Zitat von
carstenm
In dieser Phase habe ich gelernt, daß mein wesentliches Problem eine Angst ist, die nicht (mehr?) entsteht in beruflichen Situationen, also etwa wenn mir ein komplett dekompensierter Berg von Mensch gegenüberstand. Oder der kaltaggressive "Arbeitgeber einer Sexualarbeiterin". Die aber sofort massiv da ist, in einem Sparring mit Schutzausrüstung, kompetentem Partner und kontrolliertem Setting.
Also: Sobald es nicht allein um Verteidigung geht, in einem Kontext, der sich aus dem Leben einfach ergibt, sondern wenn es um Kämpfen geht, also einen Kontext, in den ich mich aus irgendeinem Grund "künstlich" hineinbegebe, ist das Thema, an dem ich arbeiten muß, meine Angst. Der technische Aspekt war, was das anbetrifft, in meinem Fall sekundär.
Das Training meines damaligen Lehrers hat sich dann stark verändert. Nahezu jede Situation hat mit dem durch die kata definierten Angriff und der ersten, ebenfalls vorgegebenen Verteidigung begonnen ... und hat sich dann in freie Auseinandersetzung entwickelt, zuallermeist bis in den Bodenkampf. So haben wir über einen längeren Zeitraum trainiert ...
... und das war aus meiner Sicht vollkommen sinnfrei: Technisch haben wir nichts dazu gelernt, weil das aikidô, das er unterrichten konnte, für diese Situationen nichts bereithält. An meinem Mindset konnte ich nicht arbeiten, weil klar was das Schläge - sofern möglich ;-) - vor dem Gesicht oder Genital anhalten. Es gab also weder Angst, an der ich hätte arbeiten können. Noch Aggresion, die ich hätte üben können. Null Adrenalin.
Und es war kontraproduktiv, weil wir an demwas im aikidô eigentlich zu üben wäre, auf diese Weise nicht arbeiten konnten.
Und es war kontraproduktiv, weil die Verletzungen, die durch dieses Üben entstanden sind, teilweise sehr nachhaltig waren - ich und auch einige andere haben bis heute damit zu tun - ohne aber irgendetwas "nützliches" dafür einzutauschen.