Ist die Corona-Pandemie jetzt endlich vorbei? Immerhin gibt es kaum noch Maßnahmen – wie beispielsweise die Maskenpflicht und 2G. In der Tat sehen Virologinnen und Virologen inzwischen einen Übergang zur Endemie. Was genau das bedeutet, ist aber knifflig, und eine Entwarnung wäre zu früh.
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Offiziell ist die pandemische Phase zumindest noch nicht vorbei. Dafür müsste die Weltgesundheitsorganisation die „Notlage von internationaler Tragweite“ für beendet erklären. Es gilt aber weiterhin die höchste Alarmstufe, und das weltweit. Mitte März 2020 hatte die WHO den Corona-Ausbruch zur Pandemie erklärt – also vor etwas mehr als zwei Jahren. Die Gesundheitsbehörden in Deutschland bleiben ebenfalls vorsichtig. Das Robert Koch-Institut (RKI) beurteilt die Gefährdung durch Covid-19 für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland insgesamt als weiterhin „sehr hoch“, für Geimpfte und Genesene noch als „hoch“ und für Geboosterte als „moderat“.
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Das Virus trifft hierzulande jetzt also überwiegend auf Menschen mit einem (Teil-)Immunschutz. Dieser bremst den Erreger zunehmend aus, wenngleich er das Virus nicht ausrotten wird – wie man es zu Beginn der Pandemie noch hoffte.
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Auch weltweit gibt es große Unterschiede: „Während im Vereinigten Königreich durch eine hohe Impfquote und eine sehr hohe Rate an Genesenen die Entwicklung schon weit fortgeschritten ist, ist China zum Beispiel noch ganz am Anfang“, sagt Virologe Binder. Die dort verwendeten Impfstoffe schützten deutlich weniger, vor allem gegen die Omikron-Variante. Durch die strenge Null-Covid-Politik gebe es zudem kaum Genesene, weshalb die Situation in Hongkong, Shanghai und anderen Städten momentan extrem schwierig sei.
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Bei aktuell stark zirkulierendem Virus sei auch Maskentragen in Innenräumen, in Bus und Bahn immer noch sinnvoll. Eine verkürzte Isolationszeit von sieben auf fünf Tage empfiehlt Ulrichs nicht. „Das Restrisiko steigt dann ziemlich“, sagt er.
Zudem unterscheidet sich das Risiko im Übergang zur Endemie von Mensch zu Mensch. Es gibt anfälligere Personen mit Risikofaktoren, bei denen die Impfung zum Beispiel kaum bis gar nicht anschlägt – etwa nach Organtransplantationen oder bei einer Krebserkrankung. „Diese Menschen werden sich auch künftig in besonderem Maße schützen müssen“, prognostiziert Binder. FFP2-Masken und das Meiden von Menschenmengen blieben für sie wahrscheinlich weiterhin notwendig, vor allem während der Erkältungssaison. Bei den aktuellen Infektionszahlen könnten Maskenpflicht und Abstandsgebot in Innenräumen durchaus auch für alle noch sinnvoll sein, um das Risiko für anfällige Mitmenschen zu mindern, sagt der Virologe.