---3. Vertrauen als Schlüssel
Anders als in Deutschland, wo immer mehr Menschen die Corona-Strategie der Bundesregierung anzweifeln oder das Virus schlicht nicht ernst nehmen, ist in Finnland das Vertrauen in die Regierung eher hoch. Das zeigt sich nicht nur bei der finnischen Tracing-App. Auch während des Lockdowns im Frühjahr gab es kaum Widerstand. Bei einer Umfrage des EU-Parlaments zu der Zeit gaben 73 Prozent der Menschen an, gut mit den Maßnahmen klar zu kommen. Auch sogenannte "Querdenker"-Demos, wie sie jetzt in vielen deutschen Städten gegen die Corona-Politik der Bundesregierung abgehalten wurden, sucht man dort vergebens. "Wir versuchen uns an das zu halten, was die Regierung vorschreibt. Ich denke, das hat auch mit unserem Wohlfahrtsstaat zu tun", sagte die finnische Grünen-Politikerin Rosa Meriläinen im Deutschlandfunk Kultur.
5. Keine Party? Macht doch nichts!
Erst neulich warb die deutsche Bundesregierung mit einem umstrittenen Werbespot für eine Isolation in den eigenen vier Wänden. Vielen Menschen scheint das schwer zu fallen - verständlicherweise könnte man meinen. Doch in Finnland scheint das bei vielen Menschen anders zu sein.
Laut einer Umfrage des EU-Parlaments gaben 23 Prozent der Menschen in Finnland sogar an, dass sich ihr Leben durch den Lockdown im Frühjahr verbessert hat. "Wir sind nicht so gesellig und gern allein", sagte die Sozialpsychologin Nelli Hankonen der Universität Helsinki in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP.
Auch die persönliche Komfortzone - also wie nah man einem Menschen gerne kommen möchte - könnte eine Rolle spielen. "Es kann sein, dass die finnische Komfortzone etwas größer ist als in anderen europäischen Ländern", sagt Mika Salminen, Direktor der finnischen Gesundheitsbehörde THL. "Wir halten die Menschen gerne einen Meter von uns entfernt, sonst fühlen wir uns unwohl."