Interessant, ich finde das schon sehr konkret – insbesondere im Vergleich dazu, was man sonst so findet für die Zeit Ich habe auch schon von heutigen Trainern weniger konkrete Angaben gehört («Geh laufen.»). A propos Laufen, Pietro Monte hat da eine der sehr wenigen konkreten mittelalterlichen Empfehlungen im Programm, gleich nach seiner Abhandlung zum Thema Ringen. Er empfiehlt unterschiedliche Strecken für unterschiedliche Temperamentstypen. Mehr zum Thema Fitness in den historischen europäischen Quellen gibt’s übrigens hier: http://www.thearma.org/essays/fit/RennFit.htm
Na ja, also meiner Meinung nach ist die Verbindung waffenlos-Waffe in den HEMA sehr klar und auch mehrfach dezidiert so erwähnt (z.B. im Nürnberger Hausbuch, wo steht «und wisse das alle höbischeit kompt von deme ringen»). Das liegt u.a. anderem an der starken Präsenz des geharnischten Fechtens, wo man mit der Waffe im Stand praktisch kaum durchkommt und ohne Ringen aufgeschmissen ist. Ob Natur der Sache oder ausgeklügelte Didaktik kann ich nicht sagen, aber ein Kernelement ist es definitiv. Umgekehrt – wenn man jetzt von der Auslegung Waffe als spezifisches Werkzeug ausgeht – gibt es auch im traditionellen Kampfsport Trainingsmittel, die direkt von Waffen abgeleitet wurden: Gadja, Mil/Mel, Sang und kabbādeh im indisch-persischen Ringen, oder die Verwendung der Axt in der traditionellen Vorbereitung im Boxen. Ebenso, wie ich Ringen und Boxen verwenden kann, um Energietransfer zu vermitteln, Nehmerqualitäten und Aggressivität zu fördern, kann ich auch verschiedene Werkzeuge verwenden, um das Verständnis von Hebeln, Kraftübertragung und somit Energietransfer zu optimieren. Das kann ich philosophisch oder entstehungsgeschichtlich motivieren oder schlicht sagen "Die Erfahrung hat gezeigt, dass es funktioniert" - was übrigens die Grundhaltung bei vielen der besten Trainer ist, mit denen ich bisher arbeiten durfte.
Beste Grüsse
Period.