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Thema: Selbstgefährdung durch KK/KS-Training?

  1. #46
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    Zitat Zitat von ETARAK Beitrag anzeigen
    @all: Zu den Kriegserfahrungen. Ich würde da mal differenzieren, z.B. zwischen unseren Eltern und Großeltern und z.B. einem Afrikanischen Kindersoldaten. Die Nähe zum Töten ist da doch höchst unterschiedlich und damit auch die Auswirkungen.
    Wenn mein Großvater vom Krieg erzählte, waren das meistens die gleichen Geschichten. Erst als er im hohen Alter realisiert hatte, daß ich nicht mehr der kleine Junge war, der auf seinen Knien saß, kamen die Geschichten wo es ans Eingemachte ging. Die meisten Geschichten vom Töten bezogen sich auf die Anfangszeit des Krieges, weniger vom Ende her. Er sagte, daß er rücksichtslos Leute getötet hat und erst nach Kriegsende die dringend benötigte Menschlichkeit wieder entwickeln mußte. Gegen Ende des Krieges wurden die Soldaten auch immer jünger bzw. beim letztem Aufgebot, dem Volkssturm dann natürlich älter. Aber gerade die jüngeren die eine Sozialisation im Dritten Reich erfahren hatten und einem afrikanischem Kindersoldaten, sehe ich keine großen Unterschiede. Abdrücken ist leichter als man denkt.

  2. #47
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    Zitat Zitat von Willi von der Heide Beitrag anzeigen
    ... und erst nach Kriegsende die dringend benötigte Menschlichkeit wieder entwickeln mußte.
    Falls es nicht etwas zu persönlich ist: Wie hat er das geschafft?

  3. #48
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    Zitat Zitat von Willi von der Heide Beitrag anzeigen
    Aber gerade die jüngeren die eine Sozialisation im Dritten Reich erfahren hatten und einem afrikanischem Kindersoldaten, sehe ich keine großen Unterschiede. Abdrücken ist leichter als man denkt.
    Die Kindersoldaten, mit denen ich Gespräche über Ihre Ausbildung geführt habe, erzählen andere Geschichten als das, was ich über die HJ und den Volkssturm von meinen Eltern/Großeltern gehört habe und was man aus den einschlägigen Fachbüchern dazu kennt. Das ist absolut nicht vergleichbar.

    Die Nazis hatten eine andere Art der Indoktrination, die sehr viel tiefer ging, aber bei weitem nicht so auf Brutalität und Entmenschlichung setzte, wie es bei den Kindersoldaten der Fall ist.

  4. #49
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    Zitat Zitat von egonolsen Beitrag anzeigen
    Falls es nicht etwas zu persönlich ist: Wie hat er das geschafft?
    Tja ...

    Nach der Kriegsgefangenschaft ging es die ersten Jahre darum ersteinmal " längs " zu kommen. Häufige Umzüge bedingt durch Wohnraummangel, Handlangertätigkeiten, bzw. die Arbeit auf dem Hof waren genug Ablenkung. Dann kamen die Wirtschaftswunderjahre und er konnte sich als kleiner Arbeiter ( Tischler ) ein Haus bauen, einen VW-Käfer kaufen und den ersten Italien-Urlaub machen ... vom Krieg wollte man da nichts mehr hören. Erzählt hat er eher lustige und kuriose Geschichten aus der Zeit, auf Nachfragen später dann das Unangenehme.

    So passiert in den frühen 90er Jahre:

    Mein Vater - Cop der alten Schule ( ) - hört aus der unteren Wohnung ein Geräusch. Er bewaffnet sich mit einem Holzpaddel, daß aus seiner Zeit beim BGS stammte. Er geht vorsichtig die Treppe herunter und macht das Licht an. Vor ihm steht Opa und sagt zu seinem Sohn:" Licht aus Herr Hauptfeld, ich habe die beiden vorderen Gräben nochmal inspiziert falls der Iwan kommt ! Die Männer sind auf Posten " ... ich kann mich an Nächte erinnern, wo ich ihn rufen hörte:" Volle Deckung ! " ... ich lag dann längere Zeit wach ...

    Vielleicht waren es die häufigen Gespräche in der Verwandtschaft und der Familie, die wie eine Art Therapiesitzung waren. Ich bin Jahrgang 77 und jeder der in meinem Alter oder älter ist, kennt das vielleicht von großen Familienfeiern, wenn sich die Onkels an einen Tisch setzten, die Schnapsflasche kreiste und - bei mir Onkel Fritz - erzählte wie die Russen nachts auf Socken angeschlichen kamen und einem schlafendem Landser die Kehle durchschnitten ... Das hat mich - ein Kind des kalten Krieges - doch sehr geprägt. Genau wie die Szenerie wenn wir an die innerdeutsche Grenze fuhren und Onkel Heinz ( Hauptsturmführer bei der Waffen-SS ) mit seinem Gehstock rüber zeigte:" Da drüben steht der Russe mit ganzen Divisionen an Panzern und Artillerie. Wenn wir 45 nicht gewesen wären, wären die durchgestoßen bis an die Kanalküste und ganz Europa wäre bolschewistisch geworden. " Damals habe ich das unkritisch geglaubt.

  5. #50
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    @kanken

    Über Kindersoldaten haben wir uns ja schon unterhalten. Es ist immer schwierig Vergleiche anzustellen, da dort immer viele Faktoren mit einfließen. Das hat mit so vielen Sachen zu tuen ... aber das weißt du ja ganz genau und vielleicht sogar besser als ich. Du hast ja den entsprechenden Fachhintergrund ... bei mir ist es die praktische Erfahrung und die immer wieder gleichen Lebensläufe.

    Kurzum in jedem von uns schlummert ein Monster, nur glücklicherweise schafft es die überwiegende Anzahl der Menschen dieses Untier im Zaum zu halten. So halte ich die Japaner für ein friedfertiges Völkchen, als aber Japan in diese Phase des extremen Nationalismus eintrat und ein sehr disziplinertes, aber auch von Gewalt fasziniertes Volk, dann auch noch entsprechend indoktriniert wurde, dann hat man die Ergebnisse des asiatischen Teils des zweiten Weltkrieges.

    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_...saker_in_China

    https://de.wikipedia.org/wiki/Japani...iten_Weltkrieg

    https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Nanking

    Fazit:

    Es gibt nichts wozu Menschen nicht in der Lage wären. Weder im Geiste noch in der Handlung. Homo Hominis Lupus est ... der Mensch ist des Menschen Wolf.
    Geändert von Willi von der Heide (13-03-2021 um 19:05 Uhr)

  6. #51
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    Zitat Zitat von Willi von der Heide Beitrag anzeigen
    Es gibt nichts wozu Menschen nicht in der Lage wären. Weder im Geiste noch in der Handlung. Homo Hominis Lupus est ... der Mensch ist des Menschen Wolf.
    Absolut! (und der Rest ist Material für einen gemeinsamen Tee...)

  7. #52
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    Zitat Zitat von egonolsen Beitrag anzeigen
    Zum Thema Gewalt und "früher war alles besser" empfehle ich immer, "Better Angels of our Nature" von Steven Pinker zu lesen. Das rückt die Verklärung der Vergangenheit mit vielen Zahlenbeispielen gerade.
    Mich hat als damalige Anglistikstudent der Satz von einem Historiker hinsichtlich England des 14. Jahrhunderts (in England selbst eine relativ stabile Zeit) ziemlich beeindruckt: "Gerichtsakten und sonstige Schriften deuten darauf hin, dass nichttödliche Gewaltverbrechen – auch unter den 'gestandenen' Bürgerlichen und Adligen – ungefähr so häufig waren, und auf die gleiche Weise sozial betrachtet und rechtlich geahndet wurden, wie Verkehrsverstöße heutzutage."
    Tai Chi Chuan und Qigong in Neukölln und Treptow, Berlin: cloudhand-taichi.berlin

  8. #53
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    Zitat Zitat von GilesTCC Beitrag anzeigen
    Mich hat als damalige Anglistikstudent der Satz von einem Historiker hinsichtlich England des 14. Jahrhunderts (in England selbst eine relativ stabile Zeit) ziemlich beeindruckt: "Gerichtsakten und sonstige Schriften deuten darauf hin, dass nichttödliche Gewaltverbrechen – auch unter den 'gestandenen' Bürgerlichen und Adligen – ungefähr so häufig waren, und auf die gleiche Weise sozial betrachtet und rechtlich geahndet wurden, wie Verkehrsverstöße heutzutage."
    Schönes Beispiel. Und heute macht man sich über so etwas wie "Mikroaggressionen" Gedanken.

  9. #54
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    Zitat Zitat von Willi von der Heide Beitrag anzeigen
    Tja ...

    Nach der Kriegsgefangenschaft ging es die ersten Jahre darum ersteinmal " längs " zu kommen. Häufige Umzüge bedingt durch Wohnraummangel, Handlangertätigkeiten, bzw. die Arbeit auf dem Hof waren genug Ablenkung. Dann kamen die Wirtschaftswunderjahre und er konnte sich als kleiner Arbeiter ( Tischler ) ein Haus bauen, einen VW-Käfer kaufen und den ersten Italien-Urlaub machen ... vom Krieg wollte man da nichts mehr hören. Erzählt hat er eher lustige und kuriose Geschichten aus der Zeit, auf Nachfragen später dann das Unangenehme.

    So passiert in den frühen 90er Jahre:

    Mein Vater - Cop der alten Schule ( ) - hört aus der unteren Wohnung ein Geräusch. Er bewaffnet sich mit einem Holzpaddel, daß aus seiner Zeit beim BGS stammte. Er geht vorsichtig die Treppe herunter und macht das Licht an. Vor ihm steht Opa und sagt zu seinem Sohn:" Licht aus Herr Hauptfeld, ich habe die beiden vorderen Gräben nochmal inspiziert falls der Iwan kommt ! Die Männer sind auf Posten " ... ich kann mich an Nächte erinnern, wo ich ihn rufen hörte:" Volle Deckung ! " ... ich lag dann längere Zeit wach ...

    Vielleicht waren es die häufigen Gespräche in der Verwandtschaft und der Familie, die wie eine Art Therapiesitzung waren. Ich bin Jahrgang 77 und jeder der in meinem Alter oder älter ist, kennt das vielleicht von großen Familienfeiern, wenn sich die Onkels an einen Tisch setzten, die Schnapsflasche kreiste und - bei mir Onkel Fritz - erzählte wie die Russen nachts auf Socken angeschlichen kamen und einem schlafendem Landser die Kehle durchschnitten ... Das hat mich - ein Kind des kalten Krieges - doch sehr geprägt. Genau wie die Szenerie wenn wir an die innerdeutsche Grenze fuhren und Onkel Heinz ( Hauptsturmführer bei der Waffen-SS ) mit seinem Gehstock rüber zeigte:" Da drüben steht der Russe mit ganzen Divisionen an Panzern und Artillerie. Wenn wir 45 nicht gewesen wären, wären die durchgestoßen bis an die Kanalküste und ganz Europa wäre bolschewistisch geworden. " Damals habe ich das unkritisch geglaubt.
    Danke für deine Antwort.

  10. #55
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    Zitat Zitat von ETARAK Beitrag anzeigen
    Was heute deutlich gewalttätiger ist, ist der Umgang der ganz Lütten untereinander - wo in meiner Kindheit noch gerangelt wurde und es eine gewisse Fairness gab, gibt es dort heute Fäuste und Tritte am Boden. Das hat eine andere Qualität angenommen.
    Wie alt sind denn die "Lütten"?
    In welcher Beziehung stehen die untereinander (im Sinne, kommen die aus der gleichen sozialen Gruppe?)
    Können das Lehrer und Erzieher hier bestätigen?
    Wenn das stimmt, ist das ein Einfluss von MMA mit GnP und so?
    Oder von gewaltverharmlosenden Filmen, wie diesem hier?






    Zitat Zitat von ETARAK Beitrag anzeigen
    @all: Zu den Kriegserfahrungen. Ich würde da mal differenzieren, z.B. zwischen unseren Eltern und Großeltern und z.B. einem Afrikanischen Kindersoldaten. Die Nähe zum Töten ist da doch höchst unterschiedlich und damit auch die Auswirkungen.
    Na zum Glück sind nicht alle Flüchtlinge bzw. wahrscheinlich die wenigsten, ehemalige afrikanische Kindersoldaten.
    Und auch bei den deutschen Kriegsteilnehmern kann man da nochmal differenzieren.
    Durch den totalen Krieg und den Bombenkrieg gegen die Zivilbevölkerung waren ja die meisten mehr oder weniger Kriegsteilnehmer, aber es ist wohl ein Unterschied, ob man als Kind im Feuersturm von Hamburg erlebt hat, wie die eigene Mutter verbrannte oder ob man sich selbst aktiv am Vernichtungskrieg insbesondere im Osten beteiligt war und die eine oder andere Frau vergewaltigte und Gefangene erschossen hat.
    Geändert von Pansapiens (14-03-2021 um 05:15 Uhr)

  11. #56
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    Zitat Zitat von ETARAK Beitrag anzeigen
    Ganz Pauschal alle, die KK oder K-Sport (edit) oder SV (/edit) unterrichten - auch auf die Gefahr hin, dem einen oder anderen Unrecht zu tun - das werden leider nicht viele sein. Wenn das sich als anders darstellt, war das wir natürlich ein Fail, den ich gerne hinnehme.
    Das scheint mir doch eine ziemlich inhomogene Gruppe zu sein und auch der Umgang mit erlebnisorientierten Jugendlichen mit Gewaltpotential unterschiedlich.
    Nicht jeder sortiert die gleich aus.

    Zitat Zitat von ETARAK Beitrag anzeigen
    Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
    Manche entwickeln auch eine andere Ausstrahlung und werden dann eventuell von Leuten, die ein Opfer suchen, gemieden.
    Da kommt es dann darauf an, welche Situation wahrscheinlicher ist.
    Bei den ungefährlichen Part-time, 3rd-Grade "Schlägern" magst Du damit noch durchkommen, wobei dort die bloße Menge entscheidend ist, ab der Du dann trotz "anderer Ausstrahlung" ein geeignetes Ziel darstellst.
    Die wirklich gefährlichen zieht so eine Ausstrahlung fast magisch an.

    Dieser Tipp, als Strategie, ist höchst gefährlich - das funktioniert nicht zuverlässig und ist Seemannsgarn.
    Das war kein "Tipp" sondern zunächst mal eine Behauptung:
    "manche entwickeln eine andere Ausstrahlung"
    kombiniert mit einer Vermutung: "werden dann eventuell von Leuten, die ein Opfer suchen, gemieden."
    Dass ich nicht behaupte, dass das "zuverlässig funktioniert" kann man auch an dem Satz: "Da kommt es dann darauf an, welche Situation wahrscheinlicher ist." ablesen.
    Ich weiß also nicht, was daran "Seemannsgarn" ist.
    Wenn die "wirklich gefährlichen" Fulltime- / Erster Klasse-Schläger von so einer Austrahlung magisch angezogen werden und in nennenswertem Anteil in der Bevölkerung vorkommen, dann müsste man das ja daran bemerken, dass Leute mit einer selbstbewussten Ausstrahlung häufiger Opfer von Gewalttaten werden.

    Zitat Zitat von ETARAK Beitrag anzeigen
    Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
    Ich kenne Lehrer, die die Gefahren und Erfolgsaussichten realistisch aufzeigen.
    Da wird man dann unter Umständen eher Situationen meiden oder wachsamer sein, als man vorher war.
    Die können ihren Schüler also ordentlich Angst machen?
    Die können zumindest mir Angst machen, aber nicht in dem genannten Zusammenhang.
    Wieso muss man Leuten Angst machen, damit die Gefahren realistischer einschätzen?
    Wenn mir einer aufzeigt, warum es besser ist, sich im Straßenverkehr anzuschnallen, dann muss er mir dabei doch keine unangenehmen Gefühle vermitteln und diese vielleicht auch noch mit der Teilnahme am Straßenverkehr verknüpfen?
    Einer der Lehrer ist mit einem Gegenstand, der ein Messer symbolisieren sollte einfach auf mich zugegangen und hat mir demonstriert, dass ich so gut wie keine Chance habe, ihn davon abzuhalten mich damit - wäre es ein richtiges Messer - zu verletzen.
    Das war völlig angstfrei hat mich aber überzeugt, dass ein Messer in der Hand von jemanden, der ein wenig Plan davon hat, sehr sehr gefährlich ist.
    Er hätte das natürlich auch mit einem richtigen Messer machen können und mir das Gefühl vermitteln, dass er es ernst meint, oder vielleicht einen aus der Trainingsgruppe auswürfeln und den dann - als Lehre für die anderen - abstechen.
    Das hätte sicherlich ordentlich Angst gemacht, aber IMO zumindest bei mir nicht nötig.

    Zitat Zitat von ETARAK Beitrag anzeigen
    Was nützt das authentisch, wenn es nicht Demut und Angst vermittelt?
    Wenn ich etwas unterrichte, dann ist das Ziel bei dem anderen Kenntnisse und Fähigkeiten zu steigern, nicht ihm Demut und Angst zu vermitteln.
    Ich bin ja kein katholischer Priester.
    Und ein Lehrer der lustige, eher angstfreie Anekdoten erzählt, in denen er auf die Mappe bekommen hat oder nur mit Glück rausgekommen ist, wird seine Schüler wohl eher weniger zur gefährlichen Selbstüberschätzung verleiten, als jemand, der mit irgendwelchen Heldentaten hausieren geht, oder sich als besonders krasser Typ hinstellt.

    Zitat Zitat von ETARAK Beitrag anzeigen
    Hier laufen ja auch Leute rum, die "Angst" in einer Art und Weise verwenden, dass es als Vorwurf oder Aufzeigen eines Mangels rüberkommt.
    Das werte ich dann eher als Ausdruck mangelnder Reife bzw. Machokultur.
    Den Teil versteh ich nicht.
    Das war ein Insiderbezug auf eine Messerdiskussion, wo das Führen eines Messers als Ausdruck von Angst bewertet wurde.
    Da dachte ich mir "ja und?". Wenn ich ein Messer mitführe, um das gegebenenfalls in einer gewalttätigen Auseinandersetzung einzusetzen, befürchte ich offensichtlich, dass ich in eine gewalttätige Auseinandersetzung geraten könnte, in der ich mit einem Messer eine bessere Chance habe.
    Wenn man diese Befürchtung als "Angst" bezeichnen möchte, meinetwegen, aber wo ist da das Argument?
    Das ist doch nur ein Argument, wenn in "Du hast ja nur Angst" eine negative Bewertung für eine Befürchtung mitschwingt.
    Und daraus schließe ich, dass derjenige, der das als Argument benutzt, sich in einem Umfeld bewegt, in dem das ein Argument ist, weil "Angst" als was negatives gilt.
    So wie eine Gruppe von kleinen Jungs, in denen man mit dem Urteil "Feigling" motiviert werden soll, irgendeine Dummheit zu begehen.

  12. #57
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    Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
    Wie alt sind denn die "Lütten"?
    In welcher Beziehung stehen die untereinander (im Sinne, kommen die aus der gleichen sozialen Gruppe?)
    Können das Lehrer und Erzieher hier bestätigen?
    Wenn das stimmt, ist das ein Einfluss von MMA mit GnP und so?
    Oder von gewaltverharmlosenden Filmen, wie diesem hier?
    Der Film zeigt, wie es in den 70er den Anfang nahm, aber auch wo das Gewaltmaximum und -Qualität damals lag und wie die Organisationsstrukturen (wenn man davon überhaupt sprechen konnte) aussahen. In der Gruppe der unter 14-jährigen flogen in real noch kaum Fäuste - da wurden noch mehr Backpfeifen verteilt. Die "Mutprobe" war damals das vorrangige Thema. Easy Rider legte dann einen ersten Grundstein für einen Wandel von den "Gruppen" zu den "Gangs" (wobei sich das da noch auf "Rocker" unter sich beschränkte). Ende der 70er kam es praktisch über Nacht, befeuert durch Quadrophenia, The Wanderers, The Warriors und anderen zur wirklichen Bildung von Gangs und Strukturen zwischen diesen und in diesen, Konkurrenz, Macht, Standing lösten die Mutproben ab. Die Gewalt eskalierte Schrittweise - aber das betraf zu der Zeit nur die über 14-Jährigen. Die Gangs bildeten sich aus Mitgliedern zwischen 14-30. Anfang der 80er noch ganz kurz romantisch verklärt, entwickelten diese sich teilweise rasend schnell in Richtung Milieu, resp. OK. Gegen Mitte der 80er wurde das zu einem ernsthaften Problem und Polizei und Gerichte griffen ein und durch und säuberten die Stadtteile. Die Gangs lösten sich außerhalb des Milieus fast vollständig auf.

    Mit den Lütten meine ich die unter 12-jährigen (heute, früher kam man deutlich später in die Pubertät). Das auch nur aufgrund von Erzählungen und Nöten von Lehrern bezgl. meiner eigenen Kinder. Da drängt die überall statt findende Verrohrung der Gesellschaft auch zu den Kindern durch. Da dies in Schulen so stattfand, kamen die Kinder sicher aus der gleichen sozialen Gruppe.

    Und mit Sicherheit hat vieles darauf einen Einfluss - das ist nicht wirklich zu leugnen, da war ich mal live dabei.

  13. #58
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    Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
    Das scheint mir doch eine ziemlich inhomogene Gruppe zu sein und auch der Umgang mit erlebnisorientierten Jugendlichen mit Gewaltpotential unterschiedlich.
    Nicht jeder sortiert die gleich aus.
    Haben wir dazu belastbare Zahlen?

    Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
    Das war kein "Tipp" sondern zunächst mal eine Behauptung:
    "manche entwickeln eine andere Ausstrahlung"
    kombiniert mit einer Vermutung: "werden dann eventuell von Leuten, die ein Opfer suchen, gemieden."
    Dass ich nicht behaupte, dass das "zuverlässig funktioniert" kann man auch an dem Satz: "Da kommt es dann darauf an, welche Situation wahrscheinlicher ist." ablesen.
    Ich weiß also nicht, was daran "Seemannsgarn" ist.
    Wenn die "wirklich gefährlichen" Fulltime- / Erster Klasse-Schläger von so einer Austrahlung magisch angezogen werden und in nennenswertem Anteil in der Bevölkerung vorkommen, dann müsste man das ja daran bemerken, dass Leute mit einer selbstbewussten Ausstrahlung häufiger Opfer von Gewalttaten werden.
    Das müssen wir auch mal trennen. Ich würde da trennen wollen, nach Mann und Frau und auch nach vor- und in einer Situation. Und auch danach, was diese "andere Ausstrahlung", neben der Wirkung auf Dritte noch für einen Grund im Austrahlenden selbst hat, resp. wie sich die überhaupt entwickelt.

    Grundsätzlich ist meine Meinung da ja recht simpel - Wahrscheinlichkeiten haben in dem Bereich des Selbstschutzes nicht wirklich etwas verloren. Da ist immer eine Worst-Case Abschätzung vorzunehmen.

    Das o.g. mag von Dir nur eine Behauptung sein, aber wird doch recht allgemein als "Tipp" angesehen, nicht? In einer Worst-Case Betrachtung ist die Annahme einer solchen Wirkung (vor einer Situation, also strategisch) sehr problematisch, wenn diese ein Gefühl der Sicherheit vermittelt (Grund für die Wirkung im Ausstrahlenden selbst). Es ist z.B. schwer vorstellbar, dass man überzeugend sicher auftritt, ohne sich wirklich überzeugt sicher zu fühlen.

    Leider haben wir keine Daten über die Wirkungen (fehlende Studien) - aber wir können die Logik bemühen. Wenn jemand ein Opfer darstellt, wird ein Aggressor zur Zielerfüllen eine Menge X an Energie kalkulieren und investieren. Wenn jemand eine höhere Bedrohung als im Status Opfer darstellt, wird der Aggressor zwangsläufig eine Menge Y > X kalkulieren und investieren - die zu erwartenden Schäden von Y werden X wahrscheinlich übersteigen. Taktisch ist es dagegen somit sogar Vorteilhaft, das Opfer zu spielen, dann aber den Aggressor mit einer nicht erwarteten Gegenwehr zu konfrontieren (in einer Situation). Das hat, neben der physischen- auch eine nicht zu unterschätzende psychische Wirkung - was wiederum bei Übergriffen gegen Frauen wohl sehr effektiv wirken soll. Gehe ich dagegen von einer abschreckenden Wirkung vor einer Situation aus, mag ich dagegen vielleicht die Menge an Situationen verringern, die zu erwartende Stärke der Aggression wird sich aber erhöhen, s.o. Die Unsicherheit einer Person wirkt sich dazu auch noch grundsätzlich vermeidend auf.

    Wir leben aber auch heute in einer relativ friedlichen Zeit - so dass wir uns Fehlschlüsse ganz gut leisten können. Das kommt halt ganz auf die Gegend und Situationen an und ob man sich diesen aussetzt oder ob man die meidet. In einer Worst-Case Betrachtung ist das aber vollkommen egal.

    Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
    Die können zumindest mir Angst machen, aber nicht in dem genannten Zusammenhang.
    Wieso muss man Leuten Angst machen, damit die Gefahren realistischer einschätzen?
    Wenn mir einer aufzeigt, warum es besser ist, sich im Straßenverkehr anzuschnallen, dann muss er mir dabei doch keine unangenehmen Gefühle vermitteln und diese vielleicht auch noch mit der Teilnahme am Straßenverkehr verknüpfen?
    Einer der Lehrer ist mit einem Gegenstand, der ein Messer symbolisieren sollte einfach auf mich zugegangen und hat mir demonstriert, dass ich so gut wie keine Chance habe, ihn davon abzuhalten mich damit - wäre es ein richtiges Messer - zu verletzen.
    Das war völlig angstfrei hat mich aber überzeugt, dass ein Messer in der Hand von jemanden, der ein wenig Plan davon hat, sehr sehr gefährlich ist.
    Er hätte das natürlich auch mit einem richtigen Messer machen können und mir das Gefühl vermitteln, dass er es ernst meint, oder vielleicht einen aus der Trainingsgruppe auswürfeln und den dann - als Lehre für die anderen - abstechen.
    Das hätte sicherlich ordentlich Angst gemacht, aber IMO zumindest bei mir nicht nötig.
    Nun übertreib mal nicht gleich - abstechen ist da nicht zielführend. Was Dein Lehrer da gemacht hat, ist das einzig sinnvolle und schon ein guter Anfang.

    Angst schützt, strategisch. Ich wäre nicht überrascht gewesen, wenn jemand "Nicht Angst, sondern Respekt" eingeworfen hätte - das ist eigentlich der übliche Umgang mit Gefahren, wenn man selber nicht das Gesicht verlieren möchte. Dann versteckt man die Angst in dem Wort Respekt, was einem noch einen Anstrich von Kompetenz gibt.

    Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
    Wenn ich etwas unterrichte, dann ist das Ziel bei dem anderen Kenntnisse und Fähigkeiten zu steigern, nicht ihm Demut und Angst zu vermitteln.
    Ich bin ja kein katholischer Priester.
    Und ein Lehrer der lustige, eher angstfreie Anekdoten erzählt, in denen er auf die Mappe bekommen hat oder nur mit Glück rausgekommen ist, wird seine Schüler wohl eher weniger zur gefährlichen Selbstüberschätzung verleiten, als jemand, der mit irgendwelchen Heldentaten hausieren geht, oder sich als besonders krasser Typ hinstellt.
    Wenn Du Sport unterrichtest, dann unterrichte genau Sport - die Demut und Angst gehört zur Abgrenzung von Sport, PE und KK gegenüber der SV.

  14. #59
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    Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
    Wie alt sind denn die "Lütten"?
    In welcher Beziehung stehen die untereinander (im Sinne, kommen die aus der gleichen sozialen Gruppe?)
    Können das Lehrer und Erzieher hier bestätigen?
    Wenn das stimmt, ist das ein Einfluss von MMA mit GnP und so?
    Oder von gewaltverharmlosenden Filmen, wie diesem hier?








    Na zum Glück sind nicht alle Flüchtlinge bzw. wahrscheinlich die wenigsten, ehemalige afrikanische Kindersoldaten.
    Und auch bei den deutschen Kriegsteilnehmern kann man da nochmal differenzieren.
    Durch den totalen Krieg und den Bombenkrieg gegen die Zivilbevölkerung waren ja die meisten mehr oder weniger Kriegsteilnehmer, aber es ist wohl ein Unterschied, ob man als Kind im Feuersturm von Hamburg erlebt hat, wie die eigene Mutter verbrannte oder ob man sich selbst aktiv am Vernichtungskrieg insbesondere im Osten beteiligt war und die eine oder andere Frau vergewaltigte und Gefangene erschossen hat.
    Keine Ahnung was "lütten" sein sollen?!

    Meiner Erfahrung nach, sind Kinder/Jugendliche oft gewaltsamer wenn sie erstens Gewalt selber erfahren. Und zweitens eher wenn sie aus Sozial schwachen räumen kommen. Das hat dann viele Faktoren die dort mit einspielen: Ungerechtigkeiten die man erfahren kann zum Beispiel durch Rassismuss. Eine haltung die sich dann oft in einem nicht zugehörigkeits gefühl äußern oder eine Einstellung jetzt erst recht dagegen zu sein, führen kann. Wo gegen ist dann auch eine Frage der Erlebnisse. Viele aus solchen Schichten, lernen nicht angemessen mit ihren Gefühlen umzugehen. Was dazu führt, dass sie nicht wissen wie mit Wut, trauer etc. umzugehen ist.

    Meiner Erfahrung nach, sind eher nicht die Kinder/Jugendlichen gewaltbereiter, wenn sie Kampfsport aussüben. Die "Typischen" schläger haben vielleicht mal 1,2 Jahre geboxt oder ähnliches aber haben oft ja garnicht die Ausdauer sich mit sowas zu beschäftigen oder haben auch dort Schwierigkeiten sich mit Regeln etc. ausseinander zu setzen. In meinem Umfeld waren die Kinder, die Jahre lang sich mit Kampfkunst beschäftigt haben viel gefestigter in ihrem Leben und waren seltener gewaltbereit. Was natürlich in solchen Vierteln nicht heißt, dass man sich auch mal durchsetzen muss.

    Wie gesagt, solche Sachen sind sehr Komplex und nicht so einfach durch Filme, Spiele oder Kampfsport zu erklären.

    Zu Kindern im allgemeinen: Kräfte messen ist ein natürlicher Prozess, sollte aber Kontrolliert geschehen und gelernt sein.

  15. #60
    Gast Gast

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    Zitat Zitat von Hasso Beitrag anzeigen
    Ein ursprüngliches Nomaden- und Räubervolk aus der Steppe, welches nach größerer Landerwerbung sich eben nicht zu einem klassischen Agrarstaat entwickelt hat, sondern seine räuberischen Charakterzüge bis zum Ende des 1.Weltkrieges beibehalten hat. Du machst meiner Meinung nach einen großen Fehler wenn du solche Art von Menschen mit z.B. Nachkommen eines klassischen Agrarvolkes vergleichst, wo der Ackerbau und die Viehzucht bereits in der Steinzeit bekannt waren. Da treffen einfach verschiedene Charaktere aufeinander, aufgrund verschiedener Evolution.
    Und du glaubst, in dem Gebiet in dem wir heute leben, lebte seit der Steinzeit also ein friedliches Bauernvolk (so wie die Hobbits vielleicht), dass keine Kriege und keine Sklaverei kannte? Wo hast du denn deine Geschichtskenntnisse her?
    Geändert von Gast (15-03-2021 um 10:37 Uhr)

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