das Himmelreich.

    Christian Morgenstern
    Geändert von Pansapiens (04-07-2020 um 14:47 Uhr)

  5. #185
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    Wir reden hier auch von politischen Verwirrungen in der Zhou-Dynastie, noch vor den Qin, ca. 1100-260 v. Chr. Also nicht wirklich in moderner Zeit.
    Geändert von Klaus (04-07-2020 um 21:54 Uhr) Grund: Qin, nicht Qing :)
    "Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)

  6. #186
    carstenm Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Eistee Beitrag anzeigen
    Kommt natürlich gleich einer, und schreibt, so ist das im Aikido alles gar nicht, und das Bild ist ganz anders gemeint. Ja, klar.
    Ich widerspreche dir - hier erneut - weil ich in deinen Äußerungen nicht erkennen kann, daß du das Üben von aikidô, bzw. dessen tatsächlichen Wirkmechanismes aus eigener Erfahrung, eigenem Lernen oder Unterrichten kennst. Wenn das so stimmt, dann würde ich mich freuen, wenn du erläutern würdest, warum du es hier in einer Dsikussion im Forum chinesische Kampf- und Bewegungskünste als Beleg einführst.
    Und - immer noch voraussgesetzt, du übst oder unterrichtest selber nicht - es würde mich interessieren, warum du der Ansicht bis, die Wirkweise des aikidô besser zu verstehen, als ich, der es seit einiger Zeit übt (und seit mehr als zwanzig Jahren selbst unterrichtet). Das meine ich nicht arroganzverstärkend. Sondern ich wüßte tatsächlich wirklich gerne, woraus du die Autorität deiner Interpreation ableitest, bzw. die meine in Frage stellst. Damit würde ich mich dann auseinandersetzen.

    Falls du selber übst oder unterrichtest, dann würde ich gerne von wissen, ob es in deiner/eurer Traditionslinie ausschließlich ein solches äußeres Verständnis der Wirkweise des aikidô gibt?
    Oder ob ihr daüberhinaus auch innere Arbeit betreibt. Also Arbeit an der eigenen Struktur, Arbeit an der Gestaltung des Kontaktes. Und dergleichen. In der Traditionslinie, die von Yamaguchi sensei herkommt, und in der ich übe, ist eben das der eigentliche Kern. Und ich selber kenne bisher tatsächlich keine authentische* Traditionslinie, die das Üben auf diesen äußerliche Aspekt " ... sowohl mit Verstand als auch mit Intuition beobachten, die Gegebenheiten verinnerlichen und dann mühelos die Gegebenheiten nutzen ..." beschränkt.

    Und mich würde interessieren, von welchem Lehrer deine Interpretation des Bildes von Ueshiba osensei stammt, die du hier vertrittst. Denn ich habe über mehr als ein Jahrzehnt bei Endô sensei geübt, der Ueshiba osensei ja noch erlebt hat. Wenn auch nicht besonders lange und intesiv. Der aber eben, wenn der dieses Bild betrachtet, es fundamental anders interpretiert als du, bzw. derjenige, von dem du ggf. deine Interpretation übernimmst. Entsprechend auch mein unmittelbarer Lehrer, der in seiner Zeit in Japan bei Yamaguchi sensei geübt hat.
    Eine solche Diskussion über unterschiedliche Auffassungen des irimi nage von Ueshiba o sensei sollten wir dann aber in das Japan-Forum verlegen.

    Deckt sich aber ziemlich genau mit dem, was der Koch macht: Die Natur sowohl mit Verstand als auch mit Intuition beobachten, die Gegebenheiten verinnerlichen und dann mühelos die Gegebenheiten ... nutzen ... um den Gegner im Aikido zu Fall zu bringen.
    Noch einmal: Das ist - nach allem, was ich im Laufe der Jahre gelernt zu haben glaube - nicht die Weise, in der die Techniken des aikidô funktionieren. Sondern ist - m.E. - ein populäres Mißverständnis.

    * Die Authentizität wäre dann ggf. auch ein Diskussionsthema.
    Geändert von carstenm (04-07-2020 um 21:58 Uhr)

  7. #187
    carstenm Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Chester Beitrag anzeigen
    Alle IMA benutzen Bilder ...
    In der Schule, in der ich übe, wird das nei gong ausdrücklich gegen IMA abgegrenzt. Es ist ausschließlich als innerer Transformationsprozeß verstanden, der für sich allein geübt werden kann.
    Das einzige Bild, auf das ich hier in meinem Arbeitszimmer immerzu gucke ist das neijing tu. (Und ein kleiner van Gogh mit noch kleineren Japanern, die über eine Brücke gehen.)

    Zitat Zitat von Chester Beitrag anzeigen
    Neigong, also spelled nei kung, neigung, or nae gong, refers to any of a set of Chinese breathing, meditation and spiritual practice disciplines associated with Daoism and especially the Chinese martial arts
    puuuuhhh ... zum einen ist jetzt wikipedia vielleicht nicht so die allerfundierteste tiefgründigste Quelle, wenn es um die Feinheiten der Inhalte japanischer oder chinesischer Schulen geht?

    Zum anderen steht vier Zeilen weiter unten: "There is both martial and non-martial neigong." Wir üben ein ganzungar non-martiales nei gong.
    Und ich selber ganz persönlich mit dem Ziel der Selbstkultivierung und der spirituellen Entwicklung.

    Nichtsdestotrotz ...
    ... lassen sich die körperlichen Transformationsprozesse, die da geschehen, ganz hervorragend auch in martialen Künste nutzen. Und das geschieht dann in meinem Falle in den beiden japanischen budô, die ich übe. Die beide u.a. auch daoistische Wurzeln haben. Und da gucken wir dann auch wieder Bilder.

  8. #188
    gast Gast

    Standard

    Zitat Zitat von GilesTCC Beitrag anzeigen
    Das finde ich aber nun sehr enttäuschend, und kann ich wirklich nicht gut heißen. Ich hatte auf ein baldigen Link zum entsprechenden Download gehofft...

    .
    Das war ich auch. Hab mich dann aber irgendwann damit abgefunden mir einfach den Zug der weißen Wolken von meinem Stuhl aus anzuschauen.

  9. #189
    gast Gast

    Standard

    Zitat Zitat von Chester Beitrag anzeigen
    Das wird Chuck Norris* nicht freuen. Alle IMA benutzen Bilder oder sie machen es eben falsch. Leere ist nur für dumme, soweit ich das mitbekommen habe. Ohne 1000 Bilder/sec. kein Fortschritt
    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    Das einzige Bild, auf das ich hier in meinem Arbeitszimmer immerzu gucke ist das neijing tu. (Und ein kleiner van Gogh mit noch kleineren Japanern, die über eine Brücke gehen......
    .
    .
    .
    ...Und da gucken wir dann auch wieder Bilder.
    Altes Reizthema hier. Bild und Idee (yi) sind halt nicht das Gleiche. Mittel und Ziel unterscheiden sich auch und dann sollte man noch zwischen Training und Anwendung unterscheiden. Im chinesischen wird immer von yi geredet. Wenn man da nicht genau differenziert kann es schnell problematisch werden. Eigentlich hat es mit Bilder nicht viel zu tun. Die liefern nur den Ansatz für die Idee. Aber letztendlich muss das alles über Bord geschmissen werden und immer mehr in ein direktes Gefühl, in Fleisch und Blut übergehen..... So wird es jedenfalls im Yiquan beschrieben.

  10. #190
    carstenm Gast

    Standard

    --- OT --- wenn man mal davon absieht, daß es durch die Seidenstraßen einen kulturellen Austausch mit China gab ---

    Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
    Der barmherzige Sameriter war auch kein Jude oder Christ. Dennoch hatte er insofern mit dem Christentum zu tun, dass er in der Geschichte so handelte, wie Jesus meinte, dass man handeln solle.
    Hmmmm ...
    Da spricht ein jüdischer νομικός, also einer, der autorisiert ist, in Bezug auf die Rechtsvorschriften der thora Entscheidungen zu fällen (Bauer, ThWNT), einen anderen als διδασκαλε an, also als jemanden, dem er die Autorität zubilligt, einen νομικός in Fragen des Gesetzes zu unterweisen (u.a. Bovon zur Perikope, Ekk III/2).
    Der jüdische νομικός akzeptiert die Antwort des jüdischen διδάσκαλος und fragt dann nach den "Ausführungsbestimmungen".

    Die erläutert der jüdische διδασκαλε indem er - wie es in der rabbinischen Tradition bis heute üblich ist - ein Beispiel erzählt. In dem zwei jüdische Funktionsträger des Jerusalemer Tempels (Priester und Levit) auf dem Rückweg von ihrem Tempeldienst die Situation nicht klären. Dann aber klärt ein שַמֶרִים, d.h. wörtlich übersetzt Hüter im Sinne von Hirte, also Bewahrer (Gesenius) des jüdischen Geseztes, nämlich des Pentateuch. Denn auch wenn die Samaritaner in jener Zeit den gemeinsamen Gott des Volkes Israel יהוה nicht im Jerusalemer Tempel verehrt haben (vergl. Priester u. Levit als dessen Repräsentanten), war die Autorität ihrer Lehrer in sie in Bezug auf die Auslegung des Pentateuch ganz unbestritten. Dieser Bewahrer des jüdischen Gesetzes, legt durch sein Tun Lev 19, 18 beispielhaft und gültig aus.

    Anders als in der Frage von Oxcart in der es ihm um die Darstellung bestimmte Ideale des Daoismus anhand von nicht-Daoisten geht, so ich das richtig verstanden habe, sind in dieser Episode alle Akteure profilierte Vertreter der einen selben Religion, nämlich des Judentums. Und führen allesamt unmittelbare oder mittelbare Titel dieser Religion: νομικός, διδάσκαλος und שַמֶרִ. Und gelangen in einem klassischen Lehrprozeß zu einer gültigen Gesetzesauslegung.

    --- OT Ende ---
    Geändert von carstenm (04-07-2020 um 22:25 Uhr)

  11. #191
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    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    puuuuhhh ... zum einen ist jetzt wikipedia vielleicht nicht so die allerfundierteste tiefgründigste Quelle, wenn es um die Feinheiten der Inhalte japanischer oder chinesischer Schulen geht?
    Ich hab meine Bezugsgruppe aus der Plattenbausiedlung befragt, und die verstehen unter "neigong" alle das gleiche wie Wikipedia.

    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    Zum anderen steht vier Zeilen weiter unten: "There is both martial and non-martial neigong." Wir üben ein ganzungar non-martiales nei gong.
    Ach, ich dachte Du hast - im Zuge Deiner persönlichen Entwicklung - das Differenzieren aufgeben?

    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    Ich habe mich in einem früheren Leben ganz und gar ausgiebig mit Differenzierungen wie z.B. dem Unterschied von Korinthen und Rosinen befaßt. Oder auch mit dem Abzählen von Hülsenfrüchten. Ich habe aber im Laufe der Zeit die Erfahrung gemacht, daß ich allermeistens nicht Recht hatte. Und zwar interssanterweise dann vor allem nicht, wenn ich Recht hatte. [...]
    Seit meine Interessen nicht mehr das Trennende, Differenzierende sind, sich also weniger um Dörrobst oder Hülsenfrüchte drehen, hat sich mein in-der-Welt-sein fundamental verändert. Auch was das anbetrifft.

    Vielleicht hast Du nun wieder nicht Recht, obwohl Du Recht hast?
    Geändert von Pansapiens (04-07-2020 um 21:42 Uhr)

  12. #192
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    Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
    Ich hab meine Bezugsgruppe aus der Plattenbausiedlung befragt, und die verstehen unter "neigong" alle das gleiche wie Wikipedia.
    Das Gefälle des Fussbodens von einer Raumseite zur anderen ?
    "Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)

  13. #193
    carstenm Gast

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    Ich habe in der Diskussion bisher einen Aspekt nicht wahrgenommen - oder vielleicht auch überlesen? - der in unserem Üben zentral ist für das Verständnis von wuwei.

    Es scheint mir als würde wuwei hier zumeist als eine Handlungsmaxime verstanden. Also eine Weise, zu agieren - oder nicht zu agieren - für die eine Person sich entscheiden kannt, wenn sie denn möchte. Um sich dann gemäß dieser Entscheidung zu verhalten.

    Ich kenne es so, daß wuwei als eine Qualität verstanden ist, die zunächst überhaupt erst einmal hergestellt werden muß.
    D.h. dem Ego ist wuwei nicht wirklich möglich. Es kann sich dafür nicht entscheiden können. Und auch diese Entscheidung selbst wäre ja schon in sich selbst kein nicht-Handeln mehr.
    Um wuwei geschehen lassen zu können, ist daher der Weg hinter das Ego unabdingbar. Nicht-Ich, wahres-Selbst, ... . Und weil das Ego sich immer auch im Körper manifestiert, ist es dann eben nicht nur ein geistiges, sondern gerade auch ein körperliches Üben, das näher zu der Qualität von wuwei führen kann.

    Habe ich diesen Aspekt in euren Beiträgen über euer Verständnis von wuwei überlesen?
    Oder ist das tatsächlich ein Aspekt, der eurem Verstehen von wuwei nicht entstpricht?

  14. #194
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    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    Da spricht ein jüdischer νομικός, also einer, der autorisiert ist, in Bezug auf die Rechtsvorschriften der thora Entscheidungen zu fällen (Bauer, ThWNT), einen anderen als διδασκαλε an, also als jemanden, dem er die Autorität zubilligt, einen νομικός in Fragen des Gesetzes zu unterweisen (u.a. Bovon zur Perikope, Ekk III/2).
    Der jüdische νομικός akzeptiert die Antwort des jüdischen διδάσκαλος und fragt dann nach den "Ausführungsbestimmungen".

    Die erläutert der jüdische διδασκαλε indem er - wie es in der rabbinischen Tradition bis heute üblich ist - ein Beispiel erzählt. In dem zwei jüdische Funktionsträger des Jerusalemer Tempels (Priester und Levit) auf dem Rückweg von ihrem Tempeldienst die Situation nicht klären. Dann aber klärt ein שַמֶרִים, d.h. wörtlich übersetzt Hüter im Sinne von Hirte, also Bewahrer (Gesenius) des jüdischen Geseztes, nämlich des Pentateuch. Denn auch wenn die Samaritaner in jener Zeit den gemeinsamen Gott des Volkes Israel יהוה nicht im Jerusalemer Tempel verehrt haben (vergl. Priester u. Levit als dessen Repräsentanten), war die Autorität ihrer Lehrer in sie in Bezug auf die Auslegung des Pentateuch ganz unbestritten. Dieser Bewahrer des jüdischen Gesetzes, legt durch sein Tun Lev 19, 18 beispielhaft und gültig aus.
    Nun zumindest in der Übersetzung führt Jesus als Beweggrund des Hilfeleistenden nicht seine Schriftgelehrtheit an, sondern Mitgefühl und auch der angesprochene Schriftgelehrte, der laut Luther-Übersetzung Jesus mit der Frage "versuchte", was nun IMO auf gewisse Zweifel an Jesus Autorität schließen lässt, nennt als Kriterium, einem Menschen der Nächste zu sein, "Barmherzigkeit".
    Es heißt ja auch der "barmherzige Samariter" und nicht der "schriftgelehrte Samariter".
    Was steht denn da im Original?

    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    -
    Anders als in der Frage von Oxcart in der es ihm um die Darstellung bestimmte Ideale des Daoismus anhand von nicht-Daoisten geht, so ich das richtig verstanden habe, sind in dieser Episode alle Akteure profilierte Vertreter der einen selben Religion, nämlich des Judentums. Und führen allesamt unmittelbare oder mittelbare Titel dieser Religion: νομικός, διδάσκαλος und שַמֶרִ. Und gelangen in einem klassischen Lehrprozeß zu einer gültigen Gesetzesauslegung.
    Was ist mit Kindern?
    Waren die auch unbestrittene autorisierte Ausleger des jüdischen Gesetzes?

    13 Da brachte man Kinder zu ihm, damit er sie berühre. Die Jünger aber wiesen die Leute zurecht. 14 Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn solchen wie ihnen gehört das Reich Gottes. 15 Amen, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. 16 Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.

    Das haben manche katholische Priester dann vielleicht etwas falsch ausgelegt....
    Macht aber nix, es geht ja um Autorität und Gelehrtheit und nicht um Mitgefühl...


  15. #195
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    Exclamation

    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    Es scheint mir als würde wuwei hier zumeist als eine Handlungsmaxime verstanden. Also eine Weise, zu agieren - oder nicht zu agieren - für die eine Person sich entscheiden kannt, wenn sie denn möchte. Um sich dann gemäß dieser Entscheidung zu verhalten.

    Ich kenne es so, daß wuwei als eine Qualität verstanden ist, die zunächst überhaupt erst einmal hergestellt werden muß.
    aha
    Und man entscheidet sich nicht nicht, diese Qualität diese Qualität herzustellen?
    Sondern.... ja wie entsteht die?
    Buddha wurde auch vorgehalten, dass das der Wunsch nach Wunschlosigkeit (im Sinne von Begierde, mir fällt gerade kein besserer Begriff ein) doch auch ein Wunsch sei und irgendwie paradox.
    Die Entgegnung war nach meiner Erinnerung, dass sich dieser Wunsch mit Erreichen des Ziels von selbst auflöse und so das Ziel dennoch erreicht würde.

    Zitat Zitat von carstenm Beitrag anzeigen
    D.h. dem Ego ist wuwei nicht wirklich möglich. Es kann sich dafür nicht entscheiden können. Und auch diese Entscheidung selbst wäre ja schon in sich selbst kein nicht-Handeln mehr.
    Um wuwei geschehen lassen zu können, ist daher der Weg hinter das Ego unabdingbar. Nicht-Ich, wahres-Selbst, ... . Und weil das Ego sich immer auch im Körper manifestiert, ist es dann eben nicht nur ein geistiges, sondern gerade auch ein körperliches Üben, das näher zu der Qualität von wuwei führen kann.

    Habe ich diesen Aspekt in euren Beiträgen über euer Verständnis von wuwei überlesen?
    Oder ist das tatsächlich ein Aspekt, der eurem Verstehen von wuwei nicht entstpricht?
    Es war nach meiner Erinnerung die Rede von "absichtslosem Handeln", "Handeln frei von selbstverhaftetem Ego", "Die Leere wirken lassen".
    Sehe ich jetzt keinen Unterschied.
    Die Frage, wie die Absichtslosigkeit hergestellt wird, wurde nach meinem Eindruck nicht oder kaum behandelt.
    Ich hab es mal durch Alkohol und Schlafmangel geschafft... ganz ohne Erfahrungen in IMA oder Studium daoistischer Schriften.
    (Gut, war IMO eine relative Absichtslosigkeit, sonst hätte ich den (Wett-)Kampf nicht gewonnen, aber ich hatte bewusst nicht vor zu tun, was ich tat und ich wusste hinterher nicht mal, was genau passiert war, bis es mir einer erzählte).
    Eine leichter reproduzierbare und wohl auch auf Dauer gesündere Möglichkeit wurde angesprochen durch die Verweise auf "Flow" und man kann auch aus dem Koch-Gleichnis herauslesen, wie man in so einen Zustand kommt.
    Geändert von Pansapiens (04-07-2020 um 23:16 Uhr)

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