Zitat von
kanken
Die Einen sind schlau genug sich impfen zu lassen weil sie es verstehen und die Anderen sind schlau genug sich impfen zu lassen weil sie erkennen dass es für Sie nötig ist um gescheit weiter arbeiten und leben zu können
Das scheint mir des Pudels Kern in deiner Argumentation. Die momentanen Rahmenbedingungen des Staates geben es vor, dass die Maßnahmen nur mit einer soundso prozentigen Impfquote beendet werden können. Das hat nichts mit einer medizinischen Notwendigkeit für das Individuum zu tun. Daher kann die Motivation des Staates für die Maßnahmen nur die sein, die Gefahr einer Überlastung des Gesundheitssystems abzuwenden. Jetzt sagst du aber in einem anderen Post, dass die Überlastung gar nicht mehr droht. Ich sehe hier Argumentationslücken. Entweder ist die Entscheidung, die Maßnahmen bei 60-85% Impfquote zu beenden, eine politische, die maximal veraltete wissenschaftliche Erkenntnisse nutzt, oder deine Einschätzung der Gefährdungslage des Gesundheitssystems ist falsch.
Wenn es schon jetzt keine Gefahr der Überlastung mehr gibt, warum haben wir dann noch Maßnahmen? Dass der Staat seine Fürsorgepflicht für das Individuum wahrnimmt, indem er dafür sorgt, dass sich das Individuum weniger wahrscheinlich infiziert (Ich rede hier von gesunden Individuen unter 40)? Das wäre dann aber eine andere Motivation als die, das Gesundheitssystem am Kollabieren zu hindern. Kann natürlich sein, dass der Staat beide Motivationen hat. Hier würde ich dann sagen, der Staat hat nicht dafür zu sorgen, dass ich als Individuum nicht krank werde, zumindest in Bezug auf Corona. Bei Polio sähe es anders aus, denn Polio spielt in einer anderen Liga, was die IFR angeht. Es gibt in meinen Augen eine Risikoschwelle, ab der der Staat nichtmehr in das Individuum hineinzuregulieren hat. Wenn es dem Staat auf das individuelle Risiko ankommt, dann sollte er folgerichtig eine deutliche "Impfempfehlung" (also indirekte Impfpflicht) für alle ab 40 oder 50 einführen (oder für alle Risikogruppen), aber den Rest in Ruhe lassen. Hier würde es der indirekten Impfpflicht eigentlich gar nicht bedürfen, da die Risikogruppen sich eh aus Eigeninteresse impfen lassen.
Zu den Rahmenbedingungen: Diese können sich auch ändern, da sie erstens in der Vergangenheit des öfteren geändert wurden und zweitens nicht universell sind, da andere Länder es anders machen.
Ich kann aber nachvollziehen, dass man innerhalb der gegebenen Rahmenbedingungen die Maßnahmen so schnell wie möglich loswerden möchte, auch im Hinblick auf Schulkinder. Aus diesem Blickwinkel kann ich ein Plädieren für eine allgemeine Impfung schon verstehen.
Hieraus ergibt sich dann die Frage: Würdest du auch für eine Impfung aller plädieren, wenn die Politik ab morgen alle Maßnahmen fallen lässt? Wahrscheinlich nicht, oder?
Wir können auch gern bei einem Bier darüber am Wochenende schnacken
EDIT: Eigentlich ist diese Impfdiskussion im Prinzip gar nicht so wichtig (Jeder soll für sich entscheiden und fertig ist die Laube, meiner Meinung nach.), aber da die Impfung von allen Seiten eine extrem politische Dimension bekommen hat, kommen wir als Gesellschaft wohl nicht drum herum, sie zu führen.
Geändert von egonolsen (18-08-2021 um 18:12 Uhr)
"man ist keine elitäre gruppe, die den richtigen weg bestreitet, und die wahrheit für sich in anspruch nehmen kann, weil man eine minderheitenmeinung vertritt." - Marq Aurel