Die Longmen-Sekte war eine Untergruppe von diversen der Quanzhen-Schule, "ultimate reality", "complete perfection", teutonistisch der Weg der vollständigen Perfektion und vollständigen Wahrheit. Das ist tatsächlich eine Übungsmethode, sich der Wahrheit auszusetzen. Der jeweiligen, die man in einem Kontext empfindet. Der Gag daran ist, dass man diese Wahrheit nicht vorher formuliert und sich in den Kopf hämmert, sie ist nämlich schon da. Vage, unscharf, eine Empfindung aus dem Inneren, aber in sofern unbarmherzig als sie nichts beschönigt, nichts umformt, weglässt, oder erleichtert. Sie kann banal sein, oder komplex. Es können einem immer weitere Aspekte einfallen.
Mal als Beispiel, es könnte einem einfallen, dieser Mensch liebt dich nicht. Nächster Aspekt, ist aber auch egal, es gibt nämlich noch mehr als einen weiteren. Sogar ganz viele. Nächster Gedanke, von diesen ganz vielen werden einen auch ganz viele ebenfalls nicht lieben. Was daran liegt dass es dafür kein Rezept gibt, keine unumstössliche Formel. Aber es gibt Gesetzmäßigkeiten, Muster, wirksame Funktionen von Körper und Geist. Baijin, Shengzijin. Die helfen dabei, eine Menge != {} zu finden, die einen dann doch lieben. Wieso auch immer, entgegen all dieser Dinge die die andere Menge {!L} immer vorbringt. Man kann sich nicht aussuchen zu welcher Menge {L} oder {!L} ein ganz bestimmter Mensch gehört. Es kann auch einer wechseln, was man sich aber auch wieder nicht aussuchen kann. Manchmal kann man es beeinflussen, manchmal nicht. Manchmal bleibt jemand in {L} obwohl man viel Mist anstellt, manchmal geht jemand raus obwohl man alles richtig macht. Aus solchen Aspekten und Teilwahrheiten entsteht dann die "myriad of things". Man sucht sie sich aber nicht aus, oder lügt sich, man nimmt was kommt. Und jetzt kommt das unerhörte, unglaubwürdige, lachhafte, entsetzlich uncoole: aus der Verbindung zum Dao. Da muss man sich auch mal Sachen anhören die man nicht hören möchte. Wie oder warum dieses etwas mit einem redet, man weiss es nicht. Man kann auch aufhören zuzuhören. Der Trick von diesen Quanzhen-Spinnern ist aber, das nicht zu tun. Sondern immer weiter zuzuhören, egal was da kommt. Egal wie doof sich das anhört, weil die schönen Pläne nicht funktionieren werden. Manchmal ist so ne banale Wahrheit die da kommt aber auch einfach "du musst dich mehr loben".
Natürlich hat das Neidan der jeweiligen Richtung eine klassische Komponente. Es sind aber inzwischen etwa 1000 Jahre und 40 Generationen vergangen. Es gibt nicht den einen Klassiker in dem alles vollumfänglich beschrieben ist, jede Menge davon waren koujue, mündliche Übertragung. Keiner hat die Garantie, dass bei der stillen Post, oder beim Einflechten von Überzeugungen, alle unverändert blieben. Man kann nur nach den eigenen Erfahrungen mit seinem Kanon, und der eigenen Intuition gehen. Wenn man irgendwann den großen See von Ruhe und Inspiration erlebt, wird es wohl relativ richtig gewesen sein. Es gibt aber allerlei Zwischenzustände, von Wut, Angst, Trauer usw., da muss man durch. Zwischendurch sollte es sich aber so anfühlen, und das schon nach einigen Monaten.
Geändert von Klaus (08-07-2020 um 17:14 Uhr)
"Man kann Leuten nicht verbieten, ein ***** zu sein." (Descartes)