An deiner Kritik ändert das nichts. Die lautet, wenn ich´s richtig verstehe, dass europaweit eine Koordination der medizinischen Kapazitäten hätte erfolgen sollen. Indem wie in China Ärzte aus unkritischen Gebieten hätten abgezogen werden sollen.
Nur beurteilst du das wieder mit Blick der Erkenntnisse 4 Monate später. Im März oder April waren alle Nationen mit sich selbst beschäftigt und es wusste keiner, wie sich das Virus im eigenen Land ausbreitet. Davon abgesehen haben auch die Deutschen Patienten anderer Länder aufgenommen. Aber wie gesagt, eine europaweite Koordination wäre nicht verkehrt.
Vor allem aber musst du, wenn du China als Beispiel nimmst, den gesamten Kontext darstellen. Heißt – so ist deine Kritik zu lesen – die ersten Hotspots in bspw. Deutschland hätten unter eine "chinesische" Quarantäne gestellt werden müssen, dass ein Verlassen der Häuser sowie eine Ein- und Ausreise der Bürger des entsprechenden Landkreises oder Bundeslandes nicht möglich gewesen wäre, und über eine Tracing-Corona-App die Bewegungsprofile der Menschen lückenlos dokumentiert werden. Mit Farbcodes, die Zugänge erlauben oder auch nicht. Damit – und vermutlich nur damit - konnte man sich halbwegs sicher sein, dass nicht das Virus im Land verteilt wird.
Wenn du das alles so befürwortest, ist alles i.O. Wenn nicht, ist´s eine sinnlose und tendenziös-wohlfeile Kritik.
Deine Kritik war, dass es lt. Sprenger keine italienischen oder französischen Verhältnisse geben wird und man Ende März hätte den Fokus erweitern sollen bzw. die Angst aus der Bevölkerung nehmen.
Und wieder, im Rückblick hatte er völlig recht. Ende März war aber wie schon geschrieben R0 immer noch bei ca. 1,5, wenn auch fallend und es ist immer noch das zeitlose Problem mit der Exponentialfunktion, im Fall von Corona einer verzögert sich aufbauenden.
Hier sind die
Protokolle der Taskforce des österreichischen Gesundheitsministeriums. Protokoll der 9. Sitzung vom 30.3.:
„Ein Mitglied vertritt die Ansicht, dass sich die Situation in Österreich im Rückblick gut entwickeln dürfte. Der Bedarf an ICUs werde jedenfalls noch zunehmen. Momentan seien 200 Intensivbetten besetzt und 900 frei. Das Mitglied spüre diesbezüglich unter den Kolleginnen und Kollegen eine sehr große Anspannung. Die ICUs würden die Variable in den nächsten 2-3 Wochen werden.“
Ist eben eine Arbeitsgruppe mit unterschiedlichen Meinungen, wie es so ist. Sprenger zwar nicht dabei, aber damit muss man bzw. du leben, dass die eigene Meinung sich nicht durchsetzt. Ist eben so in einer Demokratie. Sprenger ist nur ein Experte unter vielen.
Und wie mal einer schön geschrieben hat, geht man als Verantwortlicher vom best-case-Szenario oder worst-case aus? Die USA haben sich für Ersteres entschieden.
Und wieder: du nimmst den Kenntnisstand von heute und siehst, dass Anfang bis Mitte April der Höchststand an belegten Intensivbetten mit einem Viertel der verfügbaren erreicht war. Im Prinzip war´s aber bis Mitte April eine Plateauphase und einige Experten der Taskforce hatten denn auch Ende März noch Bauchschmerzen. Mitte April begannen übrigens auch in Österreich die Lockerungen.
Da kommt´s auf die 170000 auch nicht an, oder was soll die Aussage?