Zitat von
carstenm
Da spricht ein jüdischer νομικός, also einer, der autorisiert ist, in Bezug auf die Rechtsvorschriften der thora Entscheidungen zu fällen (Bauer, ThWNT), einen anderen als διδασκαλε an, also als jemanden, dem er die Autorität zubilligt, einen νομικός in Fragen des Gesetzes zu unterweisen (u.a. Bovon zur Perikope, Ekk III/2).
Der jüdische νομικός akzeptiert die Antwort des jüdischen διδάσκαλος und fragt dann nach den "Ausführungsbestimmungen".
Die erläutert der jüdische διδασκαλε indem er - wie es in der rabbinischen Tradition bis heute üblich ist - ein Beispiel erzählt. In dem zwei jüdische Funktionsträger des Jerusalemer Tempels (Priester und Levit) auf dem Rückweg von ihrem Tempeldienst die Situation nicht klären. Dann aber klärt ein שַמֶרִים, d.h. wörtlich übersetzt Hüter im Sinne von Hirte, also Bewahrer (Gesenius) des jüdischen Geseztes, nämlich des Pentateuch. Denn auch wenn die Samaritaner in jener Zeit den gemeinsamen Gott des Volkes Israel יהוה nicht im Jerusalemer Tempel verehrt haben (vergl. Priester u. Levit als dessen Repräsentanten), war die Autorität ihrer Lehrer in sie in Bezug auf die Auslegung des Pentateuch ganz unbestritten. Dieser Bewahrer des jüdischen Gesetzes, legt durch sein Tun Lev 19, 18 beispielhaft und gültig aus.
Nun zumindest in der Übersetzung führt Jesus als Beweggrund des Hilfeleistenden nicht seine Schriftgelehrtheit an, sondern Mitgefühl und auch der angesprochene Schriftgelehrte, der laut Luther-Übersetzung Jesus mit der Frage "versuchte", was nun IMO auf gewisse Zweifel an Jesus Autorität schließen lässt, nennt als Kriterium, einem Menschen der Nächste zu sein, "Barmherzigkeit".
Es heißt ja auch der "barmherzige Samariter" und nicht der "schriftgelehrte Samariter".
Was steht denn da im Original?
Zitat von
carstenm
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Anders als in der Frage von Oxcart in der es ihm um die Darstellung bestimmte Ideale des Daoismus anhand von nicht-Daoisten geht, so ich das richtig verstanden habe, sind in dieser Episode alle Akteure profilierte Vertreter der einen selben Religion, nämlich des Judentums. Und führen allesamt unmittelbare oder mittelbare Titel dieser Religion: νομικός, διδάσκαλος und שַמֶרִ. Und gelangen in einem klassischen Lehrprozeß zu einer gültigen Gesetzesauslegung.
Was ist mit Kindern?
Waren die auch unbestrittene autorisierte Ausleger des jüdischen Gesetzes?
13 Da brachte man Kinder zu ihm, damit er sie berühre. Die Jünger aber wiesen die Leute zurecht. 14 Als Jesus das sah, wurde er unwillig und sagte zu ihnen: Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran! Denn solchen wie ihnen gehört das Reich Gottes. 15 Amen, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht so annimmt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. 16 Und er nahm die Kinder in seine Arme; dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie.
Das haben manche katholische Priester dann vielleicht etwas falsch ausgelegt....
Macht aber nix, es geht ja um Autorität und Gelehrtheit und nicht um Mitgefühl...