https://www.zeit.de/wirtschaft/2021-...-polarisierung
Eine Impfpflicht und andere harte Maßnahmen – so logisch und konsequent sie auch sind – könnten jedoch scheitern, unsere Gesellschaft noch stärker polarisiert werden, wenn nicht gleichzeitig die Ursachen der Impfverweigerung adressiert werden. Das ist keine Nebensächlichkeit, sondern gehört sehr wohl in den Fokus der Krisenbewältigung.
Die Impfunwilligen sind nicht zufällig in der Gesellschaft verteilt. Sie konzentrieren sich stark in bestimmten Gruppen und Regionen: Es sind vor allem Menschen mit niedrigen Einkommen und geringen Chancen am Arbeitsmarkt sowie Menschen in strukturschwächeren Regionen – im Osten und am Rande der Gesellschaft in den Städten –, die sich hartnäckig weigern, sich impfen zu lassen.
Der strukturelle Grund für die vielen Impfunwilligen ist also vielmehr der abnehmende gesellschaftliche Zusammenhalt. Das sollte uns nicht überraschen, denn diese soziale Polarisierung zeichnet sich bereits seit zwei Jahrzehnten ab und spiegelt sich nur oberflächlich in Pegida, der AfD und einer zunehmenden Systemkritik wider.
Dabei ist beispielsweise der Anteil an AfD-Wählenden und bisher Ungeimpften nicht unbedingt in solchen Wahlkreisen am höchsten, die wirtschaftlich schwach sind, sondern dort, wo die Perspektivlosigkeit groß ist, viele junge Menschen abwandern und ihre Heimat zurücklassen.
gruss
Andreas Rebers: Provinz ist da, wo der Lehrer zu den Intellektuellen zählt.