Ich habe das (ohne die in der Studie vorgenommenen Glättungen und Konfidenzintervalle - also deutlich "grober") anhand des im vorherigen Posting dargelegten Schemas mal auf die Daten
aus der Anhang der Studie (Tabelle S7 - Werte ab Tag 28) für dokumentiere Fälle und asymptomatische Fälle durchgespielt:
Dokumentierte Fälle:
Ungeimpft: 401 auf 107.209
Geimpft: 90 auf 108.529
Asymptomatische Fälle:
Ungeimpft: 191 auf 108.997
Geimpft: 59 auf 109.375
So und damit berechnet man dann die "relative Risikoreduzierung" bzw. das was unter dem Begriff "Impfstoffwirksamkeit" läuft (
https://www.medistat.de/glossar/anal...isikoreduktion).
Vereinfacht: Impstoffwirksamkeit = ((Anzahl Fälle Ungeimpft / Anzahl Gruppe Ungeimfpt) - (Anzahl Fälle Geimpft / Anzahl Gruppe Geimpft)) / (Anzahl Fälle Ungeimpft / Anzahl Gruppe Ungeimfpt) * 100
Ergibt bei den dokumentierten Fällen eine Impfstoffwirksamkeit von ca. 78% und bei den asymptomatischen Fällen eine Wirksamkeit von ca. 70%. So weit so gut.
Nur drücken die 70% eben nicht - wie hier teilweise dargestellt - dann einen "Schutz" vor Ansteckung aus, er bildet die relative Reduzierung des Risikos ab - das asymptomatische Risiko bezogen auf die Anzahl der erkrankten Personen in der jeweiligen Gruppe (geimpft oder ungeimpft) ist in der geimpften Gruppe um 70% verringert.
Ok heißt also nicht, dass von 100 Personen dann 70 "geschützt" wären - aber hey eine Reduzierung des Risikos um 70% ist doch auch schon nicht schlecht oder? Natürlich, nur darf man dabei halt eben nicht vergessen, dass ins Verhältnis zum allgemeinen Ansteckungsrisiko zu sehen. Es stecken sich ja eben nicht 100% der Personen aus der betrachteten Gruppe an.
Von den ungeimpften 108.997 Personen haben sich im Betrachtungszeitraum 191 also 0,17 % infiziert. Dem gegenüber stehen 0,05% Infektionen auf 109.375 in der Gruppe der Geimpften. In absoluten Zahlen reduziert die Impfung das Risiko also um 0,12% - was einer relativen Risikoredzuierung aka "Wirksamkeit" von 70% entspricht. (Hierbei bleibt jetzt mal außen vor, dass das Infektionsrisiko insgesamt durch entsprechende Maßnahmen reduziert wird - die Rahmenbedingungen bzw. das allgemeine Ansteckungsrisiko wären ja aber auch ohne oder mit weniger Maßnahmen für beide Gruppen gleich).
Heißt wenn man die absoluten Werte zu Grunde legen würden kämen auf 1000 Ungeimpfte 17 Ansteckungen und auf 1000 Geimpfte 5 - bei 1.000 geimpften Personen wurden somit 12 Ansteckungen vermieden. Von 1.000 Impfungen profitieren also nicht 900 ("bin geschützt"), sondern effektiv 12 - die restlichen 988 wären auch ohne Impfung nicht infiziert worden.
Und JA - natürlich kann man da jetzt nicht die absoluten Zahlen ansetzen geschweige denn daraus Schlussfolgern, dass wenn auf tausend Geimpfte "nur" 12 Ansteckungen verhindert werden man sich die Impferei ja auch gleich sparen könnte. Das funktioniert in der Praxis so eben nicht - aber eben weder für die relativen noch für die absoluten Werte.
Nur sollte man das einfach mal im Hinterkopf behalten, wenn wieder irgendwo mit %-Werten zu Wirksamkeit und Co. um sich geworfen wird - gerade auch wenn es darum geht Impfstoffe vermeintlich nach ihrem relativen Reduktionswert zu "verurteilen".
AZ hat von mir aus "nur" 70% Wirksamkeit? Pfizer aber 90% - AZ will ich nicht, weil ich dann zu 20% weniger geschützt bin! Völliger Quatsch - wenn man das auf die absoluten Zahlen runter brechen würde wäre der Unterschied der "verhinderten" Ansteckungen hier wohl eher marginal. Und letztendlich ist ja auch erstmal relevant, dass schwere Verläufe und Todesfälle verhindert werden - das können AZ und Pfizer gleich gut.