...Nachdem die Todeszahlen in der ersten Welle der Pandemie durch Ausbrüche in Alten- und Pflegeheimen rasant gestiegen waren, meinten Befürworter des schwedischen Weges sich im Sommer bestätigt zu sehen: Die Infektionszahlen blieben lange niedrig, es starben nur noch wenige Schweden an oder mit dem Virus.Doch in den vergangenen Wochen hat sich das Bild dramatisch gewandelt, die Infektionszahlen sind rasant gestiegen. Löfven (Anm.: ist der schwedische Ministerpräsident) sprach davon, dass sich in der vergangenen Woche die Zahl der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen verdoppelt habe.
Am Donnerstag meldete die Gesundheitsbehörde, dass 4658 neue Infektionen und 40 weitere Todesfälle hinzugekommen sind, insgesamt wurden bislang 171.365 Infektionen und 6122 Todesfälle in dem Land mit seinen gut zehn Millionen Einwohnern registriert. ..Die 14-Tages-Inzidenz liegt bei 481 auf 100.000 Einwohner. Vor kurzem war bekanntgeworden, dass die Positivquote von Corona-Tests in der Region Stockholm 20 Prozent erreicht hat – in Deutschland war zuletzt mit knapp acht Prozent ein Höchstwert erzielt worden. ...
Es ist aber nicht nur so, dass sich die Lage im Land wieder zuspitzt. Die Behörden weichen auch immer mehr von ihrem Sonderweg ab – auch wenn es so nicht formuliert wird. Es gibt aber immer mehr und strengere Empfehlungen und Einschränkungen. Zunächst wurden für einzelne Regionen verschärfte Empfehlungen verkündet: Die Menschen sollten physischen Kontakt zu Menschen außerhalb ihres Haushalts vermeiden, weder Feste organisieren noch an ihnen teilnehmen, und es wird abgeraten, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen.
Löfven sagte, einige Leute ignorierten das Risiko. Immer mehr hätten begonnen, sich im Herbst zu entspannen, immer mehr dächten, ein Tag im Einkaufszentrum bedeute nichts, oder eine Geburtstagsparty mache keinen Unterschied. „Aber leider macht es einen Unterschied.“ Jede Entscheidung, die man in seinem täglichen Leben treffe, mache einen Unterschied. „Das Verhalten eines jeden, die Nachlässigkeit eines jeden ist wichtig.“