Coronavirus-Notbremse in Deutschland: 7-Tage-Inzidenz soll Richtwert für Corona-Regeln bleiben
„Dieser Wert war schon immer problematisch, aber inzwischen wird er richtiggehend untauglich. Die Sieben-Tage-Inzidenz entkoppelt sich immer mehr von der eigentlichen gesundheitlichen Lage“, meint Prof. Dr. Gerard Krause im Interview mit tagesschau.de. Zur Einordnung: Er leitet die Abteilung „Epidemiologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung“ im niedersächsischen Braunschweig.
Epidemiologe Prof. Dr. Gerhard Krause über die 7-Tage-Inzidenz
Das habe zwei Ursachen, die für sich sogar erwünscht seien, erklärt der Wissenschaftler: „Erstens, es wird jetzt deutlich mehr getestet, das führt zu deutlich mehr Meldungen von Infektionen, die zuvor unerkannt geblieben wären. Soweit ist das gut, aber die Sieben-Tage-Inzidenz reflektiert nur die positiven Tests - und nicht, ob die Menschen auch erkrankt sind.“
Corona-Notbremse in Deutschland: Epidemiologe - Covid-19-Impfungen werden zu wenig berücksichtigt
Dazu komme, dass der Wert nicht berücksichtige, „welche Bevölkerungsgruppen betroffen sind. Zweitens: Durch die Impfungen werden schwere Erkrankungen seltener, selbst dann, wenn die Zahl der Infektionen nicht ganz so schnell sinkt“, sagt Krause. Heißt: Seiner Kenntnis nach nehmen im Verhältnis zu den Corona-Impfungen die schweren Krankheitsverläufe ab.
Krause meint weiter, dass die geplanten Testungen in den Schulen die Inzidenzwerte per se in die Höhe treiben würden. „Die allermeisten der so entdeckten Infektionen hätten keine Erkrankungen zur Folge“, sagt Krause und meint: „Die so gestiegene Inzidenz würde also die Behörden zwingen, Ausgangssperren, Schulschließungen und andere Maßnahmen zu treffen, obwohl sich die pandemische Lage gar nicht verschlechtert hätte, also gar nicht mehr Menschen als vorher überhaupt medizinisch versorgt werden müssten.“