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Auf Twitter verbreitet sich ein Beitrag, der behauptet, es gebe keine Überlastung des Gesundheitssystems. Der Nutzer, der diese Behauptung reichweitenstark verbreitet, beschreibt sich auf seinem Twitter-Profil als Arzt. Als Beleg führt er Statistiken an, die zeigen, dass die Patientenzahl, die Zahl der Behandelten mit schweren Atemwegsinfekten sowie der Patienten, die auf einer Intensivstation behandelt oder beatmet wurden, im Jahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr gesunken sei. Der #Faktenfuchs zeigt, warum der Vergleich der Krankenhaus-Zahlen von 2019 und 2020 problematisch ist und wieso die Betrachtung der absoluten Zahlen einen falschen Eindruck erwecken kann....
Dass 2020 weniger leicht erkrankte und mehr schwer erkrankte Patienten in die Krankenhäuser aufgenommen wurden, vermutet auch das IQM, wie eine Sprecherin dem #Faktenfuchs sagte. Dafür spräche, dass trotz geringerer Patientenzahlen im Vergleich zu 2019, mehr Menschen in den Krankenhäusern gestorben sind. Die IQM betont jedoch, dass hierzu noch weitere Studien notwendig seien. ...
Dass die Zahl der Patienten mit schweren akuten Atemwegsinfekten gesunken ist, ist laut IQM-Sprecherin auf die Hygienemaßnahmen zurückzuführen: "Die Maßnahmen der Hygieneregeln (AHA) (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske; Anm. d. Red.), die Isolation und Lockdown-Phasen haben selbstverständlich nicht allein Auswirkung auf die Covid-19-Infektion, sondern verhindern alle Infektionen, die einen ähnlichen Übertragungsweg haben."...
Dass die Zahl der Patienten mit schweren akuten Atemwegsinfekten gesunken ist, ist laut IQM-Sprecherin auf die Hygienemaßnahmen zurückzuführen: "Die Maßnahmen der Hygieneregeln (AHA) (Abstand, Hygiene, Alltagsmaske; Anm. d. Red.), die Isolation und Lockdown-Phasen haben selbstverständlich nicht allein Auswirkung auf die Covid-19-Infektion, sondern verhindern alle Infektionen, die einen ähnlichen Übertragungsweg haben."..
Bedeuten geringere Patientenzahlen auch eine geringere Belastung für die Krankenhäuser?
In dem erwähnten Tweet werden die Zahlen der IQM als Beleg dafür angeführt, dass es keine Überlastung des Gesundheitssystems infolge der Corona-Pandemie gebe. Dies könne man allein aus den Zahlen nicht schlussfolgern, schreibt die Sprecherin der Initiative Qualitätsmedizin dem #Faktenfuchs: "Durch die weitreichenden Covid-19-Maßnahmen, die quasi jeden Bereich der Krankenhäuser betreffen, sind alle Prozesse von der Aufnahme bis zur Entlassung mit einem deutlich höheren Aufwand verbunden."
Teilweise hätten ganze Bereiche von Krankenhäusern dafür umorganisiert werden müssen. Die Sprecherin gibt außerdem zu bedenken, dass sich auch viele Krankenhausangestellte mit SARS-Cov-2 infiziert hätten, was die Krankenhäuser zusätzlich belastet habe. Laut Lagebericht des Robert Koch-Instituts haben sich über 70.000 Menschen, die in Krankenhäusern, Praxen oder anderen medizinischen Berufen arbeiten, mit Corona infiziert (Stand: 1. März 2021).
Krankenhäuser 2020: Situation mit anderen Jahren nicht vergleichbar
Unter dem Strich ließen sich die Zahlen von 2019 und 2020 nicht vergleichen, betonen IQM und DKG. Die DKG verweist im Hinblick auf gesunkene Patientenzahlen auch darauf, dass die Behandlung eines Covid-Erkrankten nicht mit der eines normalen Patienten vergleichbar sei. Allein das Einhalten der Hygienemaßnahmen erfordere einen größeren Aufwand. Außerdem werde in den Zahlen nicht berücksichtigt, wie lange eine Person im Krankenhaus behandelt wurde.
Ein Patient, der eine Nacht lang beobachtet wird, werde genauso gezählt wie jemand, der mehrere Wochen auf einer Intensivstation liegt.
Die Behauptung, die Zahlen der IQM würden eine Überlastung der Krankenhäuser widerlegen, ist falsch.
Dass Krankenhausstatistiken ohne Kontext herangezogen werden und sich die Daten von 2020 nicht mit denen anderer Jahre vergleichen lassen, zeigt auch dieser Faktencheck von Correctiv. Die Zahlen der IQM wurden indes nicht zum ersten Mal in einem irreführenden oder falschen Zusammenhang verwendet. Dazu hat die IQM hier (unter dem Reiter Statement) eine Stellungnahme veröffentlicht....