Zitat von
carstenm
In meinen biographischen Kontexten waren wichtige Kategorien die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit, das, was wir in unserer neig gong Schule als "cultivation" bezeichnen. Genauso die Unterstützung anderer bei der Entwicklung ihrer eigenen Persönlichkeit. Ein Bezug zu Kategorien wie Sinn, Transzendenz, Glück (im Sinne einer befreienden Erfahrung von Eins-Sein), ... solche Dinge halt ...
Das bedeutet auch, gerade auf das zuzugehen, was man eigentlich meiden möchte. Abneigungen, Ängste, Widerstände, ... genau da hineinzugehen.
Ein für mich ganz wesentlicher Aspekt beim Üben von aikidô war in den ersten gut zehn Jahren schlicht und einfach das Überwinden von Angst. Jeder freie Fall: Angst. (weil psychologischer Stellvertreter für Existenz/Todesangst bei mir + körperliches Unvermögen, viel aua) Jeder Angriff mit einem bokutô: Angst. (weil oft Treffer und aua)
Es war zudem eine kontinuierliche Arbeit an meinen körperlichen Unzulänglichkeiten. Dinge, von denen ich geglaubt habe, sie wären tatsächlich fixe Limitationen.
Ich bin durch die Angst hindurch gegangen. Und mein Körper hat sich in einer bestimmten Weise transformiert. Und ich habe die Kompetenz erlangt, im Kontext des Trainings selbstwirksam zu agieren. Meine Persönlichkeit und mein Bewegungsapparat haben sich transformiert.
Und das in einer der traditionellen Dikdaktik entsprechenden Weise. D.h. die dort implizit benannten Lernziele wurden erreicht. Und zwar ziemlich genau in der vorgesehenen Zeit. Hüther hin, Hüther her ... das Konzept der Alten ist preciesgoed aufgegangen. Ich hätte im Referendariat meien Lernziele nicht besser definieren können.
Dieser Mechanismus funktioniert auch sonst in meinem Leben. Die Hinwendung zu dem, was gerade nicht Spaß vermittelt, sondern Wachstum verspricht, ist für mich persönlich immer ein sehr hilfreicher Wegweiser gewesen. Und ich habe keine der enstprechenden Entscheidungen je bereut.
Diese Kultivierung, die Arbeit an Wachstum und Entwicklung, das meine ich mit "Arbeit". Nicht Erwerbstarbeit, nicht Pflicht, sondern die Arbeit an mir selbst, die Kultivierung meines "wahrend Selbst" ... derlei Dinge ...