Ich zweifle eher an der Kompetenz des Herrn Stöhr.
Das ist nun schon der dritte Gesundheitsfunktionär mit einem Hintergrund in Veterinärmedizin, der - für mein Verständnis - merkwürdige Dinge sagt.
Nach einem RKI-Präsidenten der sich angesichts eines exponentiellen Anstiegs einer Infektionskrankheit überrascht zeigte und einer Impfgutachterin, die meinte, ein Impfstoff hätte keine Pharmakokinetik, weil da nix verstoffwechselt würde nun der Herr Stöhr, der in dem
Artikel der BZ so vorgestellt wird:
lange Jahre Leiter des Global-Influenza-Programms. Als Sars-Forschungskoordinator der WHO hat sein internationales Team das Sars-Virus 2003 entdeckt. Er arbeitete später für den Pharmakonzern Novartis.
Was
sagt der?
Das Endergebnis einer Pandemie ist immer die Herdenimmunität. Der Begriff der Herdenimmunität ist zu Beginn der Pandemie schwer in Verruf geraten. Er ist jedoch nur eine Maßzahl, die angibt, wie viele Menschen schon immun sind.
Aha, er sagt, Herdenimmunität wäre eine Maßzahl, die angäbe, wie viele Menschen schon immun seien.
D.h. wenn 1% schon immun sind, läge dann die Herdenimmunität nach Stöhr bei 1%
Wenn 30% immun sind, läge die Herdenimmunität bei 30%.
Eventuell wird dieser Begriff ja in der Veterinärmedizin so verwendet, um anzugeben, wie viel % der Schafs- oder was auch immer -Herde schon immun sind.
In der Epidemiologie scheint mir der Begriff doch anders verwendet zu werden.
Er bezeichnet da den Wert, der angibt, wie viele Leute in einer Population immun sein müssen, damit in den einfachen Modellen die effektive Reproduktionszahl <= 1 wird.
Wenn das erreicht ist, dann nimmt die Zahl der Neuinfektionen nicht mehr zu, sondern ab.
weiter:
Ist die Herdenimmunität hoch, verursacht ein Virus nur noch milde Erkrankungen. Dann wird das Virus weiter zirkulieren, aber nur noch milde Erkrankungen hervorrufen
Aha.
Und wie soll das denn nun gehen?
Was hat eine hohe Anzahl der Immunen mit der Schwere der Verläufe zu tun?
Gab es vor den in Deutschland früher, als so gut wie jeder Erwachsene gegen Masern immun war, keine schweren Verläufe mit Hirnschädigungen, Siechtum und Todesfällen?
Neben dem Begriff der Herdenimmunität gibt es noch den Begriff des "Herdenschutzes" der nach meinem Eindruck nicht immer klar von erstem getrennt wird.
Der bedeutet, dass bei einer großen Immunität der Herde es unwahrscheinlich ist, dass ein Infizierter auf einen Nichtinfizierten trifft.
Dadurch sind dann die verbliebenen Nichtimmunen durch die Immunen vor den Infizierten geschützt, weil die Infektionsketten abbrechen.
Das wird z.B. bei Masern insbesondere deshalb angestrebt, weil es Nichtimpfbare Angehörige der Risikogruppen gibt.
Und die können weiterhin schwer erkranken.
Stöhr weiter:
Die Befürchtung, dass die britische Mutante infektiöser sein könnte, hat sich aus den Beobachtungen in vielen europäischen Ländern bis dato nicht bestätigt: In Irland und Großbritannien gab es einen dramatischen Rückgang der Zahlen der Infizierten, obwohl dort etwa 90 Prozent die britische Mutation haben dürften.In Frankreich, Schweiz und Dänemark sehen wir anhand der empirischen Zahlen einen ähnlichen Trend. Trotz eines deutlichen Anstiegs des Anteils der britischen Mutation gehen die Fallzahlen weiter ungebrochen zurück
Wow.
Woran machen man denn fest, dass eine Variation infektiöser ist?...
Daran, dass die andere Varianten verdrängt bzw. der Anteil an den Infektionen ansteigt.
Denn wenn sich eine Variante schneller verbreitet, als andere, dann liegt nahe, dass die einen evolutionären Vorteil hat.
Da fallen mir spontan zwei Möglichkeiten ein:
1.) es gibt eine hohe Immunität in der Bevölkerung gegen andere Varianten, der diese Variante nun entkommt
2.) mit dieser Variante steckt man sich leichter an, weil die aufgrund anderer Parameter (z.B. bessere Bindung
an Rezeptoren und dadurch leichtere Ansteckung auch bei geringerer Virenlast) infektiöser sind.
Also unterm Strich, weil man sich eher mit dieser Variante ansteckt als mit anderen.
Man könnte auch sagen, dass diese Variante infektiöser ist.
Ob da die absoluten Zahlen nun zurückgehen ist zunächst mal irrelevant, denn wenn die Absolutzahl zurückgeht und der Anteil der anderen Varianten auch, dann nimmt die Zahl der Ansteckungen mit den anderen Varianten schneller ab, als die mit der neuen Variante.