Zitat von
marq
unterstellst du dem RKI verfälschungen und lügen?
Ich unterstelle hier gar nichts, ich gebe lediglich wieder welche - vorsichtig ausgedrückt - widersprüchlichen Aussagen vom RKI und in dem Fall Hr. Schaade kommen.
Das RKI selbst sagt, dass man bislang lediglich "sporadische Daten zum Alter" - das DIVI sagt man habe (noch) keine Daten zum Alter. Hr. Schaade (ebenfalls RKI) sagt dennoch öffentlich "Wir sehen, dass die Patienten auf der ITS jünger werden..." und Fr. Merkel sowie die Presse greifen das dann entsprechend auf.
Wie kann Hr. Schaade also etwas "sehen" wenn seine eigene Behörde hier entsprechende Daten bislang noch nicht mal erhoben hat? Das heißt letztendlich, dass Hr. Schaade seine Aussage auf der PK max. auf "sporadische" (nicht repräsentative) Daten gestützt hat. Oder glaubt er mehr zu wissen als seine eigenen Mitarbeiter und das DIVI? Wenn ja - woher?
Und wie man sieht läuft dann doch genau der gleiche Mechanismus ab wie schon seit letztem Frühjahr:
Es wird ohne belastbaren Hintergrund ein möglichst drastisches Bild gezeichnet - Politik und Medien greifen das auf und legen noch eine Schippe drauf und letztendlich kommen dann in Foren und Co. aufgrund dieser Berichterstattung Postings ala "Es wird alles ganz furchtbar werden - bestimmt...".
Hr. Drosten hatte doch im Spätsommer schon angekündigt, dass bereits in der zweiten Welle es dann die "40 jährigen Familienväter treffen wird". Dazu wieder das DIVI:
"Was wir wissen: Der Altersdurchschnitt der ersten wie auch zweiten Welle war gleich.
Während Hr. Spahn und Hr. Wieler offenbar einfach nur ihre Reden vom letzten Frühjahr mit einem neuen Datum versehen haben (Wie oft waren wir jetzt in der "schwierigsten Phase" und wie oft war der Zusammenbruch des Gesundheitssystems nur noch 2 PCR Tests entfernt?) gibt es da durchaus seriöse Stimmen (die medial aber wenig Beachtung finden).
So zeichnet Hr. Stöhr (ja - genau der der schon im November / Dezember sagte, es sei vollkommen utopisch zu glauben man könne im Winter auf eine Inzidenz von 50 kommen geschweige die denn halten) im Interview mit dem Focus da weniger Schreckgespenster an die Wand:
"Zweifelhafte Aussagen geraten in den Vordergrund, wenn Kollegen etwa Stellung zur Bedeutung von Varianten nehmen, obwohl das Thema nicht zu ihrem Fachgebiet gehört. Dafür kommen in den Medien die sehr guten deutschen Fachgesellschaften viel zu selten zu Wort. Die geben zwar eine fundierte Stellungnahmen nach der anderen heraus, gehen aber in der Kakophonie selbsternannter „Pandemiologen“ leider unter.
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Im Zusammenhang mit neuen Virusvarianten ist oft von einer „Pandemie in der Pandemie“ die Rede. Haben wir es jetzt damit zu tun?
Stöhr: Nein, das ist Panikmache und soll wohl Aufmerksamkeit erregen, genauso wie wenn vom „Turbo-Virus“ und ähnlichem die Rede ist. Die Entstehung von Varianten ist ein virologisch erwartetet Prozess, weder überraschend noch vermeidbar. Dabei entstehen Klone, sogenannte Unterpopulationen von Viren, die genetische Veränderungen aufweisen. Das muss man genau beobachten: Sie können, müssen aber nicht den Eindämmungsfortschritt der Erkrankungen oder die Impfstoffwirksamkeit beeinflussen. Das Spektrum der zur Verfügung stehenden Maßnahmen hat sich nicht verändert – wir haben es immer noch mit ein und derselben Pandemie zu tun.
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Die britische Variante wird vermutlich dominant, weil sie ansteckender ist. Ist sie nicht doch auch gefährlicher?
Stöhr: Labor- und Kontaktstudien aus England legen nahe, dass B.1.1.7 eine höhere Infektiosität hat. Es gibt inzwischen auch Krankenhausbeobachtungen, dass diese Variante wahrscheinlich eine etwas höhere Sterblichkeit verursacht, aber immer noch auf sehr niedrigem Niveau, wie englische Kollegen betonen. Die Beobachtungen sind retrospektiv, aber ernst zu nehmen. Das ist das eine Datenpaket.
Das zweite sind die mathematischen Modelle, die den Infektionsverlauf einschließlich der dritten Welle vorhersagen. Das ist auch das am meisten zitierte Narrativ. Dagegen stehen die empirischen Beobachtungen der Bekämpfung in Europa. Es gibt bis dato keine mir bekannte Veröffentlichung über eine sichtbare Beeinflussung der Eindämmungsmaßnahmen durch die Zunahme von B.1.1.7.
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Nach der Pandemie wird das Coronavirus endemisch auftreten, d.h. es kommt regelmäßig zu regionalen Ausbruchswellen – vergleichbar mit der Grippe.
Bis dahin werden wir vor allem viel weniger Todesfälle zu beklagen haben. Da werden wir in den nächsten vier Wochen und nach Ostern einen deutlichen Abfall sehen, weil dann die über 80-Jährigen geimpft sind. Zum Sommeranfang werden wir einen Tiefpunkt der schweren Verläufe und Todesfälle erreichen, der dann nicht wieder ansteigt, auch im Herbst nicht über das saisonal Erwartbare hinaus.
Oder auch jüngst beim RND:
Der Experte ist aber auch der Ansicht, dass die Politik eine Meldeinzidenz zwischen 100 und 150 akzeptieren müsse. "Es wird immer mehr Fälle geben, wenn man öffnet, so lange der Frühling noch nicht da ist."
Die Debatte um die britische Corona-Mutation verfolgt der ehemalige Leiter des Globalen Influenza-Programms und SARS-Forschungskoordinator der WHO mit Kopfschütteln. "Ich halte die Diskussion gegenwärtig, dass man von der B.1.1.7-Variante von einem 'Killer-Virus' spricht, für völlig inakzeptabel." Die Werte aus England lägen vor und die Daten seien unstrittig. "Allerdings wird in Deutschland und auch in anderen Ländern das gebetsmühlenartig wiederholt, ohne eigene Daten vorlegen zu können und ohne gut unterscheiden zu können, ob die Zunahme der Fälle auf die Variante zurückzuführen ist, Pandemiemüdigkeit, die Änderung der Teststrategie oder auf die höhere Mobilität. Solange man das nicht kausal hinterlegen kann, bleibt alles spekulativ."
Geändert von Little Green Dragon (26-03-2021 um 11:18 Uhr)
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