Zitat von
oxcart
Im Schnitt sind Wehrdienstleistende afaik weniger gewaltbereit und die Bevölkerung weniger kriegsgeil.
Wie kommst du darauf? Und nur weil sich Soldaten weigern Zivilisten zu erschießen heißt es nicht, dass sie weniger gewaltbereit sind. Die ägyptischen Sicherheitsbehörden würde ich nicht unbedingt als wenig gewaltbereit bezeichnen. Die Amis haben nicht ohne Grund Terroristen da zur "Befragung" hingeschickt. Und das zu Zeiten wo Waterboarding und ähnliches angewendet werden durften.
Die Bundeswehr hat zwar mit ihren CRC Zügen die Kompetenzen um Krawallen zu bekämpfen und auch der normale Landser wird in der Einsatzvorbereitung in CRC, Personenkontrollen, Deeskalation und Eskalationsstufen ausgebildet und wäre damit theoretisch in der Lage die Polizei zu unterstützen.
Die Ausbildungsschwerpunkte liegen aber erstens woanders und zweitens liegt auch die Ausrichtung bei mit der Polizei überscheidenen Ausbildungsinhalten anders. Die Bundeswehr wird in ganz anderen Szenarien eingesetzt in denen die Eskalationsstufen schneller durchlaufen werden. Der Übergang zwischen nichttötlicher und tötlicher Gewaltanwendung ist viel härter. Bei der Bundeswehr wird außerhalb von Spezialeinheiten nicht trainiert jemanden mit dem schafen Schuß zu verwunden. Ja, früher galt, ein verwundeter Feind bindet mehr Kräfte. Ein Feind, dessen Ziel es ist druch den Kampf gegen Ungläubige ins Paradis zu kommen hat das Paradigma eher in Richtung, ein Toter kann keine Sprengfalle mehr auslösen geändert. Von daher ist es Ziel eines Soldaten, einen Gegner mit überlegener Feuerkraft zu neutralisieren.
Klar, hängt die genaue Anwendung von Gewalt von den Einsatzregeln ab und die wenigsten Soldaten würde hier in Deutschland ein Auto mit MG beschuss stoppen, wenn es nicht rechtzeitig in einem Checkpoint anhält. Trotzdem würde eine Eskalation bei einem Soldaten, bei dem extremere Mittel teil der regulären Ausbildung sind, schneller stattfinden, als bei einem Polizisten, bei dem die Schusswaffe das letzte und nicht das hauptsächliche Einsatzmittel ist.
Und Soldaten die schon mehrere Touren in Afghanistan, Mali, etc hinter sich haben sind auch ganz anders gepolt als ein Polizist, der normalen Streifendienst fährt.
Außerdem würde der reguläre Einsatz von Soldaten auch zur Eskalationsspirale beitragen. Es ist das eine, wenn Polizisten in CRC Ausrüstung durch die Stadt marschieren oder mit MPs den Weihnachtsmarkt bewachen. Es ist aber ein ganz anderes Bild, wenn plötzliche Soldaten an jeder Ecke stehen. Ja, in Belgien, Frankreich oder den USA findet das auch statt. In diesen Ländern herrscht aber ein ganz anderes Verhältnis zu deren Armee. In den USA bekommst du selbst als Deutscher Essen und Trinken ausgegeben, wenn die erfahren, dass du Soldat bist. Hier in Deutschland beschweren sich Leute, dass Soldaten "umsonst" Bahn fahren können oder ziehen neben einen Übungsplatz und beschweren sich dann über den Schießlärm.
Solange also keine außerordentliche Bedrohungslage vorliegt, kannst du der Bevölkerung hier nicht verkaufen, dass plötzlich die Bundeswehr eingesetzt wird. Egal wie geeignet oder nicht geeignet sie für den Einsatz jetzt ist.
“Das ist zwar peinlich, aber man darf ja wohl noch rumprobieren.”
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