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Thema: Chinesische Lehrweise und Kritik

  1. #61
    Gast Gast

    Standard

    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Weil “Schlagkraft” ein ziemlich klar definiertes Ding ist.

    Hier mal eine Dissertation zu dem Thema:

    https://edoc.ub.uni-muenchen.de/9007...an_Michael.pdf
    Ich finde gut, dass du mir ein Dissertation über die rechtliche Definition von Schlagkraft verlinkst wenns um die Definition im Kampftraining geht.
    Werde ich bei der nächsten Trainingseinheit zu Rechtsfragen im Wing Chun berücksichtigen.

  2. #62
    Gast Gast

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    @Cam67

    Du kannst Kämpfen gern für die Diskussion klar definieren, also die Zielsetzung festlegen und dann darauf basierend die chinesische Didaktik erläutern.
    Ich werd mir dir sicher aber nicht ins OT abgleiten weil du darüber philosophieren willst was Kämpfen für den einzelnen bedeuten könnte, was er dabei fühlt und ob dabei der Kranich im Mondschein tanzt.
    Werd konkret oder lass es.

  3. #63
    Gast Gast

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    Zitat Zitat von kloeffler Beitrag anzeigen
    Bin kein Wettkämpfer und habe keine Ahnung von Sanda u.ä.

    Unkooperatives Sparring im Training und beim Blick über den Tellerrand.

    Um nicht im eigenen Saft zu braten und um zu testen, ob ich meine Sachen auch in freierem Umfeld anbringen kann, habe ich z.B. einige Jahre bei sehr sparringsfreudigen Wing Chun Leuten mitgemacht. Bin eigentlich immer offen für (auch gern härteren) Austausch und aktiv auf der Suche danach. Fähigkeiten, die ich mir in meinem Ba Ji Quan Training erarbeitet habe, waren dabei eigentlich durch die Bank hilfreich. Ich halte diese Art von Austausch für notwendig, um im eigenen Training nicht zu erstarren und es ggf. anzupassen.

    Ich verstehe allerdings nicht, was das mit dem Thema zu tun haben soll.
    Sehr guter Ansatz gefällt mir.

  4. #64
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    Zitat Zitat von Maddin.G Beitrag anzeigen
    @Cam67

    Du kannst Kämpfen gern für die Diskussion klar definieren, also die Zielsetzung festlegen und dann darauf basierend die chinesische Didaktik erläutern.
    Ich werd mir dir sicher aber nicht ins OT abgleiten weil du darüber philosophieren willst was Kämpfen für den einzelnen bedeuten könnte, was er dabei fühlt und ob dabei der Kranich im Mondschein tanzt.
    Werd konkret oder lass es.
    Bist du wirklich an Diskussion interessiert ?

    ImmThread geht es um chinesische Lehrweise . Und ich schrieb ,das es für mich auch eine Frage der Vorliebe ist , mit welchem System man besser klar kommt.
    Darauf entgegnest du , das es fürs kämpfen klar ist was besser ist .

    Meine Frage war nun, was du unter Kämpfen verstehst , und ich brachte dir KONKRET dar , weshalb schon Kampf im Wettkampf und Kampf frei , wenn es darum geht heil nach Hause zu kommen , sich unterscheidet . .....ganz konkret .

    Irgendwie kann man. Dir nie recht machen ..
    Die verstehen sehr wenig , die nur das verstehen , was sich erklären lässt. ( Marie v. Ebner-Eschenbach)

  5. #65
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    Zitat Zitat von kanken Beitrag anzeigen
    Weil “Schlagkraft” ein ziemlich klar definiertes Ding ist.

    Hier mal eine Dissertation zu dem Thema:

    https://edoc.ub.uni-muenchen.de/9007...an_Michael.pdf
    Zitat Zitat von Maddin.G Beitrag anzeigen
    Ich finde gut, dass du mir ein Dissertation über die rechtliche Definition von Schlagkraft verlinkst wenns um die Definition im Kampftraining geht.
    Ich konnte auf die Schnelle in der Arbeit weder eine rechtliche, noch eine sonstige explizite Definition von "Schlagkraft" finden.
    Vielmehr scheint der Autor "Schlagkraft" in der naheliegenden Definition zu verwenden:
    Die Kraft, die durch einen Schlag auf ein Ziel wirkt, gemessen in Newton und nicht in Tagessätzen:

    Die Untersuchungen von Atha et al. aus dem Jahre 1984 und 1985 untersuchten die Faustschl¨age eines britischen Weltranglisten plazierten Schwergewichtsboxers gegen einer ballistischen Pendeleinrichtung. Die Versuchsperson schlug mit einem Boxhandschuh auf eine
    gepolsterte Zielplatte in abgesenkter Kinnh¨ohe, welche an einem ballistischem Pendel befestigt war.
    Hierbei wurden Maximalwerte der Schlagkraft von 4096 N sowie der Schlaggeschwindigkeit von 8,9 m/s bei Kontakt gemessen (Atha et al., 1984) und (Atha et al.,
    1985).
    [...]
    (B¨ohm und Schmidt, 1986) fuhrten erste rechtsmedizinsch-biomechanische Versuche
    ¨zur stumpfen Gewalt vermittelt durch Faustschl¨age und Fusstritte durch. Hierbei liessen
    sie eine kleine Stichprobe im Alter von 17 bis 55 Jahren auf eine messtechnische Pendel-
    einrichtung zur Kraftbestimmung
    mit dem Fuss tretten und mit der Faust schlagen. Die
    Untergruppe der funf weiblichen Versuchspersonen erreichten einen Mittelwert der ma- ¨
    ximalen Schlagkraft von 475 N
    und die funfk ¨ ¨opfige m¨annliche Gruppe einen Mittelwert
    der maximalen Schlagkraft von 620 N,
    [...]
    Im Jahre 2000 in der Studie von (Smith et al., 2000) wurden zur Entwicklung eines
    Box-Dynamometers Faustschl¨age von Boxern unterschiedlicher Erfahrungsniveaus bzw.
    K¨onnensstufe untersucht. Die Versuchspersonen schlugen mit Boxhandschuhen auf eine
    speziell angefertigte statisch an einer Wand verankerte Kraftmessplatte.
    Die Faustschl¨age
    wurden in Schulterh¨ohe der jeweiligen Versuchsperson ausgefuhrt. Die Gruppen wurden ¨
    nach Erfahrungskriterien aus 7 Mitgliedern der Englischen Box Nationalmannschaft, 8
    fortgeschrittenen Boxer sowie 8 Boxanf¨angern aus jeweils dem lokalen Hochschul-Boxverein
    gebildet, Details siehe Tabelle 2.6. Hierbei erreichte die Gruppe der Profiboxer eine mittlere
    maximale Schlagkraft von 4800 N
    mit einer Standardabweichung von 601 N, die maximale
    Schlagkraft der erfahrenen Boxer betrug im Mittel 3722 N mit einer Standardabweichung
    von 375 N und die Werte maximaler Schlagkraft der Anf¨angergruppe lag im Mittel bei
    2381 N mit einer Standardabweichung von 328

    [...]
    Die Faustschl¨age der beiden Bruder und professionellen Schwergewichtsboxer Vitalij ¨
    und Wladimir Klitschkow wurden in einer Uberblicksstudie von (Birken et al., 2001) ana- ¨
    lysiert. In diesem Versuchsaufbau schlugen die beiden Boxer mit Boxhandschuhen auf einen
    handelsublichen Boxsack mit einer Masse von 21 kg. Zur Validierung der Parameter diente ¨
    ein Pendelstoss auf den Boxsack. In der Untersuchung erreichten die beiden Boxer eine Maximalgeschwindigkeit der Faust von jeweils 9,5 m/s. Vitalij Klitschkow maximale
    Schlagkraft betrug 5315 N und die von Wladimir Klitschkow betrug 5545 N.


    11 olympische Boxer schlugen in der Untersuchung von (Viano et al., 2005) mit Boxhandschuhen auf einen messger¨ateausgestatteten Hybrid III Dummy-Kopf. Dabei wurden
    bei Geraden gegen die Stirn und gegen den Unterkiefer des Dummy-Kopfes die Faustgeschwindigkeit sowie die Schlagkraft gemessen. Die Versuchsgruppe erreichte dabei bei den
    Geraden gegen die Stirn eine Kontaktgeschwindigkeit im Mittel von 8,2 m/s mit einer
    Standarabweichung von 1,5 m/s und eine maximalen Schlagkraft im Mittel von 3419 N
    mit einer Standardabweichung von 1381 N.
    Bei Geraden gegen den Unterkiefer wurden
    ¨ahnliche Werte im Mittel erreicht: Kontaktgeschwindigkeit von 9,2 mit 1,7 m/s und maximale Schlagkraft von 2349 mit 962 N. Es wurden fur die maximale Faustgeschwindigkeit ¨
    Werte zwischen 6,7 und 11,0 m/s erreicht


    Es ist also ganz einfach:
    Die Schlagkraft kann man messen, indem man gegen ein Kraftmessgerät schlägt.

    Wie diese Schlagkraft im Ziel wirkt, hängt dann wieder von Eigenschaften des Ziels ab, die der Schlagende teilweise beeinflussen kann, sofern das Ziel ein Mensch bei Bewusstsein ist.

    In Bezug auf das Thema wäre also die Frage, ob und in wie fern chinesische Lehrmethoden, was auch immer das genau sein soll, geeignet sind, Schlagkraft oder die Beeinflussung eines bewussten Ziels zu verbessern, und ob man das nicht auch mit anderen Methoden eventuell effizienter erreichen kann.

    Heutzutage wird nach meinem Eindruck Philosophie, eigentlich "Weisheitsliebe" leider teilweise mit Geschwurbel verwechselt.
    Ich bin da mehr ein Fan dieser Einstellung:

    Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen;
    und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen.

    Allerdings ist mir auch bewusst, dass viele ja gar keine langweiligen, vielleicht ernüchternden klaren Analysen oder Aussagen wollen, sondern werden eher vom Geheimnisvolle angezogen und vagen Andeutungen, die ihrer Phantasie und ihren Erwartungen noch Spielraum lassen.
    Geändert von Pansapiens (20-02-2021 um 07:28 Uhr)

  6. #66
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    Maddin,

    was ich ueber die Koerperarbeit schrieb - ich schrieb eigentlich nichts darueber - ist nichts besonderes oder weltbewegendes, das hat niemand behauptet.

    Es war lediglich eine Beschreibung des typischen Trainingsaufbaus und der Trainingsprogression, die Du in den chinesischen Kampfkuensten findest.


    Du sprichst davon, das etwas in Form von einer blumigen Sprache, kompliziert, oder in Sprichworten vermittelt wird und das Du das als ein Problem siehst.

    Es ist nur ein Problem, wenn man nicht weiss, was gemeint ist - dazu braucht man einen Sifu, der genau erklaeren kann, was er meint und wie Dinge zu verstehen sind.

    Man sollte nicht selber etwas muehsam entschluesseln, denn dann wird man sehr oft auf Ideen kommen, die etwas ganz anderes sind, als der Sinn war.

    Wie gesagt, dazu ist der Sifu da.

    Wenn man eine Chinesische Kampfkunst lernt, muss man um gewisse Dinge zu verstehen auch die Kultur kennen, in/aus der sie entstanden ist und sich bewusst sein.

    Ich erlebe es oft, und immer wieder, wenn Leute aus dem Westen her kommen und von einem Chinesischen Sifu lernen moechten, dass ihre Art zu denken, zu fragen zu Problemen fuehrt. Der Chinesische Sifu versteht nicht, was der Mann aus dem Westen wirklich wissen moechte, und der Mann aus dem Westen versteht die Antwort nicht.

    Das ist kein Problem der Sprache, sondern des Denkens.

    Da Chinesische Kampfkunst von Chinesen fuer Chinesen entwickelt wurde, deshalb werden beim Vermitteln der Kampfkunst auf bestimmte "Kultureme" und bestimmte Bilder und Visualisierungen, die eben nur Sinn fuer Leute machen, die in dieser Kultur aufgewachsen sind.

    "Gung Ji Haang Gai" macht fuer jemanden, der kein Kantonesisch versteht keinen Sinn, er macht sogar keinen Sinn fuer einen Chinesen, der nicht einem bestimmten Landstrich in Panyu, Guangzhou, die Kampfkunst einer bestimmten Familie lernt. Wenn wir das direkt uebersetzen heisst es "der Hahn geht die Strasse runter", was unmittelbar nicht viel Sinn macht. Aber wenn man weiss, das "Hahn" in alten Tagen lokaler Slang war fuer einen arroganten Sohn einer reichen Familie war, und diese Leute die Angewohnheit hatten mit stolz erhobenem Haupt die Strassen runterzugehen, staendig nach links und rechts staendig nacht rechts und links schauend, und dass eine bestimme Technik mit einem bestimmten Gefuehl oder Intention ausgefuehrt werden soll, die durch dieses Bild vermittelt wird, so macht ist diese Bezeichnung fuer uns moderne Westler absolut keinen Sinn, aber fuer einen Chinesesen, der diesen Slang kennt schon. Er kann deshalb auch viel schneller und viel besser das "Gefuhl" der Technik entwickeln als jemand, der sie rein biomechanisch lernt.

    Chinesen arbeiten gern mit Bildern, die wir selbstverstaendlich nicht verstehen - fuer uns ist das unnoetig kompliziert, aber fuer Chinesen ist es der schnellere Weg etwas zu lernen.

    Etwas anderes ist die Sprache - auf Chinesisch gibt es sehr viele verschiedene Begriffe, die verschiedene Nuancen definieren, Begriffe die es so im Deutschen oder Englischen nicht gibt, deswegen kann es manchmal sehr schwer bis unmoeglich sein diese zu uebersetzen. Zumindest so, dass es klar und einfach ist, aber ein Chinese versteht sofort was gemeint ist. Ein Beispiel ist das Verb ziehen: Auf Kantonesisch gibt es sehr viele verschiedene Begriffe, die im Woerterbuch einfach mit ziehen uebersetzt werden, aber die Details gehen verloren, es handelt sich nicht nur um Synonyme. Beispiele: Laai, Mang, Joi, Laap - all diese bedeuten Ziehen, aber es geht um ziehen mit einem bestimmten Intensitaet, Richtung, usw.

    Ein anderes Beispiel ist "Deng" - das versteht jeder Chinese sofort, wir wuerden das als "dagegen druecken" verstehen, aber es impliziert etwas anderes. Wenn wir gegen etwas druecken, benutzten wir bewusst muskulaere Kraft, um etwas wegzudruecken. Das ist aber nicht gemeint. Gemeint ist das natuerliche neutralisieren oder ausgleichen einer externen Kraft, die auf uns einwirkt. Es geht gar nicht um das druecken an sich, sondern um die Qualitaet.

    Mag kompliziert klingen, ist aber ganz einfach.

    Es ist unsinnig zu behaupten, Kampfkunstlehrer wuerden bewusst Dinge unnoetig verkomplizieren, wegen Geheimniskraemerei oder aus marketing Gruenden - zumindest aus historischer Sicht. Denn wer hat ueberhaupt Kampfkunst gelernt/trainiert und warum? Soldaten, Sicherheitskraefte, Doerfler, die sich staendig gegen Bedrohungen von aussen verteidigen mussten, ethnische Gruppen, wie z.B. die Hakka, die auch staendig in Kaempfe verwickelt waren. Diese Leute haben Kampfkunst gelernt weil es eine Faehigkeit war, die fuer sie ueberlebenswichtig war. Wenn man also seine Soehne oder seine Soldaten, die einen verteidigen sollen, hat man also kein Interesse daran, seinen Schuelern etwas zu verheimlichen oder komplizierter darzustellen als es ist.

    Wenn man etwas geheim halten wollte, ist es genau so, wie Du schon sagtest - dann sagt man gar nichts.

    Das gibt es heute noch!



    Was auch schon angesprochen wurde, ist das viele Begrifflichkeiten aus einer Zeit stammen, wo man keine Physik kannte, sonderne bestimmte Begriffe oder Ausdruecksweisen benutzte um bestimmte Phaenomene zu beschreiben. Manche hatten einen taoistisch basierten Ansatz, andere einen religioesen oder versuchten diese Phaenomen im Rahmen der TCM zu verstehen.

    Allerdings ist es wahr, das in gewissen Kreisen Dinge viel komplizierter und abstrakter dargestellt werden, als notwendig. Das geschieht oft wenn der Fokus der Kampfkunst von vom Kampf und praktischen Anwendung auf Kultivierung und "innere" Entwicklung wechselt. Wir sehen, dass die Messlatte, ob jemand gutes Gung Fu hat oder nicht, nicht laenger bei der Faehigkeit, seine Kunst im Kampf anwenden zu koennen, sondern wie schoen er seine Formen macht, wie lange er Jaam Jong machen kann, ob er "immovable" ist, ob er "Sung" ist, usw.

    Wenn ich in Gwongjaau in die Hauptbibliothek gehe, oder in dem groessten Buecherladen dort, sehe ich hundert Meter von Buechern ueber Tai Gek Keun, einige ueber Ying Yi und Baatgwajeung, sehr, sehr viele von denen ohne Photos, nur Erklaerungen und Philosophie. Wing Chun Buecher gibt es nicht so viele, und Werke ueber Hung Kuen, Choi Lei Fut etc. sind nahezu unmoeglich zu finden.

    Wir sehen also, das Philosophie besonders mit den sogenannten "inneren" Kampfkuensten verwoben ist. Ich vermute mal es haengt damit zusammen, was fuer Leute die jeweiligen Stile praktizieren.

    Die suedlichen Gung Fu-Stile sind sehr wenig, philosophisch, da ist nichts schwer zu verstehen, alles sehr einfach, sehr klar und sehr praktisch - wenn man einen Sifu hat der dies so erklaeren kann/will.

    Nur muss man die Sprache verstehen, und die Bilder, die benutzt werden.

    Koennen diese Dinge ins "westliche" uebertragen werden?

    Selbstverstaendlich koennen Sie dass, schliesslich sind Chinesen Menschen wie wir und leben in der selben physikalischen Realitaet - nur muss man erst wissen was denn genau der jeweilige Meister meint, wenn er bestimmte Begriffe und Erklaerungen benutzt.

    Das heisst, wenn ein chinesischer Meister "Chut Gwat Lek" oder "Chat Gwat Faat Lek" sagt, dann muss man wissen was genau er meint. Wenn man das mit "Kraft der 7 Gelenke" uebersetzt, muss man wissen, welche Gelenke er meint, damit man den Begriffsinhalt korrekt weitergibt. Eben dieses korrekte verstehen und weitergeben ist oft schwierig und fuehrt zu vielen Misverstaendnissen und "falschen" Ausfuehrungen - im Sinne des Originals.

    Ich persoenlich lerne schon seit 16 Jahren in China, von Chinesischen Meistern, und muss ehrlich sagen, dass ich hier die einfachsten und auch logischsten und schluessigsten Erklaerungen bekommen habe seit Anfang meiner Kampfkunstkarriere vor fast 40 Jahren. Die ganzen Eigeninterpraetationen, die man typisch in Europa findet, sind fuer mich unheimlich kompliziert, aber das ist eine andere Diskussion.

    Ich kann Dir alles, was ich gelernt habe sehr genau in Bezug auf Anatomie, Physiologie und Biomechanik erklaeren - oder auch ganz einfach zeigen. Da ist absolut nichts kompliziert.

    Eine Kampfkunst wie Wing Chun sollte man wie ich schon im anderen Thread schrieb, innerhalb von 2-3 Jahren vollstaendig gelernt haben, ab dann nur praktische Anwendung, soweit moeglich, wenn man denn nur dafuer trainiert.



    MfG

  7. #67
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    Zitat Zitat von Maddin.G Beitrag anzeigen
    Ich finde gut, dass du mir ein Dissertation über die rechtliche Definition von Schlagkraft verlinkst
    Du solltest sie lieber mal zu Ende lesen.

    Die Diss beschreibt aus forensischer Sicht den Faustschlag und gibt natürlich auch einen Überblick über das bestehende Wissen dazu. Das gehört in eine Diss nun einmal rein.
    In der Diss findest du genug weiterführende Literatur zu dem Thema.

  8. #68
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    Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
    Es ist also ganz einfach:
    Die Schlagkraft kann man messen, indem man gegen ein Kraftmessgerät schlägt.
    Wenn es um die rein physikalische Schlagkraft geht: Ja

    Da das ganze ja beim Menschen durchaus komplexer ist hat der gute Doktorand das ja ein wenig weiter ausgeführt.

    Wie man in der Diss sieht liegt der Unterschied zwischen Geübten und Ungeübten im Einsatz der Beine. Das wiederum passt hervorragend zu den Lehrmethoden der TCMA. Im Bagua reden wir vom "Mud sliding step" der das "Lösen der Kraft" trainiert. Ist das blumig? Aus westlicher Sicht ganz sicher. Kann man das auf westliche Sprache "übersetzen" und mit westlichen Methoden erklären? Klar.

    Dem liegen halt zwei verschiedene "Lehrsysteme" zu Grunde und beide sind sehr ausgefeilt und komplex. Lustigerweise habe ich bisher inhaltlich keinen Widerspruch zwischen beiden erkennen können.

    Der "chinesische" Ansatz ist halt deskriptiv, während der "westliche" analytisch ist. Nicht mehr und nicht weniger.
    Geändert von kanken (20-02-2021 um 08:47 Uhr)

  9. #69
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    Zitat Zitat von Jesper Lundqvist Beitrag anzeigen
    "Gung Ji Haang Gai" macht fuer jemanden, der kein Kantonesisch versteht keinen Sinn, er macht sogar keinen Sinn fuer einen Chinesen, der nicht einem bestimmten Landstrich in Panyu, Guangzhou, die Kampfkunst einer bestimmten Familie lernt. Wenn wir das direkt uebersetzen heisst es "der Hahn geht die Strasse runter", was unmittelbar nicht viel Sinn macht. Aber wenn man weiss, das "Hahn" in alten Tagen lokaler Slang war fuer einen arroganten Sohn einer reichen Familie war, und diese Leute die Angewohnheit hatten mit stolz erhobenem Haupt die Strassen runterzugehen, staendig nach links und rechts staendig nacht rechts und links schauend, und dass eine bestimme Technik mit einem bestimmten Gefuehl oder Intention ausgefuehrt werden soll, die durch dieses Bild vermittelt wird, so macht ist diese Bezeichnung fuer uns moderne Westler absolut keinen Sinn, aber fuer einen Chinesesen, der diesen Slang kennt schon. Er kann deshalb auch viel schneller und viel besser das "Gefuhl" der Technik entwickeln als jemand, der sie rein biomechanisch lernt.

    Chinesen arbeiten gern mit Bildern, die wir selbstverstaendlich nicht verstehen - fuer uns ist das unnoetig kompliziert, aber fuer Chinesen ist es der schnellere Weg etwas zu lernen.
    Hallo Jesper,

    schön mal wieder von Dir zu lesen! Vielen Dank für Deinen Beitrag.

    Das Zitat zeigt exakt was ich immer mit "Bildern" meine und wie man "Yi" nutzt. Man muss halt den kulturellen Code verstehen um die Idee körperlich umsetzen zu können und das Gefühl zu entwickeln.

    Ohne einen Lehrer der einem diesen "Code" für die jeweilige KK zeigt werden Wehster chinesischen KK nie wirklich verstehen können. Leider.

  10. #70
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    Hmm, im Titel stand was von Kritik an der Lehrweise also der Didaktik.

    Seit 65 Beiträgen geht es aber um die Verwendung "blumiger" Fachtermini.

    Das Problem bei solchen Fachtermini ist, dass sie immer, auch außerhalb von KK/KS, einen ganzen Haufen an Hintergrundwissen implizieren.
    Ich habe zum Beispiel gegenüber einem Ethnologen den Begriff "Kulturkreis" benutzt.
    Leider wußte ich nicht, wie "aufgeladen" der Begriff war.

    Die chin. Fachtermini werden übrigens durch Training (im jeweiligen Stil) seltsam Konkret.
    Das "unscharfe, blumige" kommt, amS, auch daher, dass es Verweise auf Geschichten, religiöse/spirituelle Inhalte, Strategieführer, Wahrnehmung, Emotionen und Sonstiges enthält.
    Ein Beispiel für sowas: "Den Tiger reiten und nicht absteigen können".

    Um die Fachtermini eines Stils komme ich nur selten herum. Fast egal welche KK.

    Sei es nun kime, hoshin-sul, Seionage, Jab oder whatever.

    Erinnert mich doch sehr an den Faden, aus dem dieser hier entstanden ist.

    Für mich klingt das nach, ich will das mir alles aufbereitet in den Mund geschoben wird.
    Ich habe keine Lust das zu recherchieren, macht ihr das für mich und erklärt es mir gefälligst so, dass ich es verstehe.

    Ernsthaft, wenn einem sowas zu aufwendig ist, es gibt doch jede Menge anderes Im KK/KS-Bereich wo man das nicht braucht.

    Naja, bin mal auf die Sachen zur Lehrweise/Didaktik gespannt.


    Liebe Grüße
    DatOlli


    Nachtrag. Vieles von dem chinesischen "Zeug" ist, amS, übrigens keine "Erklärung" sondern eine "Beschreibung".

    Nachtrag 2
    Wie immer zu langsam. Jesper und Kanken waren schneller und Hagens auch besser rübergebracht.


    Gesendet von meinem Mi MIX 3 mit Tapatalk
    Geändert von DatOlli (20-02-2021 um 09:50 Uhr) Grund: Abgesendet vor Beendigung

  11. #71
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    Kurz:
    Es wurde bereits einiges erläutert , ich empfehle noch folgende Bücher:

    Chinese Martial Arts
    A Historical Outline
    von David A. Ross

    So lehrte der Meister: Quellen zum traditionellen chinesischen Unterricht
    von Martin Bödicker


    In China und einigen anderen ostasiatischen Ländern(Korea,Japan...) wurde die Didaktik u.a. vom Konfuzianismus beeinflusst.
    Geändert von Huangshan (20-02-2021 um 09:18 Uhr)

  12. #72
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    @Jesper: 1+. Vielen Dank für deine Mühen hier.
    Viele Grüße
    Thomas
    https://www.thiele-judo.de/portal/

    The reality is, you can say ANYTHING you want. You just have to be willing to face the consequences of your choice.

  13. #73
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    Zitat Zitat von Jesper Lundqvist Beitrag anzeigen
    Selbstverstaendlich koennen Sie dass, schliesslich sind Chinesen Menschen wie wir und leben in der selben physikalischen Realitaet -
    Genau.

    Ich gehe mal davon aus, dass das Verhalten von Wasser, oder Feuer, oder Bäumen, oder Wind, oder Tieren - in China und im Westen grösstenteils gleich erlebt wird. und somit auch davon abgeleitete (Sprach-)Bilder oft intuitiv verständlich sind. Man muss diese einfachen Erfahrungen nicht unnötig mystifizieren und komplizieren. (für Christen: Jesus hatte mal gesagt "trefft euch gelegentlich, feiert, esst was Gutes und denkt dabei an mich!" - eine simple menschliche Sache - und die Theologen schafften es, daraus unendliche Streitpunkte zu kreieren...)

    Das ein junger arroganter Mann mit einem herumstolzierenden Hahn verglichen wird, ist auch Europäern durchaus nicht fremd. und wenn im Chinesischen ein Schrifzeichen, das ein Dach/Häuschen zeigt, unter dem sich zwei Frauen befinden, was dann "Streit, Konflikt" bedeutet - so ist das zwar politisch und gendermässig nach modernen Standards keineswegs korrekt, wird aber trotzdem spontan verstanden, sobald man mal die einzelnen Komponenten des Zeichens ("Haus", "Frau", "Frau") kennt.

    mir scheint, westliche Leute hätten sehr oft einen auf strikte Wörtlichkeit reduzierten Geist, warum auch immer.

    Andererseits, die Inhalte sehr spezifischer Begriffe muss man sich natürlich über längere Zeit aneignen, was nicht einfach ist, wenn damit Erfahrungen verbunden sind, die man im Alltag nicht oft macht, sondern erst nach längerem Training erreichen kann. wo man vom Üben/Praktizieren hin und her gehen muss zum Gebrauch des Wortes, über längere Zeit.
    unorthodox

  14. #74
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    Ergänzend:

    Im konfuzianisch geprägten Lehrsystem, ist das Nachmachen,Auswendiglernen,Kopieren... Anfangs die Premisse.(Lehrer als Autorität)

    In Deutschland ist das mit dem preussischen Lehrsystem vergleichbar das einst in Schulen vorherrschend war.


    Hinterfragen, Analysieren, selbständiges Denken etc. , werden vom Schüler(Todai) Anfangs nicht gefordert und sind oft unerwünscht je nach Lehrer.

    Es gibt aber mittlerweile laoshi(Lehrer) die sich an das westliche Didaktische System angepasst haben.
    Geändert von Huangshan (20-02-2021 um 12:26 Uhr)

  15. #75
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    Ich weiß nicht. Mir ist das alles zu pauschal. Mag sein, daß bestimmte Lehrer eine bestimmte Sprache benötigen, um ihre Inhalte zu vermitteln.

    Ich habe das anders erlebt und meine bisherige Erfahrung ist, daß diejenigen, die die meisten Worte gemacht haben und überbordend spirituelle Begriffe herangezogen haben, mich am wenigsten beeindruckt haben. Allerdings habe ich das bisher nur bei Europäern so erlebt. Da wollen scheinbar einige „chinesischer als die Chinesen“ sein.

    Was mich zu der Frage führt: ist es nicht etwas vermessen und auch einfältig, von einer einheitlichen „chinesischen Art“ von Didaktik zu reden? Diejenigen, die das so sehr betonen, erwecken bei mir nicht den Eindruck, daß es Ihnen um einen inhaltlichen Austausch geht, sondern eher um irgendeine Deutungshoheit und um ihre Selbstwahrnehmung. Diese Art von „Profilneurose“ wiederum halte ich typisch für so einige Praktiker der CMA...

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