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Thema: "Why Dan Inosanto is wrong!" (Jason Korol)

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  1. #1
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    Standard

    @Period

    Manchmal habe ich den Eindruck, dass du garnicht von JKD sprichst und es auch nicht willst.

  2. #2
    Theorie & Praxis Gast

    Standard

    Um der Sache auf den Grund zu gehen, bedarf es eigentlich nur einige, bekannte Zitate von Bruce Lee:

    "Ich fürchte nicht den Mann, der 10.000 Kicks einmal übte, sondern den Mann, der einen Kick 10.000 Mal übte."

    Hierin steckt das klare Bekenntnis zu "weniger ist mehr" oder auch zur Spezialisierung in einer Kampfdistanz oder gar in wenige Techniken. Es geht darum in wenigen Dingen wirklich sehr gut zu werden anstelle in vielen Dingen vielleicht nicht einmal das Mittelmaß zu erreichen.

    "Leere Deinen Geist. Werde formlos, gestaltlos - wie Wasser. Wenn man Wasser in eine Tasse gießt, wird es zur Tasse. Gießt man Wasser in eine Teekanne, wird es zur Teekanne. Wasser kann fließen, kriechen, tropfen, stürzen und schmettern. Sei Wasser, mein Freund."

    Formlosigkeit bedeutet in diesem Kontext nicht an einer einzigen Methode oder auch Kampfdistanz anzuhaften. Denn auch wenn wir unsere bevorzugte Kampfdistanz trainieren, in der wir unseren Gegner höchstwahrscheinlich besiegen werden, müssen wir uns auf die Veränderungen im Kampfgeschehen vorbereiten und uns im Kampf selbst - ähnlich dem Wasser - den Gegebenheiten anpassen können.

    Das bedeutet nun aber nicht, dass wir in unserem Gameplan verschiedene Kampfsportarten/Kampfkünste integrieren und diese jeweils erschöpfend trainieren müssen. Realistischerweise hätten wir alle dafür nicht die Zeit und die Energie. Es geht vielmehr darum in jeder Kampfdistanz einige Antworten parat zu haben und diese Antworten jeweils zu perfektionieren.

    Als Stand-Up-Fighter in den UFC kann ich z. B. nicht sagen: "ich trainiere kein Grappling, denn mein Striking ist so gut, so dass ich nie auf dem Boden kämpfen muss." ... gleichzeitig kann ein Grappler das Striking nicht völlig ignorieren, da er erstmal in seine Komfortzone gelangen muss ohne dabei K.O. zu gehen. Und je nach dem wie hart ein Striker schlägt und wie gut er darin ist, seine Komfortzone gegen den Grappler zu verteidigen, sprich sich auf den Füßen bewegen kann, sprawlen und wieder in den Stand kommen kann, ist das kein leichtes Unterfangen. Nichtsdestotrotz muss der Striker am Boden zumindest im Ansatz wissen was er macht, falls ihn der Grappler doch erwischt, wirft und ihn im Groundfighting zur Aufgabe zwingen will. Ein Kreislauf ...

    Nehmen wir Wing Tsun. Ich halte es für ein gutes System (okay, Viele lachen mich nun aus - aber ganz ehrlich, ist mir hier im KKB sowas von sch....egal). Aber die meisten Menschen wollen unbedingt das "ganze System" lernen. Von der Siu Nim Tao über die Cham Kiu über die Biu Jee hin zur Holzpuppe ... und wenn man WT mit anderen Kung-Fu-Systemen vergleicht, dann wurde es doch auf das Wesentliche reduziert. Bsp. ist das allgemein als sehr effektiv bewertete Choy Lay Fut-System viel umfangreicher, was Formen, Techniken und Theorien betrifft. Dennoch besitzen nur wenige Menschen überhaupt den inneren Antrieb das ganze WT-System zu erlernen. Und selbst wenn sie es erlernt haben, heißt das noch lange nicht, dass sie auch mit all dem Erlernten kämpfen können. Denn etwas Komplexes zu erlernen ist eine Sache und benötigt Zeit, aber etwas Komplexes zu verinnerlichen und anwenden zu können ist eine andere Sache und benötigt praktisch nochmal den gleichen Zeitraum wie das Erlernen selbst. Denn Du musst alles Erlernte automatisieren, natürlich werden lassen, im Sparring zum Leben erwecken, zur richtigen Zeit den richtigen Reflex an den Tag legen, einfach damit "in echt" (d. h. aktiv und reaktiv, optisch und sensitiv) kämpfen können. Und je komplexer ein System ist (selbst wenn es ausgeklügelt ist), umso eher besteht die Möglichkeit des menschlichen Versagens, weil niemand unfehlbar ist. Das ist der Grund weshalb in einem Boxkampf jeder mal einen Handschuh frisst, der Eine öfter und der Andere seltener.

    Würde man, anstatt das "ganze System" lernen zu wollen, sich auf einige besonders wirkungsvolle Kombinationen und Reflexe beschränken, ähnlich dem Jeet Kune Do-Trapping (was von einigen WT´lern als zu primitiv oder zu oberflächlich angesehen wird) und würde man diese wenigen Techniken wirklich bis zum Abkotzen üben und sich im Sparring einbläuen, dann hätte man in dieser Distanz für fast jede mögliche Begegnung ein paar wirkungsvolle Hände am Start, die K.O.-Potenzial intus haben.

    "Besser langsam und richtig als schnell und falsch."

    In diesem Satz liegt die einfache Weisheit, dass wir uns die Zeit nehmen sollen, um etwas richtig zu machen, nicht aus falschem Ehrgeiz zu schnell vorankommen zu wollen und letztlich nur Müll abliefern.

    Wenn wir nun wieder von meinem WT-Beispiel ausgehen, dann würde man wahrscheinlich mindestens 10 Jahre kontinuierlichen Trainings benötigen, um das "ganze System" zu lernen und vielleicht einen gewissen Teil davon tatsächlich anwenden zu können. Anwenden bedeutet in diesem Zusammenhang wohlgemerkt in einer echten Schlägerei, ohne zu denken, ähnlich einer zweiten Natur.

    Viele von uns haben keine 10 Jahre um Selbstverteidigung zu erlernen, weil sie heute in einer schlechten Hood wohnen. Kampfsportler, die in einem Wettkampf bestehen möchten, z. B. die UFC, haben keine 10 Jahre, weil sie dabei älter werden und die Physis mit zunehmenden Jahren nicht besser wird.

    Dementsprechend benötigen wir eine Essenz und hier entferne ich mich jetzt wieder von meinem WT-Beispiel. Egal um was es geht ... Schlagen, Treten, Trapping, Grappling, Boden ... wir benötigen zunächst eine Grundformel, die wir so fucking technisch gut, so fucking oft und so fucking scharf trainieren, dass uns kein Nullchecker das Wasser reichen kann. Und wenn diese Basis natürlich geworden ist ... man locker und gleichzeitig hart im richtigen Moment schlägt, schnell und hart wie ein Pferd tritt, trappt als wäre jede Gelegenheit ein Geschenk, dass man verpackt, grappelt als würde man den Sack greifen, zumachen und hinwerfen und groundfightet als könnte man den Gegner lesen, während der Gegner planlos wie ein Baby strampelt ... dann kann man anfangen, sich zu spezialisieren oder neue Techniken, Theorien integrieren. Warum? Weil man sich um die Basis keine Sorgen mehr machen muss ... sie ist einfach da.

    "Nimm an, was nützlich ist. Lass weg, was Unnütz ist. Und füge das hinzu, was Dein Eigenes ist."

    Letztlich entwickelt man seinen eigenen Stil, egal ob als Kampfsportler oder Kampfkünstler. Damit meine ich jetzt nicht eine neue Kreation unter neuem Namen (aus Ego- und Marketing-Gründen), sondern die individuelle Handschrift, die persönliche Note. Die meisten Menschen können schreiben und das Alphabet hat nur eine gewisse Anzahl an Buchstaben und dennoch sieht jede Unterschrift anders aus, lässt manchmal auch keinerlei Bezug zum Alphabet erkennen und trotzdem haben wir alle bei A B C ... begonnen.

    Hinzufügen was Dein Eigenes ist, bedeutet demnach auch, dass nicht jeder Typ ein Bruce Lee wird und nicht jeder Typ mit dem Lead Straight andere Typen auf die Bretter schicken wird. Bruce Lee hatte Talent, gewisse Qualitäten die manch Anderer nicht hat und trainierte einfach wie ein Besessener. Aber auch wenn der Lead Straight nicht zur K.O.-Waffe wird, so hat der eine oder andere gute Typ vielleicht einen vernichtenden Thai-Kick, trappt hervorragend oder ist ein Ringer vor dem Herrn. Es geht darum die eigenen Stärken zu erkennen und diese Stärken weiter auszubauen, während man versucht die eigenen Schwächen auf ein akzeptables Niveau zu bringen, so dass die Dir mindestens nicht mehr zum Problem werden.

    Ihr müsst hier jetzt nicht ewig diskutieren, ob Dan Inosanto Unrecht und Jason Karol wiederum Recht hat. Beide meinen eigentlich das Gleiche. Und das erschließt sich, wenn Ihr einfach mal die Zitate des "kleinen Drachen" aufmerksam lest und zu verstehen versucht.
    Geändert von Theorie & Praxis (28-12-2020 um 22:01 Uhr)

  3. #3
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    Standard

    Sind das tatsächlich alles Zitate von Bruce Lee? Gibt es zu jedem eine Quelle?
    Frank Burczynski

    HILTI BJJ Berlin
    https://www.hiltibjj.de


    http://www.jkdberlin.de

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