Danke für die Erklärung.
Also Hahnenkampf, wo man sich gegenseitig hochpusht und aufbaut und jeder meint, er wäre der Größte, um seinem Weibchen, etc. zu imponieren.
Sowas gab es bei mir noch nie.
Danke für die Erklärung.
Also Hahnenkampf, wo man sich gegenseitig hochpusht und aufbaut und jeder meint, er wäre der Größte, um seinem Weibchen, etc. zu imponieren.
Sowas gab es bei mir noch nie.
Mein Englisch ist zu schlecht. Ich löse das physikalisch!
Nein, den die stammte aus meinem 2. Leben.
Ich arbeite im Justizvollzug und habe so mit Menschen zu tun, die in ihrem Leben einen großen Fehler gemacht haben. Und ich rede nicht vom " Rauchen in der Einbahnstraße " ...
Ab und an streue ich immer mal was ein, wenn ich der Ansicht bin das es lehrreich sein könnte. Ist bei mir aber auch ein völlig anders gelagerter Fall und tangiert " SV " nur am Rande.
... ich glaube so Leute wie Dich braucht es um bei solchen Themen wie SV zu einem echten Erkenntnisgewinn zu gelangen. Der von Tantal genannte Autor Miller ist ja, glaube ich, ähnlich wie Du ein JVA Beamter mit Lebenserfahrung und Kampfsport- Hintergrund. Also, streu ruhig ein
Gerade versuche ich noch einen Kollegen der ein klein wenig Erfahrung in der forensischen Psychiatrie (sicher das äusserste Spektrum des Vorstellbaren und Geschehenden) hat hier auf das Board zu bekommen. Vielleicht kann der auch noch was beisteuern.
Naja, bei mir hat sogar für lange Zeit genau das die Vorstellung vom Kämpfen geprägt. Vielleicht tendiere ich heute eher zum anderen Extrem und denke beim Kämpfen primär an Auseinandersetzungen bei denen es ums Überleben geht. Vielleicht liegt die Wahrheit ja in der Mitte mit einer gaussschen Verteilung oder so
Geändert von Locke (03-09-2020 um 20:55 Uhr)
Des einen Geheimnis ist des anderen Fundament
63 StGB ist zwar spannend, aber ich finde es sehr viel spannender zu sehen wer so alles frei und „unentdeckt“ da draußen rum rennt. Klar, die Sicherheitsvorkehrungen in forensischen Psychiatrien sind sehr hoch, ich habe die Patienten dort jedoch eher als friedlich und angepasst erlebt. Auch auf den hochgesicherten Akutstationen.
Das Aggressionslevel auf „normalen“ Akutaufnahmestationen der psychiatrischen Kliniken ist, jedenfalls nach meiner Erfahrung, sehr viel höher.
Und da sind wir bei einem, in meinen Augen, sehr wichtigen Punkt:
Die meisten Leute kennen heutzutage keine ungesteuerte Aggression. Wenn sie mal einer ausgesetzt sind reagieren sie entweder ängstlich oder auch aggressiv. Beides ist jedoch nicht wirklich zielführend.
Man muss gegenüber Aggression genau so desensibilisiert werden wie gegenüber körperlicher Gewalt, sonst wird man durch sie gelähmt oder Spielball seiner eigenen Aggression.
Das ist ja der Kern von gutem Deeskalationstraining: Zu verstehen wie Aggression in mir und dem Anderen entstehen und dann zu lernen sie in der Entstehung zu verhindern oder sie herunter zu fahren. Deeskalation fängt immer bei mir selbst an.
Der zweite wichtige Punkt ist jedoch zu wissen dass ich ggf. auch eskalieren kann und dabei gewinnen werde, denn nur dann kann ich mich bewusst für die nicht gewalttätige Lösung entscheiden und angstfrei auf sie hinarbeiten.
Da sind wir dann wieder bei KK und Waffen/Equalizern.
Ohne diese Sicherheit bleibe ich Sklave meiner eigenen Angst und damit bleibt mir unter Hochstress nur Aggression oder Flucht.
Geändert von kanken (03-09-2020 um 21:58 Uhr)
Wäre mir neu das es in einen Kampf( wenn ich mich dafür entscheide) eine Sicherheit geben würde.
In keiner meiner Auseinandersetzungen war ich mir sicher. Ich konnte mich trotzdem dazu entscheiden . Und ja manche Entscheidungen waren aus Angst geboren , keine Frage . Aber genauso waren auch ne Menge Entscheidungen FÜR DEN kampf bzw die Eskalation völlig Angstfrei , ohne das der Ausgang irgendwie SICHER GEWESEN WÄRE.
Die "scheinbare" Sicherheit ist nicht Bedingung für eine bewusste Entscheidung , sondern das konsequente Annehmen der Situation und das Annehmen deiner Entscheidung Mit allen Konsequenzen. Letzter Punkt ist der Entscheidende .
Also das ganze Gegenteil.
Kein ,sich selbst in Sicherheit wiegen oder denken man hätte die komplette Kontrolle.
Man gibt einfach alle Hintertüren ab, und begibt sich komplett hinein. Das gibt dir die Möglichkeit in den Beobachtermodus zu switchen .
Mag nicht jedermann Sache zu sein und mittlerweile bin ich auch der Meinung das es nur bedingt erlernbar bzw annehmbar , ist . Das eigene Naturell spielt in meinen Augen da ne grosse Rolle.
Wenn man mit einer scheinbaren Sicherheit , als Basis hineingeht und irgendwas geschieht was , sei es ungewohnte Reaktionen des Anderen , sei es plötzliche Veränderungen der Situation selbst ( z.b. Es kommen noch andere Gegner dazu) sei es wirkungslosigkeit deiner Aktionen ( alles schon passiert) dann wars das. Dein System ist überfordert , du verlierst deinen vertrauten Rahmen und es entsteht Hilflosigkeit. .....das Ding ist für dich gelaufen .
Nicht weil man es nicht packen würde , sondern weil du dir deine Basis selbst entzogen hast .
Gehst du konsequent in die Situation mit Abgabe von jeglicher Sicherheit, nur mit deinem Skillrahmen . Als Basis . Kann dir diese Basis nicht entzogen werden.
Sicherheit ist Illusion, und die wird meist als erstes Zerstört.
Geändert von Cam67 (04-09-2020 um 11:34 Uhr)
Die verstehen sehr wenig , die nur das verstehen , was sich erklären lässt. ( Marie v. Ebner-Eschenbach)
Streng logisch gesehen gibt es selbstverständlich keine Sicherheit; selbst ein Wettkampf birgt gewisse Gefahren. Kankens Sichtweise trifft aber, was das Mindset angeht bei mir auf Resonanz. Der Kampf wird immer auch psychisch geführt; meist ist der Ausgang vor Beginn des körperlichen Teils der Auseinandersetzung klar und man kann in dieser Phase manchmal die Täter/Opfer -Rollen sogar blitzschnell umdrehen wenn man ein bischen Übung hat. In dem Sinne verstehe ich auch den Löwen- Schakal- Aphorismus aus dem Bild von Seite 1.
In diesem Sinne ist vielleicht auch zu verstehen weshalb einige Stile (vor allem sehr spezialisierte Stile) ihren Schülern einen ganz extremen Glauben an die Effektivität des eigenen Stils einpflanzen. Dieser Glaube an sich wird sozusagen zu einem Skill.
... mir scheint in diesem Zusammenhang auch, dass mit dem Glauben an die eigenen Fähigkeiten dann der Glaube an Stile abnimmt - aber das sind nur meine unstrukturierten Beobachtungen und das ist ein anderes Thema.
Den Wert seines Beitrages hatte ich eher darin gesehen dass er sozusagen die "Vorgeschichten" zum Teil sehr gut kennt und weiss wie Täter gearbeitet und gedacht haben, und wie die Opfer schliesslich zu opfern wurden. Aber keine Ahnung ob er sich überhaupt im Internet äussern will; habe ihn jedenfalls am Mittag mal eingeladen und er hat sich noch nicht gemeldet.
@ Desensibilisierung gegenüber Gewalt; wie soll man das anstellen? Die Methode der Wahl war in den 80' und 90'ern die Türsteherei, aber (ich denke der Job hat sich auch massiv gewandelt) und selbst in dieser Welt war die "Gefahr" ja auch nur sehr relativ! Ausserdem steht so ein Weg nicht vielen offen. Wie würdest Du denn einen Schüler desensibilisieren, für den SV eine Relevanz hat?
Des einen Geheimnis ist des anderen Fundament
Klar wird ein Kampf zu grossen Teilen Psychisch entschieden ,WENN die Physis vorher entsprechend vorbereitet wurde.
Und genau hier ist das Dilemma .
Hab mehr als einmal gute Leute, starke Leute , erlebt , die eben mit scheinbarer Sicherheit in eine Situation gegangen sind , die dann doch nicht zu händeln war , weil entweder die Konstellation sich geändert hat , radikal oder die eigene Skills plötzlich nicht gewirkt haben . Das waren Ringer und Judoka ,beide um die 120-130 kg ( in dem Fall, gab noch andere Situationen) .
Das " Versagen" bzw . Das völlige Unwirksam werden der vertrauten Skills , hat die Beiden für die nächsten wochen untauglich für das Arbeiten an der Tür gemacht. Absolut kein Selbstvertrauen mehr . Selbst im Training waren die nur noch Schatten.
Also ja die Psyche ist enorm wichtig, genau deshalb gehe ich mit der gemachten Aussage nicht mit.
Und auch ein JA zum Rollentausch den man erreichen kann . Aber auch hier . Das Ding ist eben keine Einbahnstrasse und wirkt in beide Richtungen .
Denn bei der Sicherheitsgeschichte bist du ja im Moment ( innerlich ) der Täter und siehst den Anderen schon als Opfer ( bildlich gesprochen) weil du ja vom Win ausgehst.
Genau das ist ja das fatale. Genau deswegen kann es ja so schnell switchen.
Und du hast keine Pause , keinen Gong , in die du dich retten kannst, um dich zu fangen und eine neue Strategie zu fahren
Geändert von Cam67 (04-09-2020 um 11:32 Uhr)
Die verstehen sehr wenig , die nur das verstehen , was sich erklären lässt. ( Marie v. Ebner-Eschenbach)
Ich habe mal vor einiger Zeit ein Video dazu gemacht:
https://youtu.be/If8D9L011zk
(Bin grad am Schauen wie ich das als Video direkt darstelle, bitte diesen Umstand zu entschuldigen)
<iframe class="restrain" title="YouTube video player" width="640" height="390" src="//www.youtube.com/embed/If8D9L011zk?wmode=opaque" allowfullscreen="true" frameborder="0"></iframe>
[YOUTUBE ]If8D9L011zk[/ YOUTUBE] Edit vom 04.09 10:00. Ich schaffe es nach 20min noch immer nicht. Vielleicht kann mir da wer helfen! ^^ (Siehe links)
Geändert von Joergus (04-09-2020 um 09:15 Uhr)
Danke! Es ist lange her, dass ich hier YT Links eingebettet habe! ^^
Danke für das Video. Deine Erklärung finde ich nicht schlecht.
Interessant finde ich, dass die meisten "Anbieter" sich aktuell zu SV/Kampfkunst/-Sport sehr ähnlich positionieren wie Du. Mir scheint das manchmal so wie ein "Umdeutungsversuch" der Kampfkünste (die ja in ihrem eigentlichen Wesen etwas anderes sind/oder waren) um sie, in der sich wandelnden Gesellschaft relevant zu halten. Das ist jetzt überhaupt nicht als Kritik gemeint; die Kampfkünste haben sich ja auch immer im kulturellen Kontext verändert.
Des einen Geheimnis ist des anderen Fundament
Das ist der Teil den viele nicht gerne hören wollen, denn um sich gegenüber Gewalt zu desensibilisieren muss man sich Gewalt aussetzen. Kampfkünste hatten früher in China nicht umsonst einen extrem schlechten Ruf (und teilweise auch heute noch).
Heutzutage kommt guter Wettkampf der Sache immer noch am nächsten, ist aber halt nicht das Gleiche wie “echte Gewalt”.
Ich persönliche halte von dem Ganzen “SV-Quatsch” gar nichts. Man kann den Leuten allerhöchstens gute Deeskalationsskills zeigen, ihnen DeBecker nahebringen und ihnen den Gebrauch eines Pfefferssprays erklären. Ohne den Einsatz eins Gleichmachers halte ich einen “SV-Kurs” für grob fahrlässig, denn um sich körperlich in einer wirklichen Gewaltsituation wehren zu können bedarf es Jahre intensiven Trainings und der Routine gegenüber körperlicher Gewalt.
Letztlich bedarf es Leute als Trainer, die routinemäßig Gewalt erlebt haben und ausgeübt haben, der Rest ist nett, aber am Ende bleibt es Theorie.
Selbst wenn es gute und routinierte Wettkämpfer sind ist es so als ob ein Viszeralchirurg auf einmal eine Herz-OP machen soll. Natürlich kann er operieren und Gefäße nähen, aber am Ende ist das Herz nicht die Leber oder der Darm. Wahrscheinlich würde er es irgendwie hinkriegen, aber wenn man die Wahl hat würde man natürlich den Herzchirurgen für seine Bypass-OP buchen. Andersrum würde der Herzchirurg wahrscheinlich auch keine gute Figur machen wenn er irgendwo den Darm rausbauen sollte. Klar, würde er wahrscheinlich auch hinkriegen, schön wäre wahrscheinlich aber auch anders...
“SV” ist ein riesiger Markt und sehr viele Leute haben das Bedürfnis nach Sicherheit. Glücklicherweise werden die allermeisten Menschen Hier in Mitteleuropa in Ihrem Leben nie mit ernsthafter Gewalt konfrontiert werden und für das bisschen Disco-Schlägerei reicht es ja dann auch.
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