... Eine weitere Besonderheit der Spanischen Grippe und damit auch ein weiterer Unterschied zu Covid-19 ist, dass von 1918 bis 1920 vor allem junge Menschen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren an der Grippe starben.... . Beiden Erregern gemein ist aber die schnelle, weltweite Ausbreitung. Wurde der Grippeerreger vor allem über Tröpfchen- und Kontaktinfektionen weitergegeben, geht man beim Sars-CoV-2 davon aus, dass vor allem kleinste Schwebeteilchen in der Luft bei der Verbreitung maßgeblich sind. ..
Es habe damals alles relativ harmlos begonnen, erklärt Wilfried Witte, der als Arzt und Historiker seit Jahren zur Spanischen Grippe forscht. Während der ersten Ansteckungswelle im Frühjahr 1918 erkrankten zwar sehr viele Menschen, aber relativ wenige starben daran. Doch dann kam die zweite, überaus tödlich Welle. Obwohl man im Sommer 1918 glaubte, die Grippesaison sei vorbei, kehrte das Virus in mutierter Form nicht erst im Winter, sondern bereits im August zurück. Ende Oktober, Anfang November starben ungewöhnlich viele Menschen an der Infektionskrankheit. Auf diesem Höhepunkt der sogenannten Herbstwelle waren zwei von drei Bürgern an der Spanischen Grippe erkrankt, schätzte die preußische Gesundheitsbehörde.
Obwohl die Spanische Grippe wesentlich todbringender in Erscheinung trat als bisher Covid-19, wurde die Pandemie damals von der Bevölkerung viel weniger als Krise wahrgenommen als heute die Corona-Pandemie. Grund sind die unterschiedlichen Ausgangssituationen der Menschen. Waren viele Menschen am Ende des Krieges und kurz danach vor allem mit existenziellen Dingen wie Hunger, Obdachlosigkeit, Armut und dem puren Überleben beschäftigt, rühren die Ängste der Menschen heute vor allem aus den einschränkenden Maßnahmen, finanziellen Einbußen und der ungewissen Zukunft her. ...