Tja ...
Nach der Kriegsgefangenschaft ging es die ersten Jahre darum ersteinmal " längs " zu kommen. Häufige Umzüge bedingt durch Wohnraummangel, Handlangertätigkeiten, bzw. die Arbeit auf dem Hof waren genug Ablenkung. Dann kamen die Wirtschaftswunderjahre und er konnte sich als kleiner Arbeiter ( Tischler ) ein Haus bauen, einen VW-Käfer kaufen und den ersten Italien-Urlaub machen ... vom Krieg wollte man da nichts mehr hören. Erzählt hat er eher lustige und kuriose Geschichten aus der Zeit, auf Nachfragen später dann das Unangenehme.
So passiert in den frühen 90er Jahre:
Mein Vater - Cop der alten Schule (
) - hört aus der unteren Wohnung ein Geräusch. Er bewaffnet sich mit einem Holzpaddel, daß aus seiner Zeit beim BGS stammte. Er geht vorsichtig die Treppe herunter und macht das Licht an. Vor ihm steht Opa und sagt zu seinem Sohn:" Licht aus Herr Hauptfeld, ich habe die beiden vorderen Gräben nochmal inspiziert falls der Iwan kommt ! Die Männer sind auf Posten " ... ich kann mich an Nächte erinnern, wo ich ihn rufen hörte:" Volle Deckung ! " ... ich lag dann längere Zeit wach ...
Vielleicht waren es die häufigen Gespräche in der Verwandtschaft und der Familie, die wie eine Art Therapiesitzung waren. Ich bin Jahrgang 77 und jeder der in meinem Alter oder älter ist, kennt das vielleicht von großen Familienfeiern, wenn sich die Onkels an einen Tisch setzten, die Schnapsflasche kreiste und - bei mir Onkel Fritz - erzählte wie die Russen nachts auf Socken angeschlichen kamen und einem schlafendem Landser die Kehle durchschnitten ... Das hat mich - ein Kind des kalten Krieges - doch sehr geprägt. Genau wie die Szenerie wenn wir an die innerdeutsche Grenze fuhren und Onkel Heinz ( Hauptsturmführer bei der Waffen-SS ) mit seinem Gehstock rüber zeigte:" Da drüben steht der Russe mit ganzen Divisionen an Panzern und Artillerie. Wenn wir 45 nicht gewesen wären, wären die durchgestoßen bis an die Kanalküste und ganz Europa wäre bolschewistisch geworden. " Damals habe ich das unkritisch geglaubt.