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Thema: Diplomarbeit Yiquan/ZhanZhuang

  1. #61
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    Zitat Zitat von kloeffler Beitrag anzeigen
    Da ging es aber eher um Volksglauben als um einen akademischen Diskurs, wie er heute geführt wird. Soweit ich weiß ist der religiöse Daoismus weit vom philosophischen Daoismus entfernt.
    Das ist richtig, aber auch im Volksglauben spielt natürlich Wuwei eine Rolle, ebenso die Hun und Po Seelen, Dämonen etc.
    Da wurde diese Dinge nur sehr handfest in das Alltagsleben integriert und bestimmten die Abläufe des Tages, Trainings etc.

  2. #62
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    Zitat Zitat von kloeffler Beitrag anzeigen
    Mir ist der Bezug zur angewandten Kampfkunst nicht klar. Wen bringt so etwas in seiner eigenen Praxis weiter?
    Vergleiche es einfach mit 'Flow'.
    Wenn du durch dein Ego beschränkt bist, dann agierst du nicht spontan genug.

    Einfaches Beispiel wäre einer der nicht tanzen kann. Er hat Angst sich zu blamieren, denkt er könne es nicht und versteift sich deswegen sosehr, dass die er die Musik nicht fühlen kann.
    Geschieht das im Kampf kann das nicht gut gehen.

    Oder nehmen wir den Waffenkampf als Beispiel. Hast du Angst zu sterben oder jemanden zu verletzen wirst du nicht richtig reagieren. Bist du hingegen übermütig, selbstverliebt und meinst du seist sowieso besser, dann wird es ebenso gefährlich.

    Eine aus dem Augenblick geborene Technik verstehe ich ebenso in diesem Kontext.

    Alles in allem ergibt sich daraus eine wichtige Komponente die etwas Aufmerksamkeit verdient.

    Ob das jezt in welcher Wissenschaft auch immer korrekt ist, ist mir egal. Für mich macht das absolut Sinn und daraus ziehe ich einen Mehrwert.

  3. #63
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    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Das ist richtig, aber auch im Volksglauben spielt natürlich Wuwei eine Rolle, ebenso die Hun und Po Seelen, Dämonen etc.
    Da wurde diese Dinge nur sehr handfest in das Alltagsleben integriert und bestimmten die Abläufe des Tages, Trainings etc.

    Klar. In diesem Thread wurde aber bisher Wu Wei als philosophischer Begriff diskutiert. Volksglauben (besonders die „Patchwork“-Religion Daoismus) hat es aber an sich, daß die Gläubigen die Begriffe und Symbole mit Sinn füllen und nicht andersrum. Siehe auch die Heiligenverehrung im katholischen Volksglauben. Daher wurden diese Begriffe wohl in verschiedenen Zeiten und Orten höchst individuell interpretiert. Je nach Situation, der man sich als Gläubiger gegenüber sieht. Hier einen allgemein gültigen Sinn postulieren zu wollen halte ich für verfehlt.
    Geändert von kloeffler (16-06-2020 um 12:59 Uhr)

  4. #64
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    Zitat Zitat von Chester Beitrag anzeigen
    Ob das jezt in welcher Wissenschaft auch immer korrekt ist, ist mir egal. Für mich macht das absolut Sinn und daraus ziehe ich einen Mehrwert.
    Wenn es Dir hilft einen exotischen Terminus zu verwenden, um die von Dir genannten Fähigkeiten zu verbessern, ist das doch prima.

    Andererseits besteht in meinen Augen besonders in den sogenannten traditionellen Kampfkünsten die Gefahr, sich selbst etwas vorzumachen und seine eigene „Kunst“ zu überhöhen, indem man mit eben diesen esoterisch anmutenden Begriffen hantiert.

    Bei mir schrillen die Alarmglocken, wenn sich jemand im Besitz der Deutungshoheit wähnt und meint familienübergreifend für andere Substile des selben Systems oder gleich ganz für die chinesischen Kampfkünste im Allgemeinen zu sprechen. Diese Kultur ist einfach zu divers, als das man sie über einen Kamm scheren könnte.

  5. #65
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    Hier wurde ja schon mehrmals die experimentelle Archäologie erwähnt. Finde da den Gedanken interessant, dass der "Daoismus" ursprünglich vielleicht nur ein Versuch war universelle, kulturunabhängige Grundprinzipien des Lebens mit Hilfe kulturabhängiger Bilder zu erklären. Wobei ich dann denken würde, dass es eine gute Idee sein könnte diese Grundprinzipien unabhängig vom kulturellen Rahmenprogramm zu erforschen und dann erst die Nomenklatur in Kontext zu setzen. Also anstatt sich direkt daran aufzuhängen. Vorausgesetzt der "Daoismus" ist tatsächlich erfahrbar für jemanden der nie etwas von China und so weiter gehört hat.

  6. #66
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    Zitat Zitat von kloeffler Beitrag anzeigen
    Mir ist der Bezug zur angewandten Kampfkunst nicht klar. Wen bringt so etwas in seiner eigenen Praxis weiter? Wäre vielleicht im Subforum „Sinologie“ besser aufgehoben. Geht ja anscheinend nicht um Yi Quan oder Xing Yi in dieser Diskussion, sondern um linguistische Feinheiten und akademischen Stolz. Darum werden mit Sicherheit die unvermeidlichen Karawanen- und Palastwächter anno dazumal auch gerungen haben ;-)
    In irgend so einem Buch, das Laotse nicht geschrieben hat, steht ja auch "wer weiß redet nicht und wer redet, weiß nicht".
    (Eventuell eine Falschübersetzung von "Wer Scheiß redet, weiß nicht", oder so...)
    Ein anderer Daoist, stellte sich darauf hin die IMO nahe liegende Frage, warum denn jemand, der dieser Ansicht ist, ein Buch über Daoismus verfasst.
    Jetzt wo wir wissen, dass Laotse das Buch gar nicht geschrieben hat, ergibt das natürlich wieder Sinn....

  7. #67
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    Zitat Zitat von kloeffler Beitrag anzeigen
    Hier einen allgemein gültigen Sinn postulieren zu wollen halte ich für verfehlt.
    Das musst Du jetzt nur noch dem chinesischen Philosophieprofessor erklären...

    Wuwei hat auch im Volksglauben nix mit Nicht-Handeln zu tun. Auch da soll man das Nichts wirken lassen.
    Im Volksglauben werden da nur die konkreten körperlichen Übungen dazu betont und es wird weniger theoretisiert. Inhaltlich bleibt es dennoch gleich. Wuwei ist Wuwei und nicht Buwei.

  8. #68
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    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Wuwei hat auch im Volksglauben nix mit Nicht-Handeln zu tun. Auch da soll man das Nichts wirken lassen.
    Wiki:
    Er wird definiert als Nichthandeln im Sinne von „Enthaltung eines gegen die Natur gerichteten Handelns“.

    Du hängst zu sehr an exakt definierten Begrifflichkeiten. Sprache kommt aus dem Leben und Leben ist dynamisch, das darf interpretiert werden. Erst war mal was, dann kam das Wort dazu.
    Müsste man jedes gesprochene Wort immer erst definieren und erklären käme man nicht voran.
    Jede Kultur, jede Person füllt ein Wort mit eigenen Erfahrungen. Fehlen solche Erfahrungen müssen externe Quellen herbeigezogen werden und ein wirkliches Verständnis wird einem verwehrt.

  9. #69
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    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Das musst Du jetzt nur noch dem chinesischen Philosophieprofessor erklären...

    Wuwei hat auch im Volksglauben nix mit Nicht-Handeln zu tun. Auch da soll man das Nichts wirken lassen.
    Im Volksglauben werden da nur die konkreten körperlichen Übungen dazu betont und es wird weniger theoretisiert. Inhaltlich bleibt es dennoch gleich. Wuwei ist Wuwei und nicht Buwei.
    Och, ich glaube, das wäre recht einfach. Auch wenn sich der Signifikant, in diesem Falle das Graphem, seit über 2.000 Jahren (die Kurzzeichen mal außenvor) nicht geändert hat, ist es mehr als zweifelhaft, ob ein Daoist der Tianshi-Schule während der Han-Dynastie den Begriff genauso verstand, wie ein Anhänger der Quanzhen-Schule in der Song-Zeit, der sich wohl wiederum von unserer Lesart unterscheidet. Insofern sind wir, wenn wir "wu wei" als Teil des Trainings benutzen, wieder am Anfang, nämlich dem autoethnographischen Narrativ. Ob das nun einen direkten Bezug zum Training aufweist, mag ein jeder für sich definieren. Ich trenne die Beschäftigung mit chinesischer Kultur von meinem Training, auch wenn es hier und da Vorteile hat, sich damit auseinandergesetzt zu haben, finde die sich entwickelnde Diskussion dazu aber interessant.

  10. #70
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    Zitat Zitat von Huangshan Beitrag anzeigen
    Ja die Brotlosenkünste und die ewigen Diskussionen!
    ... so brotlos sind die gar nicht, ich habe schon Tagungen mit wirklich sagenhaften Buffets erlebt Die kulinarischen Vorlieben nicht weniger Angehöriger der aktuellen Professoren-Generation sind auch so offenkundig erkennbar, dass man mit wiederholt darauf hingewiesen hat, ich müsse noch beträchtlich an meinem "professoralen Umfang" arbeiten, sonst würde nie was aus mir! Das gibt dem Begriff "akademisches Schwergewicht" eine ganz andere Bedeutung...

    Beste Grüsse
    Period.

  11. #71
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    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Das musst Du jetzt nur noch dem chinesischen Philosophieprofessor erklÄren...

    Wuwei hat auch im Volksglauben nix mit Nicht-Handeln zu tun. Auch da soll man das Nichts wirken lassen.
    Im Volksglauben werden da nur die konkreten körperlichen Übungen dazu betont und es wird weniger theoretisiert. Inhaltlich bleibt es dennoch gleich. Wuwei ist Wuwei und nicht Buwei.
    Ich bin da bestimmt nicht so gut im Thema wie Du. Wenn man sich aber bspw. einmal die Geschichte des frühen Christentums zu Gemüte führt, sieht man, daß die zentralen Begriffe von Anbeginn verschieden verstanden und kontrovers diskutiert wurden - und zwar von den führenden Apologeten (z.B. erstes Konzil von Nicäa). Beim einfachen Volk werden die religiösen Vorstellungen noch vielfältiger gewesen sein.

    Ich wüsste nicht, warum das beim religiösen Daoismus anders gewesen sein sollte, muss aber zugeben, dass ich nur oberflächlich informiert bin.
    Geändert von kloeffler (17-06-2020 um 01:03 Uhr)

  12. #72
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    Na ja, Jesus ist ja auch nicht in Bayern Gottes Sohn und in Schleswig-Holstein der Cousin 2. Grades.
    Bestimmte Dinge sind schon essentiell...

  13. #73
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    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Na ja, Jesus ist ja auch nicht in Bayern Gottes Sohn und in Schleswig-Holstein der Cousin 2. Grades.
    Bestimmte Dinge sind schon essentiell...
    Aber erst seitdem sich die katholische Kirche durchgesetzt hat.

    Vorher war Jesus bei einer Fraktion menschlicher Natur, bei einer andern göttlicher Natur, bis sich irgendwann bei den vorherrschenden Vertretern auf die Zwei-Naturen-Lehre geeinigt wurde und in Folge alle anders Glaubenden als Häretiker diskreditiert wurden. So ist das nunmal mit der Deutungshoheit ;-)

    Essentieller geht es wohl kaum.

    Wenn man dann noch Islam und Christentum als Sekten, die sich aus dem Judentum heraus entwickelt haben, betrachtet, sind wir schnell in dem Bereich „Cousin 2. Grades“ ...
    Geändert von kloeffler (17-06-2020 um 07:44 Uhr) Grund: Nachtrag

  14. #74
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    Mir ist das Konzil von NIcäa sehr wohl bewusst und mir ging es auch nicht um die göttliche Natur, sondern um die Verwandschaftsverhältnisse.
    Im Christentum wird Jesus als Gottes Sohn angesehen und natürlich gibt es auch da, vor allem in der christlichen Mystik, auch Stimmen die nicht an die direkten Göttlichkeit festhalten, sondern uns alle ebenfalls als Gottes Kinder sehen (Brüder und Schwestern) und damit auf den göttlichen Funken in uns allen verweisen. Das wird nur von der Kirche nicht gerne gesehen, da wir ja eigentlich schon alle erlöst sind und keine Ablassbriefe brauchen. Christentum ist das dennoch und Gottes Sohn ist da auch essentiell.

    Kernpunkte sind halt gleich und Wuwei ist so ein Kernpunkt.

  15. #75
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    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Na ja, Jesus ist ja auch nicht in Bayern Gottes Sohn und in Schleswig-Holstein der Cousin 2. Grades.
    Bestimmte Dinge sind schon essentiell...
    Schlußendlich ist es gar nicht so anders. Sowohl Thomas von Aquin als auch Nikolaus von Kues sind beide katholische Scholasten, aber ihre Gottesbilder äußerst verschieden, obwohl beide sich auf Aristoteles berufen. Man füge bei von Kues lediglich noch ein Prise Neoplatonismus nach Plotin (das Eine - τὸ ἕν - als Coincidentia oppositorum) hinzu und schon sind wir bei grundlegenden Unterschieden. Anders ist es in der Historie des Daoismus, unter anderem durch den Einfluss diverser buddhistischer und auch neokonfuziuanischer Schulen auch nicht, zumal es hier trotz der großen Vielfalt an Interpretationen keinen organisierten "theologischen" Diskurs gibt bzw. gab. Insofern halte ich es für schwer, eine Deutung für sämtliche Strömungen des Daoismus für die letzten ~2.600 Jahre zu postulieren. Eine übergreifende Kategorie bzw. eine Bandbreite reicht für unsere Zwecke aber auch aus, denn alles andere erfordert eine äußerst detaillierte Untersuchung des Begriffs und müsste u.a. auch dialektale Unterschiede des klassichen Chinesisch einbeziehen und da wird es gerade für die Zhanguo-Periode ziemlich dünn.

    Wenn wir es als Kernpunkt ansehen, dessen Bedeutung und Interpretation eben changiert, können wir, glaube ich, alle gut damit leben.
    Geändert von Han Fei (17-06-2020 um 08:23 Uhr)

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