Ich denke, es gibt einfach unterschiedliche Erfahrungshorizonte, zum Einen was die Dauer des Übens, und wahrscheinlich auch was den Unterricht betrifft. Ich trainiere mit so vielen unterschiedlichen Leuten, aber was ich übe, das bestimme ich doch selbst. Der Rahmen, oder das Setting in dem man bestimmte Dinge ausprobiert, der ist bei uns einfach weiter gesteckt, vielleicht weil es früher in Japan auch so war, und wir doch einen etwas direkteren Zugang haben.
Empfindliche Pflänzchen die rummeckern weil sich jemand gegen einen Haltegriff wehrt, oder sich über zu viel Widerstand beschweren, sowas gibt es ja in anderen Dojos auch. Aber solche Leute haben bei uns einfach nichts zu melden, die Meinung eines einzelnen, der sich da seine eigene "Filosofie" zurecht bastelt, zählt einfach nicht. Die Instanz die darüber steht, ist einfach zu groß.
Ueshibas Aikido war auch nach dem Krieg noch genug Kampfkunst, die Vorstellung dass seine geänderte Einstellung dazu geführt hätte dass er plötzlich ein lieber Opa war, ist ziemlich naiv. Training Anfang der 50er Jahre in Tokyo oder Iwama war knallhartes Kampfkunsttraining, dass sollte man nicht vergessen.
Da gab es Leute im Dojo, die Spaß daran hatten, Leute einfach fertig zu machen. Es gab z.B. eine Liste für Besucher aus dem Westen, die Empfehlungen enthielt, wem man besser aus dem Weg gehen sollte.
Die Schriftrollen die Ueshiba damals z.T. noch selbst ausfertigte, hatten den gleichen Inhalt wie die, die er vor dem Krieg herausgegeben hatte, das war pures Daito ryu.
Aikido hat sich im Laufe der Zeit über die ganz Welt verbreitet, und hat zum Teil starke Veränderungen erfahren, das ist richtig. Aber das ist dem 2. Doshu des Aikido zu verdanken, nicht Ueshiba selbst. Sein Sohn hat diese ganzen Bücher geschrieben, aus denen die Leute später ihr Wissen geschöpft haben und woraus sie ihren Friedens-Ueshiba und ihre Ideen über "Bewegungskunst und friedliche harmonische Selbstverteidigung" kreiert haben. Das hat mit Ueshibas Aikido ziemlich wenig zu tun.
Aber natürlich üben wir heute nicht mehr wie in Japan Anfang der 50er Jahre, das würde doch heut kaum jemand mitmachen, ich sicher auch nicht mehr.
Aber wenn ich jemandem eine Haltetechnik beibringe, dann sage ich natürlich: Versuch mal aufzustehen, und bin auch nicht beleidigt wenn er es tatsächlich schaffen sollte, dann weiß ich wenigstens woran ich noch arbeiten kann.
Das klingt jetzt aber interessant. Hast du da mehr zu? Vor allem was der Unterschied in der Zielsetzung ist?
Für den, der mit dem Angriff (Atemi) umgehen lernen soll, ist die Power im Angriff zweitrangig, auch das wohin der Partner schlägt / tritt? Klingt auch sehr interessant. Gilt das dann auch für Struktur, Kraftgenerierung, Übertragung, Gleichgewicht u.s.w.?
Jetzt bin (vermutlich nicht nur) ich aber richtig neugierig.
Liebe Grüße
DatOlli
Aha, "dürften", also vermutest du das? Oder worauf basiert deine Aussage? Trainierst du Aikido?Nur mal nebenbei: Atemi dürften im Aikido ein anderes Ziel haben als in schlagenden Kampfkünsten wie Karate. Die Schlagkraft sollte zweitrangig sein.
Die Einstellung scheint mir weit auseinander zu liegen. Das was ich aus dem herauslese was du schreibst, klingt für mich nach KK, auch wenn man vielleicht nicht mehr so heftig trainiert wie in den 1950'ern.
Das andere klingt mir nach Bewegungsschule und Philosphie in Bewegung. Nicht das sich die Punkte gegenseitig auschließen müssten. Aber...
Ist ja auch nur meine Aussensicht, dass mit der Entwicklung von KK zu "etwas anderem".
Auch wenn es mich nichts angeht (übe ja kein Aikido), freue ich mich trotzdem, das es noch als KK geübt wird.
Liebe Grüße
DatOlli
Müssen sie nicht, ist ja was ich sagte.
Die Bücher Ueshibas (Budo, Budo Renshu) enthalten klare Anweisungen (Text, Zeichnungen) wohin man bei welcher Technik schlagen soll.Für den, der mit dem Angriff (Atemi) umgehen lernen soll, ist die Power im Angriff zweitrangig, auch das wohin der Partner schlägt / tritt?
Die Power ist natürlich nicht zweitrangig, Atemi sollen ja was bewirken.
Aber um welche Art Power geht es? Um Aiki-Power natürlich, und die kommt aus der Struktur, überträgt, bewirkt Gleichgewichtsverlust (aber auch lockere Zähne).
Geändert von Gast (09-11-2020 um 13:24 Uhr)
So habe ich das gemutmaßt. Die Fragen waren eher rethorisch und als Antwort auf
gemeint.Nur mal nebenbei: Atemi dürften im Aikido ein anderes Ziel haben als in schlagenden Kampfkünsten wie Karate. Die Schlagkraft sollte zweitrangig sein.
Wobei ich das bestimmt anders verstanden habe als es gemeint war.
Liebe Grüße
DatOlli
Nein. Etwas ähnliches. Falls du Aikido trainierst, kannst du ja was dazu schreiben.
Hat ja Inryoku ja schon qualifiziert zum Aikido geantwortet.
Ist jetzt meine Sicht aus dem, was ich übe.
Mit Schlagkraft meinte ich jetzt nicht den Angreifer, sondern den Verteidiger.
Ist nichts Spektakuläres. Es geht ja darum, in eine Wurf- oder Hebelposition zu kommen. Auf dem Weg dahin wird "eine mitgegeben" zum Irritieren. Ich glaube, die modernen Jujutsu-Leute machen das auch. Natürlich sollen die Schläge Schmerz und/oder Strukturverlust bewirken, aber nicht vordergründig "umhauen", wie es ein Boxer anstrebt. Wenn´s sich ergibt, auch gut. U.U. ist der Schlag dann der Art gestaltet, dass der Körper des anderen schon in die gewünschte Richtung mit dem Schlag bzw. Schmerz positioniert wird. Wie Inryoku auch für das Aikido schreibt.
Interessanterweise ist´s bei Waffen im Spiel wohl extrem kontraproduktiv, zu hart zu schlagen.
In diesem Kontext sind meiner Erfahrung nach unter anderem atemi darauf ausgelegt, mit "Short power" ausgeführt zu werden, was die Schlagkraft ohne äußerlich veränderte Ausführung deutlich erhöht. Ist das im Aikido oder den ursprünglichen Koryu eigentlich ein Thema oder so garnicht?
Noli turbare circulos meos
Ah, das meinte ich mit anders verstanden als gemeint. So wie du das jetzt schreibst, deckt sich das mit dem Zeug von mir weiter vorne an "Aiki50+".
Jetzt wäre für mich noch der letzte Satz schwierig. Anders gesagt, ich verstehe nicht, was du meinst. Zu hart weil man sonst die Bindung verliert, kann nicht gemeint sein, dafür ist die Schlaghärte nicht relevant. Da kann man trotzdem weiter "dran" bleiben.
Liebe Grüße
DatOlli
Ist hier halt die Frage, wie "Schlaghärte" verstanden wird, daher ja auch meine Frage zu short power. Grundsätzlich bedeutet viel long power mit Waffen eine schlechtere Möglichkeit zu wechseln, weil man sich stärker auf eine Richtung festlegt. Wenn diese power dann im Ziel durch scharfe Klingen etc garnicht benötigt wird, kann das schon negativ sein.
Noli turbare circulos meos
Nein, etwas ähnliches... Außerdem gibts hier genügend Praktiker, die das besser erklären können...Nein. Etwas ähnliches. Falls du Aikido trainierst, kannst du ja was dazu schreiben.
War nur etwas irritiert aufgrund deiner Formulierung. Paßt.
Okay also wird das auch durchaus so trainiert? Hab ich noch nirgendwo so gesehen, mich aber auch nicht näher mit Aikido befasst.
Noli turbare circulos meos
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