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Thema: Bildungsmisere

  1. #46
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    Zitat Zitat von Kensei Beitrag anzeigen
    Lehrmittel wähle ich als Lehrer aus und bei Lehrplänen habe ich Spielräume.
    je nach lokalem Schulsystem mehr oder weniger Spielraum.

    Ich hörte auch schon Lehrer sagen "entweder du unterrichtest vernünftig, oder du hältst dich an den Lehrplan. Beides geht nicht"

    Ich sehe ein Hauptproblem bei den Elternhäusern und deren mangelnder Erziehung bzw. dem mangelnden Interesse für die Kinder.
    Ich erlebe Eltern vor allem als verunsichert, ängstlich, und hilflos, aber durchaus interessiert und engagiert für ihre Kinder. Sie wollen schon was tun, sie kommen nur oft nicht drauf, was sinnvoll wäre. Im Detail, nicht im Groben. aber der Teufel steckt meist im Detail.
    unorthodox

  2. #47
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    Zitat Zitat von Kensei Beitrag anzeigen
    . Oder generell einfach überfordert sind und ihre eigene Verantwortung negieren mit Sprüchen wie: "Der ist alt genug, der muss selber wissen was er will."
    es gibt überforderte Eltern, aber ein Satz wie "der ist alt genug" deutet ja wohl eher auf eine bewusste Entscheidung hin, dem Kind diesen Spielraum zu gewähren?


    Gleichzeitig erlebe ich Kinder, die es gewohnt sind, völlig Lustorientiert in den Tag hinein zu leben und gar nicht verstehen, warum man etwas machen soll was einem keinen Spaß macht.
    Dann erklärt man denen halt mal kurz ein paar Realitäten des Erwachsenenlebens. Zum Beispiel, dass es deutlich mehr Spass macht, einen gut bezahlten Beruf zu haben, was meist interessanter ist als schlecht bezahlte Berufe und einem auch einen gewissen Luxus im Leben ermöglicht, und relative Unabhängigkeit; und dass ein guter Schulabschluss wesentlich dabei hilft, dies zu erreichen. Und dass es blöd wäre, sich selbst das zu verk...cken.


    Und die es gewohnt sind, ihre Eltern oder andere Erwachsene zu steuern und so lange trotzig aufzustampfen oder rumzubocken, bis sie wenigstens 50% ihres Willens durchgesetzt haben.
    Es ist die Aufgabe von Erwachsenen, klare Grenzen zu setzen. Wenn Kinder ihren Willen nicht bekommen durch Geschrei und Nörgeln und Trotzen, werden sie es später auch nicht mehr versuchen. Dann schmollen sie halt erst mal eine Weile und sind beleidigt. was solls.


    Oder die es sich zur Angewohnheit gemacht haben, bei jeder kleinen Aufgabe die man ihnen abverlangt zu sagen: "Ich kann das nicht", "Ich verstehe die Aufgabe nicht", "ich weiß nicht wie das geht/was ich hier machen soll". In Erwartung, dass ihnen sofort ein Erwachsener zur Seite springt und die Aufgabe abnimmt.
    Da kann man als Erwachsener schon auf die Sprünge helfen.

    "Lies mal laut, was da steht". "Welches Wort verstehst du nicht im Text?" "Was ist jetzt der nächste Schritt?"

    ... oder auch "doch doch, ich weiss dass du es kannst, du hast es zur Gelegenheit X und Y auch gekonnt. Keine Ausreden bitte!"


    Die sind dann regelmäßig irritiert bis geschockt, wenn sie merken, dass ich mich von ihnen nicht steuern lasse. Anders als sie das zuhause von Mama und Papa kennen.
    Die Irritation hält sich dann aber meist in Grenzen und ist nur kurz. Danach schätzen sie eine klare Linie. und passen ihr Verhalten entsprechend an.

    Was es allerdings gibt, sind Eltern, die es nicht mögen, wenn ihr Kind jemand andern mehr respektiert, als sie...
    unorthodox

  3. #48
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    Zitat Zitat von CeKaVau
    Zum Beispiel Mathe: in den offiziellen Lehrbüchern finden sich häufig Aufgaben, die nicht eindeutig sind. Des Weiteren ist die Didaktik häufig nicht vorhanden. So werden zum Beispiel gleichzeitig Winkelfunktionen als auch das Rad-Winkelsystem eingeführt. In den Übungsaufgaben wird gleich mal mit Sonderfällen oder Trickfragen angefangen. So was halt.
    Tradition!
    Das war früher (70/80er) auch nicht anders. Ich habe die komplexeren Mathesachen auch erst an der Uni verstanden.
    Dabei ist gerade Mathe ein schönes Fach für durchgängige Logik. Wird aber in der Schule mit den Sonderfällen als Einstieg nicht rübergbracht. So denkt jeder Mathe ist ein undurchsichtiges System von willkürlichen Regeln.


    Gruß
    Alfons.
    Hap Ki Do - Schule Frankfurt - eMail - 합기도 도장 프랑크푸르트 - Daehanminguk Hapkido - HECKelektro-Shop
    ...Dosenbier und Kaviar...

  4. #49
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    Man muss ja wohl nicht Geschichte studiert haben um zu wissen, dass Hitler kein "König war der Führer genannt wurde" war.
    Personal Training in Düsseldorf
    Neue Trainingszeiten: Mitwochs 20:15, Sonntags 17:00 Uhr, Sportzentrum im Medienhafen - bei Interesse PN

  5. #50
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    Weswegen ich auch arge Zweifel hege, dass der Sachverhalte sich genau so wie im Artikel dargestellt zugetragen haben soll.
    Wie gesagt, ich kenne keine Kollegen und auch keine Quereinsteiger, die so schlampig in ihren Unterricht gehen würden.
    Und dann verstehe ich auch nicht, wie man von so einer Geschichte jetzt auf die allgemeine Bildungssituation an Grundschulen schlussfolgern will.
    Wäre nicht November, hätte ich auf das klassische Sommerloch getippt.

    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    es gibt überforderte Eltern, aber ein Satz wie "der ist alt genug" deutet ja wohl eher auf eine bewusste Entscheidung hin, dem Kind diesen Spielraum zu gewähren?...
    In der siebten oder achten Klasse sind die wenigsten Kinder dazu in der Lage, Entscheidungen von größerer Tragweite zu treffen. Oder weit in die eigene Zukunft zu planen. Die brauchen Halt und Orientierung. Und die biete ich als Elternteil nicht, wenn ich mich rausnehme und das Kind sich selbst überlasse. Ich erlebe solche Äußerungen leider oft als Alibi, weil man sich vor der Verantwortung der eigenen Erziehungsaufgabe drückt. Bei Klasse 10 aufwärts würde ich dir zustimmen.


    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...Dann erklärt man denen halt mal kurz ein paar Realitäten des Erwachsenenlebens. Zum Beispiel, dass es deutlich mehr Spass macht, einen gut bezahlten Beruf zu haben, was meist interessanter ist als schlecht bezahlte Berufe und einem auch einen gewissen Luxus im Leben ermöglicht, und relative Unabhängigkeit; und dass ein guter Schulabschluss wesentlich dabei hilft, dies zu erreichen. Und dass es blöd wäre, sich selbst das zu verk...cken...


    ...Sorry, da sind die Pferde kurz mit mir durchgegangen.
    Die kindliche Psyche ist etwa ab dem 15./16. Lebensjahr dazu in der Lage, ernsthaft in die eigene Zukunft zu planen.
    Vorher erntest du für solche Ansprachen im Normalfall verständnislose Blicke, bestenfalls geheuchelte Einsicht, die einen Tag später schon wieder vergessen ist. Jüngere Schüler leben im jetzt und hier und können sich eine Lebenswelt außerhalb ihres Schulalltages kaum vorstellen, geschweige denn aus einer abstrakten Zukunft Handlungsmotivationen ableiten. Wenn Kinder sich anstrengen, dann für die Eltern oder den Lehrer. Oder beide.
    Da es in dem Thema um Grundschule ging, hatte ich jetzt vorausgesetzt, dass wir von jüngeren Kindern reden. Also so bis 14 vieleicht. Bei älteren Jugendlichen kann ich dir da natürlich zustimmen.

    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...Es ist die Aufgabe von Erwachsenen, klare Grenzen zu setzen. Wenn Kinder ihren Willen nicht bekommen durch Geschrei und Nörgeln und Trotzen, werden sie es später auch nicht mehr versuchen. Dann schmollen sie halt erst mal eine Weile und sind beleidigt. was solls.
    Soviel zur Theorie. In der Realität sind viele Eltern dazu leider nicht in der Lage. Aus verschiedensten Gründen.
    Schule muss das dann ausbaden bzw. versuchen irgendwie zu kompensieren.


    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...Da kann man als Erwachsener schon auf die Sprünge helfen.

    "Lies mal laut, was da steht". "Welches Wort verstehst du nicht im Text?" "Was ist jetzt der nächste Schritt?"

    ... oder auch "doch doch, ich weiss dass du es kannst, du hast es zur Gelegenheit X und Y auch gekonnt. Keine Ausreden bitte!"...
    Bei normal entwickelten Kindern, ja. Bei allen anderen wird dir das nichts bringen.


    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...Die Irritation hält sich dann aber meist in Grenzen und ist nur kurz. Danach schätzen sie eine klare Linie. und passen ihr Verhalten entsprechend an...
    Danach beschweren sie sich erstmal bei ihren Eltern. Weil der Lehrer nicht so Unterricht macht wie sie das gerne hätten. DIE beschweren sich dann wahlweise beim Klassenlehrer, bei der Schulleitung, oder gleich mit Brief an's Schulamt. Was folgt, sind lange Gesprächsrunden, warum weshalb wieso. Bei Problemklassen wo es viele Schüler betrifft, gerne auch mit großem Kräfteeinsatz; Fachlehrer, Klassenlehrer, Schulleitung, Schülervertreter, Elternvertreter, Schulsozialarbeiter usw. usf.
    Nach viel aufgewendeter Kraft und Zeit findet man dann irgendwann einen Kompromiss, mit dem alle irgendwie leben können, der aber immer noch unter dem liegt, was man als normale Lehr-/Lernsituation verstehen würde. Und erst recht nicht dem gerecht wird, was den Schülern laut Schulgesetz abgefordert werden soll.
    Ist nicht in allen Klassen so, aber gefühlt in immer mehr. An Gymnasien weniger, an anderen Schulformen häufiger.

    Zitat Zitat von discipula Beitrag anzeigen
    ...Was es allerdings gibt, sind Eltern, die es nicht mögen, wenn ihr Kind jemand andern mehr respektiert, als sie...
    Kann sein. Was ich gelegentlich erlebe, sind Eltern, die es nicht gerne haben, dass andere Erwachsene ihren Kindern etwas vorschreiben. Oder Eltern, die einfach nicht verstehen, dass die Situation mit 25 Schülern in der Klasse eine andere ist als mit zwei Kindern zuhause. Und das ich im Unterricht nicht immer alles bis ins Detail ausdiskutieren kann, so wie das zuhause gemacht wird. Da heißt es dann halt einfach mal Anweisungen befolgen.
    Geändert von Kensei (13-11-2020 um 15:59 Uhr)

  6. #51
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    Zitat Zitat von Kensei Beitrag anzeigen
    Wenn Kinder sich anstrengen, dann für die Eltern oder den Lehrer. Oder beide.
    Das würde ich so pauschal nicht unterschreiben wollen. Es ist sicherlich zutreffend das Kinder unter 14 hier jetzt mit abstrakten langfristigen Planungen noch nicht so wirklich viel anfangen können (oder das dann auch gern mal wieder vergessen) aber ihnen da jetzt komplett nur extrinsische Motive / Anreize zuschreiben zu wollen ist so sicher auch nicht zutreffend.

    Achtung Anekdote(!):
    Kind 10 Jahre will unbedingt ein Sportabzeichen bekommen, es fehlt noch die Wertung aus dem Bereich "Koordination" und mit dem Seilspringen klappt das bis dahin eher weniger. Er weiß er hat jetzt 2 Wochen Zeit und übt tatsächlich von sich aus jeden Tag ohne das die Eltern oder sonst jemand da hinterher ist - mit Erfolg.

    Das kann man sicherlich nicht mit "Lebensplanung" gleichsetzen, aber das grundlegende Verständnis ist (Interesse / Willen vorausgesetzt) für die Logik: "Wenn Du A in der Zukunft willst musst Du B machen / bringen..." durchaus vorhanden. Gleiches gilt dann auch für das Konzept "Gute Noten Grundschule -> dann später Gymnasium". Auch den Jüngeren ist durchaus bewusst, dass sie eben bestimmte Kriterien erfüllen müssen damit es irgendwann in der Zukunft dann in einer anderen Richtung weiter gehen kann. Was da wirklich alles für ein Ratten******* hinten dran hängt das können die natürlich noch nicht erfassen, geschweige denn das man damit auch jeden 8-10 jährigen dann auf diese Weise motivieren könnte auch ohne elterlichen Druck etc. sich hinter die Schule zu klemmen. Aber gerade diejenigen die dann häufiger aufs Gymnasium gehen können das in Grundzügen schon ganz ordentlich verorten.
    "It's not the size of the dog in the fight, it's the size of the fight in the dog." M. Twain

    "Whoever said one person can’t change the world never ate an undercooked bat..."

  7. #52
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    Das habe ich mir nicht ausgedacht LGD, dass sagt die Lernpsychologie. Und es deckt sich mit meinen Erfahrungen.

    KEIN (!) Kind bekommt in der Grundschule gute Noten um auf's Gymnasium gehen zu können, sondern weil seine Eltern gerne wollen, dass es gute Noten hat. Welche Folgen das für die eigene Schulbiografie hat, ist einem Kleinkind völlig wurscht.

    Schwierig wird es, wenn die Eltern sich nicht interessieren und engagieren, weil ein Kind sich dann andere Bezugspunkte sucht, von denen es Anerkennung und Zuneigung bekommen will. Ältere Geschwister, ältere Bekannte/Freunde oder auch den Lehrer. Das kann auch klappen, es kann aber auch schiefgehen. Dreh- und Angelpunkt im Leben eines (Klein-)Kindes ist das Elternhaus.

    Ich könnte mir in deinem Beispiel mit dem Sportabzeichen vorstellen, dass Eltern/Großeltern/Lehrer dem Schüler vorher gespiegelt haben, dass es etwas gutes ist ein Sportabzeichen zu bekommen. Und das daraus die Motivation herrührt, für die Mama, für die Oma, oder vieleicht auch den Sportlehrer, der dann stolz wäre, zu üben und das zu bestehen.

    Kein Kind wird dagegen ein Sportabzeichen machen mit der Einsicht, dass das ein Beleg für eine gute Physis ist und einem später im Leben die Zivilisationskrankheiten unserer Zeit ersparen könnte, wenn man am Ball bleibt.
    Geändert von Kensei (13-11-2020 um 16:33 Uhr)

  8. #53
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    Zitat Zitat von Alfons Heck Beitrag anzeigen
    Dabei ist gerade Mathe ein schönes Fach für durchgängige Logik. Wird aber in der Schule mit den Sonderfällen als Einstieg nicht rübergbracht. So denkt jeder Mathe ist ein undurchsichtiges System von willkürlichen Regeln.
    Ich kann mich nicht erinnern, so was je gedacht zu haben....

  9. #54
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    Zitat Zitat von Kensei Beitrag anzeigen
    Das habe ich mir nicht ausgedacht LGD, dass sagt die Lernpsychologie. Und es deckt sich mit meinen Erfahrungen.

    KEIN (!) Kind bekommt in der Grundschule gute Noten um auf's Gymnasium gehen zu können, sondern weil seine Eltern gerne wollen, dass es gute Noten hat.
    Also ich meine, ich habe gute (und auch weniger gute) Noten bekommen, weil ich eben in den Prüfungen entsprechend abgeschnitten habe.
    Und das wiederum hing mit meinen Begabungen und Interessen zusammen.

  10. #55
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    Zitat Zitat von Katamaus Beitrag anzeigen
    ...
    Im Grunde sind lediglich die Abschlüsse inflationär gestiegen. ...
    Zu pauschal, damals, vor der Demokratisierungs-Offensive W. Brandts war das Bildungssystem viel weniger durchlässig.
    Der Sohn vom Handwerker oder die Tochter von der Krankenpflegerin wurden von den verantwortlichen Personen (Eltern, Lehrer) unabhägig von ihrer Intelligenz und Lernbereitschaft auf den ihnen gemäßen Weg gebracht. Der war selten das Gymnasium bzw. die akademische Laufbahn.
    Eine Liberalisierung schießt aber auch manchmal über das Ziel hinaus. Dann gibt es z.B. auf einmal keine Hauptschulen mehr, nicht so sehr weil das per se besser für die Bildung ist, sondern weil Betriebe bei diesem Abschluss ab einem bestimmten Zeitpunkt einfach sofort abgewunken haben, da die mitgebrachten Kenntnisse - dazu oft auch Motivation und Sozialverhalten- inakzepatbel waren/sind. Durch eine Aufwertung des jeweiligen Abschlusses wird das natürlich nicht besser. Jetzt guckt man halt wieder vermehrt auf die Noten.

    Übrigens. Oft werden 5-er Noten strikt vermieden obwohl die (Nicht-, Minder-) Leistungen etc. es eigentlich hergeben. Aber wenn SchülerInnen auf 5 sind, dann müssen LehrerInnen reagieren bevor die Zeugnisse fertig sind, Förderpläne schreiben, damit sich die Kandidaten verbessern können. Macht Sinn, aber auch Arbeit. Die Zeit spart man sich meistens: es gibt dann halt keine 5-er oder eben weniger als möglich bzw. nötig?

    Oder, dass fast meine ganze Jahrgangsstufe es als Zumutung empfand, dass man bei der Aufnahmeprüfung für eine Ausbildung zum Bankkaufmann, die Reihenfolge der deutschen Bundeskanzler und/oder -präsidenten auswendig wissen sollte.
    Da finde ich es wichtiger, zu wissen, dass Hitler kein König war und auch nicht mehr lebt.

  11. #56
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    Zitat Zitat von Kusagras Beitrag anzeigen
    Zu pauschal, damals, vor der Demokratisierungs-Offensive W. Brandts war das Bildungssystem viel weniger durchlässig.
    Der Sohn vom Handwerker oder die Tochter von der Krankenpflegerin wurden von den verantwortlichen Personen (Eltern, Lehrer) unabhägig von ihrer Intelligenz und Lernbereitschaft auf den ihnen gemäßen Weg gebracht. Der war selten das Gymnasium bzw. die akademische Laufbahn.
    Nein. Nicht zu pauschal. Es war ein fundamentaler Fehler sozialdemokratischer Bildungspolitik aus der richtigen Analyse eine falsche Politik abzuleiten. Das Problem wurde richtig erkannt und auch die richtige Lösung postuliert, wie du es beschreibst;: Bildung sollte nicht mehr von der sozialen Herkunft abhängen, sondern von der Leistung und sozusagen dem „Talent“ (Im Sinne von Intelligenz, Auffassungsgabe, was auch immer; ich denke, es ist klar, was gemeint ist).

    Warum das letzten Endes in einer totalen Gleichmacherei geendet ist, in der am besten jede(r) Abitur machen soll, der will und seinen Namen buchstabieren kann, wird wohl ewig das Geheimnis der SPD bleiben. Mein Vater hat Zeit seines Lebens versucht, mich davon zu überzeugen, dass o.g. Ziel der Sozialdemokraten erreicht wurde. Allein, erkennen konnte ich das nirgends und das hat sich auch im Studium weiter so durchgezogen, wo man dann Mitte der 90er ein eher verschultes Punktesystem eingeführt hat, weil in den großen Examensblöcken zu viele durchgefallen sind.

    Wenn aber jeder Abitur oder Diplom bekommt, dann haben wieder die mit den besseren Voraussetzungen einen Vorteil, denn wenn alle die gleiche Ausbildung haben, zählen wieder andere Faktoren, wie Kontakte, Umgangsformen, allgemeines Auftreten, Kleidung, etc. Und dann haben die „aus gutem Hause“ wieder Vorteile.

  12. #57
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    Zitat Zitat von Katamaus Beitrag anzeigen
    ...Und dann haben die „aus gutem Hause“ wieder Vorteile.
    Je nachdem wo du das ansetzt. Kinder von Eltern die mit sagen wir 100.000 bis 200.000 Euro oder mehr Einkommen
    nach Haus bringen werden so oder so gute Abschlüsse machen und Jobs bekommen. Abschlüsse, Qulifizierung u. Vitamin B
    werden dann schlicht eingekauft.

  13. #58
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    Zitat Zitat von Kusagras Beitrag anzeigen
    Je nachdem wo du das ansetzt. Kinder von Eltern die mit sagen wir 100.000 bis 200.000 Euro oder mehr Einkommen
    nach Haus bringen werden so oder so gute Abschlüsse machen und Jobs bekommen. Abschlüsse, Qulifizierung u. Vitamin B
    werden dann schlicht eingekauft.
    Da gibt es viele Facetten. Ich meine aber nicht nur Geld, denn Nachhilfe können sich ja erstaunlich viele leisten. Aber klar spielt das eine Rolle. Es gibt ja auch so Soft Facts wie etwa gute Umgangsformen oder man lernt von zuhause, wie man sich richtig kleidet und in bestimmten Kreisen benimmt, etc. Das sind halt dann auch wieder Vorteile gegenüber dem „einfachen Arbeiterkind“ (jetzt mal stark simplifiziert). Wie auch immer. Je weniger aussagekräftig Schul- oder andere Abschlüsse sind, desto mehr profitiert erneut das Establishment.

  14. #59
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    Zitat Zitat von Kensei Beitrag anzeigen
    Das habe ich mir nicht ausgedacht LGD, dass sagt die Lernpsychologie. Und es deckt sich mit meinen Erfahrungen.

    KEIN (!) Kind bekommt in der Grundschule gute Noten um auf's Gymnasium gehen zu können, sondern weil seine Eltern gerne wollen, dass es gute Noten hat. Welche Folgen das für die eigene Schulbiografie hat, ist einem Kleinkind völlig wurscht.

    Schwierig wird es, wenn die Eltern sich nicht interessieren und engagieren, weil ein Kind sich dann andere Bezugspunkte sucht, von denen es Anerkennung und Zuneigung bekommen will. Ältere Geschwister, ältere Bekannte/Freunde oder auch den Lehrer. Das kann auch klappen, es kann aber auch schiefgehen. Dreh- und Angelpunkt im Leben eines (Klein-)Kindes ist das Elternhaus.

    Ich könnte mir in deinem Beispiel mit dem Sportabzeichen vorstellen, dass Eltern/Großeltern/Lehrer dem Schüler vorher gespiegelt haben, dass es etwas gutes ist ein Sportabzeichen zu bekommen. Und das daraus die Motivation herrührt, für die Mama, für die Oma, oder vieleicht auch den Sportlehrer, der dann stolz wäre, zu üben und das zu bestehen.

    Kein Kind wird dagegen ein Sportabzeichen machen mit der Einsicht, dass das ein Beleg für eine gute Physis ist und einem später im Leben die Zivilisationskrankheiten unserer Zeit ersparen könnte, wenn man am Ball bleibt.
    hmmm ...
    ich hab ja auch pädagogik studiert und diese dinge gelernt.
    allerdings war ich damals schon skeptisch.

    ich bin ein heimkind, eher als bindungslos zu bezeichnen. kein heimerzieher war für mich so etwas wie eine bezugsperson - ich hatte keinen grund, für jemanden zu lernen. oder jemandem gefallen zu wollen, oder jemandem eine freude machen zu wollen.
    da war niemand.
    ich hab also weder weder für einen lehrer oder eine lehrerin gelernt (die waren aus meiner damaligen sicht alle grässlich) noch für irgend jemanden sonst.
    ich hab trotzdem gelernt.
    wie ein irrer.
    hat sich in den noten widergespiegelt.
    und damals in der DDR gab es kein gymnasium, auf das man ab der 5. klasse hätte gehen können ... also auch keine entsprechende extrinsische motivation.

  15. #60
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    Zitat Zitat von Katamaus Beitrag anzeigen
    N...........Wenn aber jeder Abitur oder Diplom bekommt, dann haben wieder die mit den besseren Voraussetzungen einen Vorteil, denn wenn alle die gleiche Ausbildung haben, zählen wieder andere Faktoren, wie Kontakte, Umgangsformen, allgemeines Auftreten, Kleidung, etc. Und dann haben die „aus gutem Hause“ wieder Vorteile.
    genau.

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