Kreativität und Selbständigkeit waren noch nie Qualitäten, die in der Schule systematisch gefördert und gefordert wurden. Brav und still gehorchen, und dabei keinen Ärger machen, war immer viel wichtiger. auch wenn das in Leitbildern anders steht.
eine munter hin und her springende Aufmerksamkeit - sich in zehn Sekunden für fünfzehn unterschiedliche Dinge interessieren - ist in der Tat ein Problem, speziell bei Jungs. Es wird heute auch weniger geübt - Kopfrechnen, Diktate, Gedichte auswendig lernen? - gibts heute nur noch selten. Es gibt in der Tendenz zu viel Stoff, und zu wenig Automatisierung, bis es wirklich sitzt. Es gibt Gymnasiasten, die das kleine Einmaleins nicht routiniert beherrschen...
Ehrgeiz und Frustrationstoleranz brauchen als Basis das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, dass man etwas lernen kann. die Idee "durch Üben wird man besser" ist allerdings für viele Kinder und Jugendliche ein durchaus fremdes Konzept. Die haben das Gefühl, sie strampeln sich ab, und kommen doch nirgends hin. sie wissen nicht, wie effizientes Lernen geht. Wenn sie es erst mal können - und wenn sie mal ein paar Ansagen kriegen à la "alles unter 80% für die nächste Prüfung ist ein Grund, unzufrieden zu sein, weil du kannst das, wenn du methodisch und sorgfältig arbeitest" - dann wird auch der Ehrgeiz wach, und der Anspruch an sich selbst steigt. die Einschätzung des eigenen Wissens wird genauer. Und wenn man weiss, wie man sich verbessert - ist Frust bzw eine schlechte Note nicht so ein Loch, aus dem man nicht rauskommt, sondern nützliche Information, woran man noch arbeiten muss.
ich würde nicht die Lehrer verantwortlich machen, eher die relevanten Behörden, die Lehrpläne schreiben und Lehrmittel gestalten.
Wobei es da durchaus unterschiedliche Beurteilungen gibt... hierzulande ist das Französischlehrmittel "Milles feuilles" (Grundschulniveau) heftig in der Kritik. Weil... um es sinnvoll benutzen zu können, muss man eben tatsächlich Französisch gut beherrschen! - was nicht alle Lehrerinnen der Grundschule auch in ausreichendem Mass können. Lehrmittelgestalter müssen sich wohl auch mit dem Niveau der Lehrer auseinandersetzen, nicht nur mit dem, was die Schüler gemäss Lehrplan hören sollen