Also, die Prinzipien die fürs Schwert gelten, gelten auch für den Waffenlosen Bereich. Wenn mit Waffen nicht geschnitten wird, dann auch nicht ohne.
In anderen Richtungen die ein schneidendes Schwert üben, sind auch die waffenlosen Bewegungen schneidend.
Für mein Verständnis kann man umswitchen, eine Aufwärtsbewegung mit der Hand zum Gesicht kann ein Schlag sein, wenn man sie seitlich am Kopf vorbei weiter führt kann es ein Schneiden werden, man muss dann eben wissen wie man das Schwert dreht, wo die Schneide ist, u.s.w.
Für mich ist die Mechanik da ähnlich, es wird entweder ein Schlag/Stoß draus, oder ein Schneiden/Werfen. Das ist kompliziert und schwer zu erklären, kann man auch besser zeigen.
Mit einem Bokken kann man aus meiner Sicht schneidende Bewegungen machen (sonst würde es beim Iai keinerlei Sinn machen, Anfänger mit einem Bokken und dann mit Metall üben zu lassen). Wie das beim "normalen"- oder Iwama Aikido ist, kann ich nicht sagen.
Wer ist denn "Ihr"? Die Iwama-Leute schneiden nicht, sie benutzen auch keine Metallschwerter, die ganze Systematik beruht auf dem riai zwischen tai-jutsu (Körpertechnik, also waffenlos) und den Holzwaffen, Bokken und Jo, und das hat seinen Sinn.
Da gibt es keine Diskrepanz. Wenn von denen jemand mal ein Metallschwert in die Hand nimmt, dann vielleicht weil er mal Iaido übt, aber das sind doch zwei verschiedene Kampfkünste, mit anderen Intentionen und Prinzipien.
Innerhalb des Systems ist alles im Lack.
Bei uns, in unserem Aikido, da wird mit dem Bokken geschnitten, genauso wie mit dem Metallschwert, da dient das Bokken eindeutig als Schwertersatz, die Idee ist es, zu schneiden, Shomen uchi ist ein Schnitt bis zum Nabel, und kein Schlag auf den Kopf.
Was richtiger ist, weiß ich nicht. Man muss einfach wissen was man tut, und dann im System auch dabei bleiben. Ich weiß dass das vielen nicht klar ist, leider.
Ich denke das ist eine Sache des Standpunktes.
Kendo ist genauso eine Simulation von Kampf mit Katana wie Olympisches Fechten mit Pistolengriff eine Simulation von Kampf mit Rapier/Degen oder Säbel ist.
Es werden aufjedenfall wichtige Grundprinzipien wie Timing, Abstand, Kampfgeist, Finten usw gelehrt. Aufgrund des Alive Trainings wahrscheinlich besser und intensiver als oftmals im reinen Kata-Bujutsu möglich. Aber durch die Spezialisierung auf den Schwertsimulator alleine geht vieles Know How über die Handhabung der echten Waffe verloren bzw. wird nie mehr gelehrt wenn man nicht aus eigeninteresse sich woanders umguckt.
Dies ist unter anderem ein Grund warum der Alljapanische Japanische Kendo Verband dazu bewegt wurde für Kendoka Standart Iaido Formen(Seitei-Iai) zu entwickeln. Und das üben dieser Formen ihren Kendoka empfehlte. Damit Kendoka nicht vollkommen den Umgang mit einem Katana verlernen. Bzw. dazu genötigt werden zumindest die Grundlagen mit einem Katana bzw. Iaito kennenzulernen.
Daher: Ist Kendo noch Schwertkampf? -> Ansichtssache die heiß diskutiert werden kann.
Hat Kendo den Anspruch einen realen Kampf mit Katana zu simulieren? -> Ganz sicher nicht.
Geändert von Nagonomori (19-03-2021 um 00:37 Uhr)
@ Nagomori:
Danke für die ausführliche Erläuterung, die das was ich meinte, viel besser wiedergibt, als ich es hätte formulieren können.
... ist das dann so eine Art "Rückkehr zu den Ursprüngen", die da initiiert werden soll?
Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie man die Schlagmechanik, die im kendô wesentlich ist und das Schneiden, das man für das Schwert braucht, miteinander vereinbaren kann.
Aber ich habe auch mit kendô keinerlei eigene Erfahrung ...
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