[QUOTE=Heping;3790846]Mal eine sachliche Zwischenfrage: Ist für euch Tudi und Dizi das Gleiche? Falls nicht, was ist der Unterschied?
PS: Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich Popcorn gekauft...[
https://baijiahao.baidu.com/s?id=163...=spider&for=pc
Auf die schnelle mal den Link gefunden , dizi 弟子 ist wohl etwas genauer
Geändert von Nassem (28-03-2021 um 16:15 Uhr)
Sind mir noch nicht untergekommen.
Wie oben geschrieben, bekommt man individuell Input, je nach Engagement, Trainingsstand, usw.
Wenn jemand also nicht gewissenhaft an seinen Basics arbeitet und sich nicht weiterentwickelt, kommt natürlich auch nichts.
Ein System, das sich damit brüstet, den ehrlich Trainierenden irgendein ominöses Geheimwissen vorzuenthalten, würde ich von vornherein ablehnen. Das klingt in meinen Ohren zu sehr nach Bauernfang.
Zum Thema Unterricht und „Linie“: mein Lehrer hat mich damals motiviert, eine Trainingsgruppe zu starten und hat seinen Lehrer informiert, der das dann „abgenickt“ hat. Also völlig informell und ohne Tamtam.
Geändert von kloeffler (28-03-2021 um 18:17 Uhr) Grund: Nachtrag
Ich kenn das auch eher so, dass die Verantwortlichen leugnen, dass es inneres Wissen gäbe und das eher von Schülern als Erklärung für den Skillunterschied zwischen sich und dem "Meister" herangezogen wird.
Oder dass eben andere damit werben, das öffentlich zu machen, was andere nicht unterrichten.
Allerdings hat mir jemand auch gesagt, dass einem ein chinesicher Lehrer nie alles gibt, sondern immer Stück für Stück.
Dagegen scheint mir die Einstellung von Wang Wang Xiangzhai fast naiv:
Denn wenn es zu einer wirklichen Weitergabe von Handwerk und Wissenschaft kommt, dann habe ich in diesem Vorgang trotzdem alles positive erfahren auch wenn ich nicht die Stellung eines Lehrers vereinnahme. Denn wer würde so jemanden denn nicht aus einem Tugendgefühl und Gerechtigkeitssinn heraus als Lehrer behandeln?
Ich fürchte, es wird Leute geben, bei denen sich dieser Gerechtigkeitssinn und die Dankbarkeit in Grenzen hält.
Hier spricht er einen Aspekt an, über den ich auch schon nachgedacht habe:
Hat man aber ihren Sinn verstanden, so kommt man auch durch Lebenslange Praxis nicht an ihr Ende. Wo macht es da noch Sinn etwas zu verheimlichen?
[...]
Deswegen habe ich es im Kampfkunstunterricht immer so gehalten, dass ich nie jemanden abgewiesen habe. Wer immer auch kommt und dieselbe Leidenschaft teilt, den unterrichte ich. Und wenn ich unterrichte, dann unterrichte ich auch mit vollem Einsatz. Wer fragt, dem erkläre ich und ich bemühe mich alles zu erklären. Ich fürchte eher schon fast panisch, dass es jemand nicht begreifen könnte, oder dass es nicht weitergegeben werden könnte.
Wenn einer Eifersüchtig auf seinem Wissensschatz sitzt, dann ist der eventuell nicht so umfangreich und er meint, der wäre schnell erschöpft.
Hier wird ja teilweise ein KK-Studium mit einer universitären Ausbildung verglichen.
Da gibt es ja solche, die jeder (mit Hochschulreife) aufnehmen kann, aber nicht jeder beendet.
Das Wissen beschützt sich quasi selbst und man muss sich anstrengen, das zu vermitteln und ist dann froh, wenn es einer versteht.
Wenn ich mich recht - aus einem Buch - erinnere, hat er auch mal versucht die Herkunft z.B. seines Taijiquan zu ergründen?
Ich weiß nicht, ob das was spezifisch chinesisches ist. In meinen Augen, ist das einer sinnvollen Didaktik geschuldet. Ich kann nur stückweise die Lehrinhalte „verdauen“ und da in einem gut organisiertem System, die Lernstufen aufeinander aufbauen, wäre es sinnlos, jemanden gleich mit allen Informationen zu füttern. Das würde jede Entwicklung schlicht unmöglich machen.
Zudem geht es ja nicht um intellektuelles Lernen, da brauchen bestimmte körperliche Entwicklungen auch eine gewisse Zeit, um dann weiter auf diesen aufbauen zu können.
Seh ich so.
stück für Stück etwas zu vermitteln , entsprechend dem bisherigen Fundament und Verständnis ,ist nicht das Selbe ,wie etwas zu verheimlichen.
Es werden halt nur die Fragen beantwortet die gestellt werden , das kann auch nonverbal sein.
Die verstehen sehr wenig , die nur das verstehen , was sich erklären lässt. ( Marie v. Ebner-Eschenbach)
Wang Xiangzhai hatte sich im Alter tatsächlich ziemlich enttäuscht vom Unterrichten zurückgezogen und im Prinzip nicht mehr über KK gesprochen. Ist natürlich aus der Distanz schwierig das irgendwie zu beschreiben was da vorging, aber dass er mit der ganzen Entwicklung nicht sehr glücklich war und sich lieber mit Künstlerfreunden und Kalligraphen getroffen hat, weil er mit denen mehr auf einer Wellenlänge war, wird wohl schon so gewesen sein.
Bin nicht Heping, aber vielleicht trotzdem okay:
Meines Wissens nach:
- Natürlich wird CXW als Linienhalter in seiner Linie anerkannt, wieso auch nicht?
- Meinst du bei der Ernennung von Tudi in seiner Linie, oder in anderen Linien? (In anderen Linien hat er natürlich nichts zu sagen, zumindest nicht offiziell.)
Im Chen-Clan (und vielleicht anderen Clan-Kampfkünsten auch) wird noch zwischen Familiengenealogien (Jiapu) und Boxgenealogien (Quanpu) unterschieden. Allerdings ist das beim Chen-Taijiquan ein ziemliches komplexes Gebilde. Weiter zurück in die Vergangenheit sind ja deutlich weniger Namen bekannt, d. h. der Überlieferungsbaum faltet sich in die Gegenwart hinein auf. Die Frage ist dann immer, was man mit Linie meint - die Zugehörigkeit zu einem Familienzweig, oder eine Lehrlinie? Oft wird ja nur Chen Wangting als "Begründer" genannt, und nicht seine beiden Brüder. Aber es gab auch davor schon Abzweigungen, zumindest in der Boxlinie (obwohl es ja da eigentlich noch gar kein Chen-Taijiquan gab, wenn CWT der Begründer war). Die Linien des heute sogenannten Großen Rahmen fallen zum Beispiel nicht in die Nachkommenlinie von CWT (9. Generation) und seiner beiden Brüder, sondern gehen auf eine Abzweigung in der 6. Generation zurück.
Ob das alles so stimmt? Keine Ahnung, vor allem für die frühere Zeit bin ich da skeptisch.
Ja, das kann gut sein. Ich bin hauptsächlich im Norden und vor allem in Henan gewesen. Hatte Dizi so selten gehört, dass ich schon fast vergessen hatte, dass es auch noch dieses Wort gibt
Nachtrag:
Du hast es ja genau anders herum gemeint lol
Aber das hatte bei uns z.B. nie so eine große Rolle gespielt. Wir hatten wie gesagt zwar eine Baishi Zeremonie, aber kein Zertifikat, Baishitie oder so was. Wir sagten zu unserem Lehrer auch immer Laoshi, egal ob man "drinnen" oder "draussen" war. Nur wenn man über seinen Lehrer redete, sagte man, XY ist mein Shifu, oder wenn der Lehrer einen seiner Schüler jemandem vorgestellt hatte, dann sagte er, das ist mein Tudi.... Aber Dizi hatte ich tatsächlich kaum gehört
Geändert von gast (28-03-2021 um 19:37 Uhr)
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