Alkoholismus, Suizid, Tuberkulose: Weitere Lockdown-Folgen könnten erst Jahre später auftreten
Der Medizinwissenschaftler und Statistiker John Ioannidis von der Universität Stanford geht davon aus, dass sich einige Langzeitschäden erst in den kommenden 20 Jahren zeigen werden. Er hat die indirekten Folgen eines Lockdowns auf die Gesundheit der Weltbevölkerung umfassend beleuchtet.
"Manche Todesfälle infolge der ergriffenen Maßnahmen treten unmittelbar ein, doch der Großteil wird möglicherweise erst über einen längeren Zeitraum hinweg eintreten", schreibt Ioannidis in seiner im Oktober 2020 veröffentlichten Studie. "Es gibt starke Hinweise darauf, dass sich Arbeitslosigkeit, Finanzkrisen, Depressionen und soziale Isolation langfristig negativ auswirken werden auf die Morbidität und Mortalität."
In seiner Arbeit zählt er mögliche Gründe auf für "übermäßige Todesfälle, die durch aggressive Maßnahmen gegen Covid-19 verstärkt wurden". Er weist zudem darauf hin, in welchem Zeitraum er mit den Auswirkungen rechnet.
Menschen mit Herzinfarkt und anderen akuten Erkrankungen erhalten keine angemessene Krankenhausversorgung (Auswirkung: unmittelbar während der Pandemie)
Menschen mit Krebs bekommen ihre Behandlung zu spät (Auswirkung: innerhalb der nächsten fünf Jahre)
Untersuchungen zur Krebsvorsorge werden verschoben (Auswirkung: innerhalb der nächsten 20 Jahre)
Andere Behandlungen werden verschoben (Auswirkung: je nach Krankheit unterschiedlich)
Suizid (Auswirkung: sowohl unmittelbar als langfristig)
Häusliche Gewalt, Mord (Auswirkung: unmittelbar, möglicherweise auch langfristig)
Hunger aufgrund von Einbrüchen in der Produktions- und Lieferkette von Lebensmitteln (Auswirkung: unmittelbar, könnte sich über die nächsten Jahre noch verschlimmern)
Tuberkulose aufgrund von Störungen im Ablauf der weltweiten Tuberkulose-Programme. (Auswirkung: innerhalb der nächsten fünf Jahre)
Kinderkrankheiten aufgrund von Verzögerungen beim Impfen (Auswirkung: innerhalb der nächsten fünf Jahre)
Alkoholismus und andere "Krankheiten der Verzweiflung" aufgrund von Arbeitslosigkeit und eingeschränktem Zugang zu Angeboten für die psychische Gesundheit wie etwa Therapie-Sitzungen (Auswirkung: innerhalb der nächsten zehn Jahre)
Diverse chronische Krankheiten aufgrund von Arbeitslosigkeit, die in Armut führt und dazu, dass die Krankenversicherung nicht bezahlt werden kann (Auswirkung: innerhalb der nächsten 20 Jahre)
https://www.focus.de/gesundheit/news..._12914874.html
Mangelnde medizinische Versorgung, unter anderem aufgrund von Personalmangel in Krankenhäusern (Auswirkung: innerhalb der nächsten 20 Jahre)