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In der Schweiz führte die Übersterblichkeit 2022 in den vergangenen Monaten zu Diskussionen und Spekulationen. 2020 und 2021 konnten die zusätzlichen Toten weitgehend mit den Folgen des Coronavirus erklärt werden. 2022 ebbte die Pandemie ab, dennoch gab es weiterhin mehr Todesfälle, als statistisch zu erwarten gewesen wäre. Im vergangenen Jahr gab es sogar mehr Monate mit Übersterblichkeit als je zuvor.
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Keine Evidenz für mehr Tote durch Corona-Impfung
Deutlich wird durch die Daten vor allem, woran es nicht gelegen hat: an der Corona-Impfung. Lediglich zwei Todesfälle verzeichnete das BfS im ersten Halbjahr 2022 aufgrund von «unerwünschten Nebenwirkungen bei der Anwendung von Covid-19-Impfstoffen». Diese sind tragisch, können die schweizweite Übersterblichkeit aber nicht erklären. Rolf Weitkunat vom BfS sagt: «
Es ist praktisch unmöglich, dass die Impfung ein Grund für die Übersterblichkeit war.»
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Deutlich mehr Tote durch Corona als bisher gedacht
In den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 starben in der Schweiz aber mehr Menschen direkt an Corona als zunächst angenommen. Das liegt daran, dass die vom BAG veröffentlichen Todeszahlen mit der Zeit ungenauer wurden. Sie erfassten einen immer kleineren Teil der vom BfS festgestellten tatsächlichen Covid-Toten. So zum Beispiel im März 2022: Laut BAG starben 327 Menschen an oder mit Corona. Gemäss BfS-Zahlen war Corona aber bei 660 Menschen die Haupttodesursache. «
Für mich ist bemerkenswert, dass es noch so viele Covid-Todesfälle gab», sagt Weitkunat.
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Der Berner Epidemiologe Marcel Zwahlen sagt: «Für das erste Halbjahr 2022 ist das Rätsel gelöst.
Die hohe Sterblichkeit kann zum grössten Teil mit den Auswirkungen der Omikron-Welle erklärt werden.»
Generell sollten die Ergebnisse vorsichtig interpretiert werden. Sie decken nur die ersten sechs Monate ab und sind provisorisch. Das spannendere zweite Halbjahr mit der Hitzewelle, der Influenza und einer insgesamt höheren Übersterblichkeit fehlt noch. Das Rätsel, sagen Experten, stecke eher in der zweiten Jahreshälfte.