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Thema: Bildungsmisere

  1. #106
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    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...doch wer trotzdem diesen Beruf ausüben will, soll bitte bei den richtigen Stellen reklamieren, nämlich den relevanten Behörden. nicht den Eltern und Kindern.
    Den Beruf mache ich in Zeiten des Lehrermangels niemandem schmackhaft, indem ich ihn möglichst unattraktiv gestalte. Das Gegenteil muss der Fall sein.

    Und wenn die Probleme ganz klar im Elternhaus und bei der Erziehung zu erkennen sind, dann spreche ich nichts bei Behörden an, sondern bei den Verantwortlichen selbst. Den Eltern nämlich. Dass du den Erziehungsauftrag und die ihnen daraus erwachsende Verantwortung, die Eltern qua Gesetz haben, negierst, wird die Problem nicht lösen.
    Probleme löst man nur, wenn man sie erkennt und benennt, klar beschreibt und dann zielorientiert angeht. Und nicht wenn man sie leugnet und deren Existenz abstreitet.

    Ich weiß, dass viele Eltern das nicht gerne hören, wenn man ihnen in die Erziehung "reinredet". Schule und Lehrer müssen es aber letztlich ausbaden. Von daher bleibt uns auch nichts anderes übrig.

    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ja klar. Ich teile etwas mit wie "hier in der Schule räumt jeder selbst das Chaos auf, das er oder sie verursacht", oder konkreter "nimm deine Turntasche und hänge sie an deinen Haken, und die Schuhe darunter aufs Schuhgitter" und dann ist das eben so.

    Gibt's denn noch Noten für Ordentlichkeit und Betragen?...
    Für Gymnasien mag das so zutreffen, für andere Schulformen häufig nicht bzw. immer weniger.
    Kopfnoten gibt es, die sind aber nicht versetzungsrelevant und beeinflussen den Notenschnitt auf dem Zeugnis auch nicht.
    Für Schüler die sich ohnehin kaum für ihre Noten interessieren, sind die ziemlich belanglos.


    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...meine "pädagogische Binsenweisheit" ist, dass jedes Kind anders ist, und dass ich Mühe habe mit der Idee, sie zu kategorisieren in "normal" oder "unnormal". jedes Kind hat Eigenheiten, wo es überdurchschnittlich gut ist, und andere, wo es unterdurchschnittlich ist. und bei jedem Kind muss man dort anfangen zu arbeiten, wo es eben gerade ist...
    Was in deiner Nachhilfe Individualbetreuung sicher super funktioniert. In einer Schulklasse mit 25 Schülern, wenn nicht alle zumindest auf einem ähnlichen Leistungs- und Entwicklungsstand sind, schwerlich bis kaum.


    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...Mein Job ist Nachhilfe, und es ist das Normale, dass den Kindern niemand sagt, was sie gut können, und dass extrem selten über den Wert von Fleiss und regelmässigem Üben gesprochen wird. (ausser beim Sport - die Sportler wissen das und tun das) und das in mittelständischen bis gutbürgerlichen Umgebungen...
    Würde mich wundern, wenn das in der Schule so sein sollte.
    Jeder Mathelehrer den ich kenne übt regelmäßig. Was immer häufiger wird, dass Schüler keine Hausaufgaben machen, weil sie die nicht als Übungsphase, sondern als "Strafe" und Eingriff in ihre Freizeit verstehen.
    Aber vielleicht solltest du den Ball mal an die Elternhäuser zurückspielen. Ein Verständnis für Fleiß und Anstrengungsbereitschaft sollte da genauso entwickelt werden.


    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...Gerade für die Jungs würde ich es empfehlenswert finden, Schreiben auch mal in der Turnhalle oder dem Fussballrasen zu üben, und nicht nur auf Papier...
    Aha. Gut, du kommst aus der Mathematik. Ich lass das mal so stehen.


    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...Sie können es, aber es ist grausam, es von ihnen zu verlangen. Erst wird in der ersten Klasse "still sitzen" geübt... und wenn sie es in der fünften Klasse dann können, kommen die Sportlehrer und beklagen sich, dass die Kinder immer nur rumsitzen und einfachste Bewegungsabläufe nicht beherrschen...
    Das ist Unsinn. Warum soll es "grausam" sein, Kindern Aufmerksamkeit abzufordern? Und die mangelnde Motorik hat meistens damit zu tun, dass die Kids zuhause nur vor'm Fernseher, Computer oder Handy rumhängen. Eltern können mit ihren Kindern auch gemeinsam was unternehmen oder sie in Vereinen vorstellen und ihnen Sport schmackhaft machen. Es ist völlig albern, eine mangelnde motorische Entwicklung auf die paar Stunden Schule am Tag zurückzuführen und den Rest des Alltages auszublenden.

    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...Langes Sitzen ist bekanntlich etwas vom Ungesundesten, was man machen kann. Wir sollten aufhören, es von Kindern zu verlangen...
    Achso, aber im Beruf später können sie dann lange sitzen und konzentriert arbeiten? Wie von Zauberhand?

    Es ist für ein normal entwickeltes Kind kein Problem, eine gute halbe Stunde am Stück ruhig zu sitzen und aufmerksam zu sein. Die Länge einer Unterrichtsstunde kommt ja nicht von ungefähr.
    Dabei ist Unterricht ja auch phasiert und nach max. 45 Min. gibt's eine Pause.


    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...fragt sich, ob und wie diese Konzepte dann umgesetzt werden...?
    Das muss ich mich nicht fragen, das weiß ich. Du augenscheinlich nicht. Macht nichts.

    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...Zwischen Lehrplänen und psychischer Reife sollte idealerweise ein gewisser Zusammenhang bestehen. Zum Beispiel die Idee, dass den Kindern nur solche Inhalte vermittelt werden, für die sie reif sind. Was längst nicht immer geschieht...
    Was aber oft nicht am Lehrplan liegt, sondern an der psychischen Entwicklung der Kinder. Wie gesagt, problematisch wird es, wenn du in Klasse 8 neben normalentwickelten Kindern Schüler mit der psychische Reife eines Fünftklässlers sitzen hast. Dazu vielleicht noch Kinder mit sonstigen Lern- und Entwicklungsstörungen. Stichwort "Inklusion".

    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...Zum Beispiel wird kaum mehr auswendig gelernt, wofür das Grundschulalter eigentlich die perfekte Zeit wäre...
    Wie das in Grundschulen ist weiß ich nicht. Da fehlen mir die Einblicke.
    An weiterführenden Schulen wird sehr wohl auswendig gelernt. In allen Fächern.
    Das ist zumindest der Anspruch. Ob die Kinder es machen, oder lieber mit einer schlechten Note leben, steht wieder auf einem anderen Blatt.


    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...Kinder sind Lernmaschinen, wenn man die nicht aktiv am lernen hindert - lernen sie. Und zwar von selbst und alleine...
    Lust- und Interessenbezogen, ja. Wenn irgendwann Computerspiele interessanter werden als zuhause vor'm Hefter zu sitzen und zu pauken, kommt die Psyche in's Spiel. Eine normalentwickelte Psyche bildet Frustrationstoleranz und Weitsichtigkeit aus. Und kann abwägen, ob es jetzt doch besser wäre was für die Schule zu machen, weil ich sonst Probleme kriege. Kinder mit rückständiger psychischer Reife können das nicht überblicken und sind auch nicht in der Lage, den kurzfristigen Lustgewinn für einen langfristigen Nutzen zurückzustellen. Man kann sich vorstellen, was das für das Arbeitsleben später bedeutet, wenn man nicht zeitnah gegensteuert.
    Eine mangelnde psychische Reife lässt sich etwa bis in die 20er Lebensjahre noch nachholen. Je älter man ist, desto schwieriger natürlich. Danach ist Schicht im Schacht.

    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...Was in diesen Klassen nicht stimmt, sind die Strukturen und Rahmenbedingungen. Zu wenig Platz, zu wenig differenzierter Platz (zB um laute und leise Bereiche zu unterteilen), ungünstiger Einsatz der vorhandenen Mittel (zu viel Bürokratie, zu wenig eigentlicher Unterricht)...
    Teils teils. Für die Betreuung, die viele Kinder heute benötigen, sind 20+ Klassen einfach zu groß. So individuell, wie ich teilweise auf die Kinder eingehen müsste, sollte 20 der maximale Teiler sein. An Gymnasien. An Grund- und Regelschulen vielleicht sogar noch weniger.
    Was du dir unter ungünstigem Lernmitteleinsatz vorstellst, weiß ich nicht. Ich bestimme selber, was ich wie einsetze. Und wenn ich was als ungünstig oder der Lernsituation unangemessen empfinde, nutze ich es halt nicht.
    Die ganze Bürokratie machen ich außerhalb des Unterrichtes, also außer mal am Anfang der Stunde Zettel einsammeln oder Unterschriften kontrollieren oder sowas. Da kriegen die Schüler eigentlich nicht viel mit und ich versuche auch so wenig Lernzeit wie möglich im Unterricht für irgendwelchen Orgakram draufgehen zu lassen.



    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...Mir wurde zB in der Mathe Didaktik damals vermittelt, man solle Kinder früh dazu anhalten, nicht mit den Fingern zu zählen, sondern im Kopf. Da das Kopfrechnen ein Anzeichen dafür ist, dass die Zahlen automatisiert und verstanden wurden.

    Das ist aber gerade so ein Erzwingen: wenn man die Kinder dazu zwingt, keine Finger zu verwenden... automatisieren sie das nicht früher oder besser, sondern sie können es nicht ihrer Entwicklung gemäss lernen und entwickeln dann irgendwelche komischen Eselsbrücken, über die sie garantiert später beim Matheunterricht wieder stolpern werden!

    und gerade Mathe, wo man tatsächlich das Alte verstehen muss, um dem Neuen folgen zu können: extrem viele wurden irgendwo, irgendwann abgehängt, und stümpern dann eine ganze Schulkarriere lang vor sich hin, ohne zu verstehen, was sie da eigentlich machen. Die Noten von Mathe-Abitur sind offenbar des öftern komplett jämmerlich... das alles müsste nicht sein, wenn man nicht Kinder dazu drängen würde, Entwicklungsschritte zu überspringen.

    und auch in andern Fächern lässt sich ähnliches berichten, wenn auch nicht so ausgeprägt wie bei Mathe...
    Manche didaktische Theorien erweisen sich als Irrwege, da gebe ich dir recht. Schule ist da leider auch häufig Experimentierfeld auf dem Rücken der Kinder.
    Pauschalisieren kann man das dennoch nicht. Du hast ja auch immer noch den Lehrer, der ad hoc entscheidet und interveniert wenn was gar nicht geht. Mir hat mal ein Kinderpsychiater gesagt, er sei dankbar, dass von dem was alles so an Unis und in Bildungsministerien fabriziert und in die Lehrpläne reingequetscht würde, nur ein Bruchteil wirklich eins zu eins von den Lehrern vor Ort umgesetzt wird


    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...Das interessiert mich weder für mich noch für andere... sowas mache ich nur und ausschliesslich im absolut notwendigen Mass, aber sicher nicht darüber hinaus...
    Ok. In der Schule ist das Alltag und das tägliche Brot, dass du Schüler in der Klasse vor dir sitzen hast, die gerade absolut keinen Bock auf dich und dein Fach haben. Und auch mit denen muss ich arbeiten, und auch die sollten im Optimalfall am Ende der Stunde etwas vernünftiges aus dem Unterricht mitnehmen.
    Das ist der Unterschied zwischen Schulstunde und Nachhilfe. Zu dir kommen die Kinder mehr oder weniger freiwillig, und die Eltern bezahlen dafür. Haben also auch ein Interesse, dass sich das ganze am Ende "lohnt". Ich kann mir meine Schüler nicht aussuchen und kann auch niemanden wegschicken, der sich als unwillig und unmotiviert erweist. Will ich auch gar nicht.
    Man sollte das nur verstehen, wenn man Lehrern gute Ratschläge gibt.

    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...Ich finde es wichtiger, Interessen zu folgen; und bin auch sehr froh, dass ich das als Erwachsene so halten kann, in den meisten Fällen, und nicht ein Programm von A-Z systematisch und vollständig abarbeiten muss, wie es in der Schule üblich ist...
    Das ist in der Schule so üblich, weil ein Großteil des späteren Lebens so ist. Wenn du völlig interessenbezogen leben und arbeiten kannst, Glückwunsch. Viele können das nicht. Und müssen im Alltag trotzdem funktionieren.
    Des Weiteren kennen Schüler ja mögliche Interessen gar nicht, weil sie den Weitblick nicht haben. Ich muss sie also auch mal zwingen, sich mit neuen Bereichen auseinander zu setzen, damit sie überhaupt erstmal kennenlernen, wo ihre Interessen liegen (könnten).

    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...das sidn "Vorurteile", die auch von Tests wie PISA bestätigt werden... eine bedeutende Zahl Jugendlicher kann nach neun Jahren Schule weder ordentlich rechnen noch lesen noch schreiben. Das ist leider kein Vorurteil, sondern ein Sachverhalt...
    Der Vorwurf des "Vorurteils" bezog sich nicht auf die Defizite, sondern auf die Ursachen, die du dafür verantwortlich machen willst.


    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...als "façon de parler" kann man das sehr wohl sinnvoll trennen.

    Der Unterschied vom Gehenlernen zum Schreiben lernen ist, dass das Gehen lernen eigentlich immer spontan vom Kind aus kommt, das Schreiben lernen bei vielen Kindern aber erzwungen wird, obwohl sie noch nicht die dazu notwendigen Entwicklungsschritte vollzogen haben. und ja, wenn das so ist, muss Disziplin und Strenge die intrinsische Motivation ersetzen, was anstrengend für alle ist, und vergleichsweise wenig Ergebnis bringt...
    Kinder wollen sich von sich aus Kulturtechniken erschließen. Beim Sprechen und Gehen ist das nur erstmal besser möglich, als beim schreiben. Da brauche ich mehr Hilfe und Anleitung, und alles hat natürlich seine altersbedingte Zeit.
    Die Lernprozesse sind aber dieselben. Lernen kann ich aber nur, wenn die Psyche dafür bereit ist. Wenn, wie du schreibst "Entwicklungsschritte" vollzogen sind. Im Idealfall heißt das, wenn ich mit 6/7 Jahren in die Schule komme, bin ich nicht nur auf dem Papier im Schulfähigen Alter. Abläufe und Strukturen erkennen, die Bedeutung eines fremden Erwachsenen als "Lehrer" einschätzen zu können, es auszuhalten, ruhig, konzentriert und aufmerksam zu sein, das alles sind Leistungen einer entwickelten Psyche. Wenn diese Entwicklung nicht stattgefunden hat, brauche ich mit lesen und schreiben gar nicht erst anfangen. Da gebe ich dir recht.


    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...Es gibt Inhalte und Fertigkeiten, die eine gewisse biologische Basis benötigen. Die Fähigkeit zu abstrahieren kommt zB erst recht spät - so gegen das Alter von 20 Jahren - aber es wird trotzdem schon viel früher von den Jugendlichen verlangt, es zu tun. Mit dem Ergebnis: klappt nicht. Sich etwas mehr an diese Entwicklungsphasen zu halten, würde Schule für alle deutlich leichter machen...
    Das ist erstmal eine Behauptung, die du belegen müsstest.
    Und es wäre mir neu, dass in der Schule in großem Stil Dinge verlangt werden, die offensichtlich nicht altersgerecht sind.
    Das ist wieder so eine haltlose Unterstellung.


    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...ich will sagen, dass man Unterrichten durch die eigene Praxis lernt, eigene Überlegungen, eigenes Gestalten von Unterricht, und nicht von Theoriebüchern...
    Die Theorie gibt mir das Handwerkszeug zum arbeiten.
    Wissen über die Entwicklung der kindlichen Psyche hilft mir z.B. das Verhalten der Kinder richtig einschätzen zu können und Probleme anzugehen.


    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...Nur in dem Umfang um Unterricht ordnungsgemäss möglich zu machen.
    Nochmal. Schule oder Unterricht können nicht die Versäumnisse des Elternhauses kompensieren.
    Das würde klappen, wenn wir die Kinder in Internate stecken, oder zumindest flächendeckend in Ganztagsschulen bis in den späten Nachmittag hinein betreuen würden. Tun wir aber nicht.

    Deshalb bleibt es Wunschdenken und Augenwischerei zu glauben, Schule könne soziale Schieflagen unserer Gesellschaft beheben. Diese Argumentation dient nach meinem Dafürhalten hauptsächlich dazu, die eigene Verantwortung abzudelegieren. Und zwar sowohl von Politik, als auch von Eltern.
    Geändert von Kensei (15-11-2020 um 10:56 Uhr) Grund: Rechtschreibung

  2. #107
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    Zitat Zitat von Soldier Beitrag anzeigen
    Davon ab müssen wir einfach damit leben, dass in einer freiheitlichen Gesellschaft Ungleichheit die Norm ist.
    Absolut einig. Allerdings wären Schule, Kindergarten, Kita, etc. die einzigen Institutionen, die hier für einen gewissen Ausgleich sorgen könnten. Mit der derzeitigen Ausstattung ist das sicher kaum möglich und perfekt hinzubekommen ist das bestimmt auch nicht. Es wäre aber zu überlegen, ob es sich für Staat nicht langfristig lohnt, hier zu investieren. Aber das ist wohl eher Wunschdenken.

  3. #108
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    Zitat Zitat von Kusagras Beitrag anzeigen
    Schon mal selbst versucht? Ich meine, nicht einem oder 3 Kinder in der Nachhilfe, sondern mit 25 bis 30 in der Schule?
    Sag nicht, dasss du auch Lehrer bist.

  4. #109
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    Ich meine, seine Eltern oder ein Elternteil zumindest.

    Zitat Zitat von Katamaus Beitrag anzeigen
    Absolut einig. Allerdings wären Schule, Kindergarten, Kita, etc. die einzigen Institutionen, die hier für einen gewissen Ausgleich sorgen könnten. Mit der derzeitigen Ausstattung ist das sicher kaum möglich und perfekt hinzubekommen ist das bestimmt auch nicht. Es wäre aber zu überlegen, ob es sich für Staat nicht langfristig lohnt, hier zu investieren. Aber das ist wohl eher Wunschdenken.
    Volle Zustimmung. Ich denke sogar, die Schule wäre dafür der beste Ort. Aber eben nicht so, wie sie heutzutage aufgestellt ist.

    Und das, was wir in der Bildung sparen, zahlen wir am Ende in Transferleistungen für Langzeitarbeitslose, Berufsunfähige, Kosten für Behandlungen oder Umschulungsmaßnahmen etc. pp.

  5. #110
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    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    Mir wurde zB in der Mathe Didaktik damals vermittelt, man solle Kinder früh dazu anhalten, nicht mit den Fingern zu zählen, sondern im Kopf. Da das Kopfrechnen ein Anzeichen dafür ist, dass die Zahlen automatisiert und verstanden wurden.
    Das ist aber gerade so ein Erzwingen: wenn man die Kinder dazu zwingt, keine Finger zu verwenden... automatisieren sie das nicht früher oder besser, sondern sie können es nicht ihrer Entwicklung gemäss lernen und entwickeln dann irgendwelche komischen Eselsbrücken, über die sie garantiert später beim Matheunterricht wieder stolpern werden!
    meanwhile in japan:

    Geändert von Pansapiens (15-11-2020 um 11:34 Uhr)

  6. #111
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    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...

    ... doch wer trotzdem diesen Beruf ausüben will, soll bitte bei den richtigen Stellen reklamieren, nämlich den relevanten Behörden. nicht den Eltern und Kindern.
    Ich schlage vor differenziert und bei beiden.

  7. #112
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    Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
    Bezieht sich das nur auf Lehrer an Brennpunktschulen, oder Lehrer allgemein?

    ....
    Letztlich allgemein. Je nach Schulart und Einzugsgebiet variieren die Probleme dann bzw. sind sie unterschiedlich akzentuiert.

  8. #113
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    Zitat Zitat von Katamaus Beitrag anzeigen
    Absolut einig. Allerdings wären Schule, Kindergarten, Kita, etc. die einzigen Institutionen, die hier für einen gewissen Ausgleich sorgen könnten. Mit der derzeitigen Ausstattung ist das sicher kaum möglich und perfekt hinzubekommen ist das bestimmt auch nicht. Es wäre aber zu überlegen, ob es sich für Staat nicht langfristig lohnt, hier zu investieren. Aber das ist wohl eher Wunschdenken.
    Absolut einig.
    Staatliche Mittel sind eben endlich, und heute wird Geld bevorzugt dazu ausgegeben, um Klientelpolitik zu betreiben und noch ein Sozialprogramm und noch eine Förderung etc.pp. aufzulegen - Geld, dass meiner Meinung nach wesentlich sinnvoller in Bildung zu investieren wäre, um zu verhindern, dass Menschen überhaupt in Abhängigkeit von staatlicher Förderung gelangen.
    Aber mit dem "Rentnerarmut" (eines meiner persönlichen Hassthemen, da nachweislich Rentner die am wenigsten von Armut betroffene Gruppe in der Gesellschaft sind) lässt sich anscheinend mehr Wahlvolk rekrutieren als wenn man Sozialleistungen kürzen und das Geld in Bildung investieren würde.

  9. #114
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    Zitat Zitat von Kusagras Beitrag anzeigen
    Letztlich allgemein. Je nach Schulart und Einzugsgebiet variieren die Probleme dann bzw. sind sie unterschiedlich akzentuiert.
    Ich glaube, zumindest früher war es in Deutschland ein Problem, dass Lehrer erst relativ spät in der Ausbildung mit Kindern konfrontiert wurden und so erst (zu) spät feststellen konnten, ob die für den Beruf überhaupt geeignet sind.

  10. #115
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    Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
    Ich glaube, zumindest früher war es in Deutschland ein Problem, dass Lehrer erst relativ spät in der Ausbildung mit Kindern konfrontiert wurden und so erst (zu) spät feststellen konnten, ob die für den Beruf überhaupt geeignet sind.
    Das stimmt, heute muß ein Praktikum vor dem Studium ausgewiesen werden. Schulpraktika gabs schon einige Zeit vorher.
    Richtig heftig wird dann im Referendariat, da kenn ich einige, die sind währendessen oder kurz danach ausgestiegen.

    Burnout bekommen grade die besonders engagierten Lehrer, die es besonders gut machen und möglichst jeden Schüler "retten" wollen.

    Noch ein Manko. Lange Zeit waren es oft Lehrer die an Gynasium sozialsiert wurden die dann an Haupt- und Realschulen und Gesamtschulen
    hart aufgeschlagen sind, weils da doch teilweise ganz anders zugeht.

  11. #116
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    Zitat Zitat von Soldier Beitrag anzeigen
    ...da nachweislich Rentner die am wenigsten von Armut betroffene Gruppe in der Gesellschaft sind) lässt sich anscheinend mehr Wahlvolk rekrutieren als wenn man Sozialleistungen kürzen und das Geld in Bildung investieren würde.
    Das würde ich mir aber mal genauer anschauen. Und in Zukunft wird diese Zahl massiv ansteigen. Ich werde selbst davon betroffen sein.

  12. #117
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    Zitat Zitat von Katamaus Beitrag anzeigen
    Absolut einig. Allerdings wären Schule, Kindergarten, Kita, etc. die einzigen Institutionen, die hier für einen gewissen Ausgleich sorgen könnten. Mit der derzeitigen Ausstattung ist das sicher kaum möglich und perfekt hinzubekommen ist das bestimmt auch nicht. Es wäre aber zu überlegen, ob es sich für Staat nicht langfristig lohnt, hier zu investieren. Aber das ist wohl eher Wunschdenken.
    Wäre sie auch. Allerdings stellt sich dann die Frage, wie die Schüler sollen erzogen werden sollen. Konservativ oder progressiv? Selbstständig oder eher abhängig? Hinterfragend oder eher folgend? Sozialistisch oder lassez faire? Digital oder eher analog? Vegetarisch oder carnivor? Mutig oder eher auf Nummer sicher gehend? Diszipliniert oder nicht? Kreativ oder eher etablierten Mustern folgend?
    Wie sollen die Schüler ihre Freizeit verbringen dürfen? Und wie weit sollen dann die Schulen in die Freizeit eingreifen dürfen? Und wer hat am Ende das letzte Wort? Die Eltern oder die Lehrer? Wie soll vorgegangen werden wenn Eltern und Lehrer verschiedene Vorstellungen haben? Und wer bestimmt welche Vorstellung richtig ist?

    Klar, nur weil ein Erzieher jemanden versucht in eine bestimmte Richtung zu erziehen, heißt es nicht, dass das am Ende auch das gewünschte Ergebnis dabei raus kommt. Aber das ist auch nur so, weil es eine freie Vielfalt an Möglichkeiten gibt. Ein Kind kann sich sich seine Bezugspersonen und Vorbilder halbwegs selbst aussuchen. Genauso seine Freunde. Es kommt in Kindergarten, Schule und Vereinen mit verschiedenen Lebensvorstellungen in Kontakt. Es kommt mit fleißigen und eher faulen in Kontakt. Es trifft auf Leseratten und Gamern. Sportler und Künstler. Altruististen und Egoisten.
    Diese Vielfalt gibt es aber nur, weil viele Eltern viele Ansätze haben. Werden alle gleich erzogen verschwindet diese Vielfalt. Und am Ende hat man einen Einheitsbrei. Sowas verträgt sich mit einer Demokratie nicht, denn eine Demokratie lebt von der Vielfalt. Einer Vielfalt an Meinungen und einer Vielfalt an Lebensvorstellungen. Und der Staat kann diese Vielfalt nicht gewährleisten.
    “Das ist zwar peinlich, aber man darf ja wohl noch rumprobieren.”
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  13. #118
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    Die Vielfalt gibt's aber auch an Schulen, Kitas und anderen Bildungseinrichtungen. Die haben doch trotz Vorgaben auch eine gewisse Autonomie.
    Man könnte das ja kompensieren, indem man den Eltern eine größere Wahlfreiheit lässt, auf welche Schule sie ihr Kind dann schicken.

    Zitat Zitat von Kusagras Beitrag anzeigen
    ...Noch ein Manko. Lange Zeit waren es oft Lehrer die an Gynasium sozialsiert wurden die dann an Haupt- und Realschulen und Gesamtschulen
    hart aufgeschlagen sind, weils da doch teilweise ganz anders zugeht.
    Das wird in Zukunft noch zunehmen, da es an Gymnasien eher noch einen Überhang an Lehrern gibt, während an fast allen anderen Schulformen Mangel herrscht. Es läuft dann zwangsläufig auf Abordnungen und Versetzungen hinaus.
    Und auf die Einstellung von Quereinsteigern an genau DEN Schulen, an denen ich gerade pädagogisch gut geschultes Personal bräuchte.
    Geändert von Kensei (15-11-2020 um 13:08 Uhr)

  14. #119
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    Zitat Zitat von Kensei Beitrag anzeigen
    ...
    Das wird in Zukunft noch zunehmen, da es an Gymnasien eher noch einen Überhang an Lehrern gibt, während an fast allen anderen Schulformen Mangel herrscht. Es läuft dann zwangsläufig auf Abordnungen und Versetzungen hinaus.
    ...
    Vorausgesetzt, die machen das mit. Da wird es Schwund geben. In Berlin will z.B. keiner von anderen Schulformen an Grundschulen arbeiten, da gibts wohl Massen an Quereinsteigern.

  15. #120
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    Zitat Zitat von Kensei Beitrag anzeigen
    Die Vielfalt gibt's aber auch an Schulen, Kitas und anderen Bildungseinrichtungen. Die haben doch trotz Vorgaben auch eine gewisse Autonomie.
    Man könnte das ja kompensieren, indem man den Eltern eine größere Wahlfreiheit lässt, auf welche Schule sie ihr Kind dann schicken.
    Werden dann die Schulen mit einem homogenen Lehrpersonal ausgestattet? Und wenn nicht, darf ich dann die zuständigen Lehrer für mein Kind auswählen?
    Und warum sollten die Lehrer eine Wahlfreiheit bezüglich der Schule und damit der Erziehung haben? Dass die Schulen die Erziehung übernehmen ergibt sich ja daraus, dass man den Eltern abspricht die Kinder ordentlich erziehen zu können. Warum sollten sie dann plötzlich entscheiden können welche Erziehung das beste für ihr Kind ist?

    Und dann stellt sich auf die Frage wie lange wird denn die momentane Vielfalt an Schulen bestehen bleiben, wenn sie die Erziehung der Kinder übernehmen sollen? Die Vielfalt der Lehrer speist sich ja auch durch die unterschiedliche Erziehung durch ihre Eltern. Ist das System erstmal in Gang gesetzt werden neue Lehrer aber auch durch die Schulen erzogen.

    Die Frage ist dann aber immer noch, welche Kompetenzen sollen Lehrer bekommen. Sollen sie auch in die Freizeit der Schüler eingreifen dürfen? Sollen sie sie auch außerhalb der Schule bestrafen dürfen? Sollen sie sie zwingen können früh zu Bett zu gehen, ihnen vorgeben dürfen welche Bücher sie lesen, welche Filme sie gucken, welche Spiele sie spielen dürfen? Sollen sie über die sportliche und künstlerische Betätigung der Schüler mitentscheiden dürfen? Denn ohne mehr Kompetenzen kann man die Verantwortung der Erziehung nicht an die Lehrer abgeben. Sie brauchen Hebel mit denen sie ansetzen können. Und sie brauchen Hebel mit dem sie "schädliche" Einflüsse bekämpfen können. Wie soll ein Lehrer einen Schüler erziehen, wenn die Eltern ihnen Tag für Tag erzählen, dass sie nicht auf Lehrer hören brauchen? Dass sie auf die Schule scheißen können?
    Es muss also eine Kompetenzverschiebung stattfinden.

    Das wäre jetzt die Fragestellung wenn man davon ausgeht, dass die Schulen den Hauptauftrag der Erziehung aller übernehmen sollen. Jetzt kann man natürlich sagen, dass sie es nur bei den Problemfällen übernehmen sollen. Doch wer soll bestimmen was ein Problemfall ist? Nach welchen Maßstäben soll das stattfinden? Bildungsstand der Eltern? Einkommen bzw Arbeitsplatz? Politische Gesinnung? Kriminalität? Freizeitgestaltung? Medienkonsum?

    Und auch hier stellt sich dann wieder die Frage welche Kompentenzen der Lehrer bekommen soll. Und wie viel die Eltern behalten sollen.
    “Das ist zwar peinlich, aber man darf ja wohl noch rumprobieren.”
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