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Thema: Leere und Nichts...

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  1. #1
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    Standard Leere und Nichts...

    In einem anderen Thread wurde über die Bedeutung von Wuwei diskutiert.
    Ob das nun "Nichthandeln" oder die "Leere wirken lassen" heißt und was der Unterschied zwischen Leere und Nichts sei...

    Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
    Eventuell interessant in Bezug auf die Wuji-[Korrektur: Wuwei-] Diskussion von der in der Signatur von KI-MAN verlinkten Website:

    wir müssen im Grunde gar nichts tun. Im Gegenteil. Durch „Nicht-tun“ erreichen wir oft sehr viel mehr, als durch aktives Handeln. Was nicht bedeutet, dass wir nicht mehr handeln sollen! „Nicht-tun“ bedeutet nicht nichts tun. Nicht-tun bedeutet vielmehr, einem Impuls zu folgen, der sich aus dem Nichts heraus ergibt. Durch das Weglassen im „Nicht-Tun“ wird der Raum für unsere natürliche Präsenz geöffnet. Die Präsenz „handelt“ durch uns.

    das scheint mir geeignet die vermeintliche Kluft zwischen der Übersetzung "Nichthandeln" und "Die Leere wirken lassen" zu überbrücken, wenn man über den Unterschied zwischen "Nichts" und "Leere" hinwegsieht.
    Zitat Zitat von beniwitt Beitrag anzeigen
    "Durch das Weglassen....."

    'wu' ist nicht gleich 'bu'. 'wu' heisst 'ohne' und nicht 'nicht'. Wuwei meint 'ohne tun' und meint damit eine bestimmte Art von tun wegzulassen. Das ist nicht dasselbe wie 'nicht tun'. Über beide Formen von tun schreibt das Daodejing sehr klar und gibt viele Beispiele. Lässt eigentlich keinen Zweifel daran offen was damit gemeint ist.
    Zitat Zitat von beniwitt Beitrag anzeigen
    Wollte nur an dem Wort "weglassen" anknüpfen. Weil 'ohne' eben genau das Ausdrückt. Wenn man 'ohne tun' liest ist da keine Kluft mehr die überbrückt werden muss. Weil eine bestimmte Art von Tun im Daodejing eben für nicht sehr förderlich erachtet wird. Da gibt es dann viele Beispiele welches tun förderlich ist und welches nicht. Im Detail muss man es letztendlich offen lassen, denn das Daodejing soll einfach ein Finger sein der zum Mond weist und keine Anleitung mit genauer Flugroute wie man sich eine Rakete baut und zum Mond fliegt. Da hört dann der Sinn der Unterhaltung auf und Haarspalterei fängt an
    Zitat Zitat von beniwitt Beitrag anzeigen
    Zitat Zitat von Klaus Beitrag anzeigen
    Das "Nichts" ist aber auch nicht Nichts.
    Bleiben wir doch einfach mal der deutschen Sprache treu. Dann müssen wir uns nicht ständig verbiegen. Nichts ist einfach NICHTS. Wenn man da zum Hintertürchen wieder irgendwas reinholen will dann war da vorher eben schon was und kann nicht Nichts sagen. Wenn ich sage es ist 'Ohne', dann habe ich automatisch impliziert, dass da noch was ist. Jetzt kann ich alles durchdeklinieren und jeweils konkret sagen, dass es das nicht ist, dann bleibt zum Schluss eben etwas übrig was sich nicht in Worte fassen lässt, aber jeder weiß und ist sich im klaren, dass da noch etwas ist. Daher ist es wesentlich zwischen Leere und Nichts zu unterscheiden. Hier nicht zu differenzieren führt ja erst zu den ganzen Widersprüchen.
    Ich werf' hier noch eine buddhistische Sichtweise von Leere in die Runde:

    "Das Gefühl von Offenheit, das die Menschen erfahren, wenn sie Ihren Geist einfach friedlich ruhen lassen, ist im Buddhismus als Leere oder Leerheit bekannt, wahrscheinlich einer der am meisten missverstandenen Begriffe der buddhistischen Philosophie.
    Er ist für Buddhisten schon schwer genug zu verstehen, aber westlichen Lesern bereitet er noch mehr Schwierigkeiten, weil viele frühe Übersetzer buddhistischer Texte aus dem Sanskrit und Tibetischen die Leere als >>das Nichts<< interpretierten.
    Sie setzten irrtümlicherweise den Begriff der Leere oder Leerheit mit dem Gedanken gleich, dass gar nichts existent ist.
    Nichts könnte der Wahrheit ferner sein, die der Buddha zu beschreiben suchte.
    Zwar lehrte der Buddha, dass die Natur des Geistes - ja die Natur aller Phänomene - Leerheit ist, meinte damit aber nicht, dass diese wirklich leer ist so wie ein Vakuum. Er sagte Leerheit (Sanskrit Ihunyata), ein Begriff, der sich im Tibetischen aus zwei Worten zusammensetzt: tongpa-nyi.
    Das Wort tongpa bedeutet >>leer<<, aber nur im Sinne von etwas, was jenseits unserer Wahrnehmungsfähigkeit oder unseres Begriffsvermögens liegt.
    Vielleicht wäre >>unbegreiflich<< oder >>untrennbar<< eine bessere Übersetzung.
    Das Wort nyi hingegen hat in der tibetischen Umgangssprache keine besondere Bedeutung. Wenn es aber einem anderen Wort hinzugefügt wird, übermittelt es das Gefühl von >>Möglichkeit<< - das Gefühl, dass alles entstehen, alles passieren kann. Wenn wir im tibetischen Buddhismus also über die Leerheit sprechen, meinen wir nicht das Nichts, sondern ein grenzenloses Potenzial, aufgrund dessen alles in Erscheinung treten, sich verändern oder verschwinden kann. "


    Yongey Mingyur Rinpoche, in "Buddha und die Wissenschaft vom Glück" Kapitel 4 "Leere, die Wirklichkeit hinter der Realität"
    Geändert von Pansapiens (14-07-2020 um 05:13 Uhr)

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