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period
Sie fängt ab Wiederholung 10 oder 12 an zu reissen und so zu kippen, zudem ist sie immer ein Stück weit in der Rücklage und kommt mit dem Kinn ab Wiederholung 5 nie wirklich weit über die Stange - von Kehlkopf-Höhe wie von Tsatsouline gefordert ganz zu schweigen. Nicht falsch verstehen - für Gym Standards weit überdurchschnittlich sauber und von der Anzahl her deutlich über dem, was 95% der Jungs in den Calisthenics-Parks hinkriegen. Dass es für eine Frau noch besser ist - ob jetzt chemisch assistiert oder nicht - brauche ich wohl nicht zu erwähnen. Aber wenn man Haltungsnoten vergibt wie im Turnen, ist nichts ab Wiederholung fünf mehr wirklich sauber. Die andere Seite ist, dass ich ehrlich gesagt nicht mal der Meinung bin, dass ultra-sauber unbedingt erstrebenswert ist - ich habe mit vielen sehr guten Leuten im Kampfsport trainiert, und noch mehr trainieren sehen, und von all denen hat nur ein einziger auf ultra-sauber geschworen (Simon Boulter, der seine MMA-Karriere ohne grossen Vertrag an den Nagel gehängt hat und sich jetzt als Skateboarder versucht, aber ein paar durchaus interessante Bücher geschrieben hat). Interessant, wo doch alle Calisthenics-Leute immer sagen, ultra-sauber oder gar nix (mein kleiner Bruder war auch einer davon, und was das angeht eine Zeitlang wirklich gut). Umgekehrt kenne ich auch keinen ehemaligen Spitzenturner, der im KS eingeschlagen hätte wie eine Bombe, was eigentlich schon fast verwunderlich ist (gerade bei den Mädels, wo die Turner-Karriere mit 15 schon mehr oder weniger vorbei ist). Mein Fazit: es kommt weniger darauf an, was Du jetzt genau machst, sondern darauf, WOFÜR Du etwas so machst. Im Calisthenics Bereich ist der saubere Klimmzug wichtig, um später den strict muscle-up zu lernen. Im KS kommt der vertikale Zug von Haus aus praktisch nie vor, sonderns man zieht fast immer zu Brust oder Bauchnabel. Und niemand macht super-langsame, kontrollierte Klimmzüge für Maximalkraft, wenn er die Option hat, sich stattdessen 51.25 kg an Zusatzgewichten dranzuhängen - ist viel einfacher zu skalieren und zu kontrollieren, und es erfordert nicht, dass ich bei jedem Trainingsschritt einen neuen Bewegungsablauf lerne (wenn mir das Spass macht, schön und gut, aber dann ist es eben primär Spass und nur in zweiter Linie Training). Und dazu kommt noch ein weiterer Aspekt - aktives Wissen, wie ich mein Körpergewicht optimal hinter eine Bewegung bringe, ist im KS essenziell. Wissen, wie ich mich möglichst ineffezient, aber kraftintensiv bewege, dagegen praktisch irrelevant. So sehe zumindest ich das aktuell.