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Thema: mediocra moralia

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  1. #1
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    Standard mediocra moralia

    Moin,
    das hier soll so eine Ist-Stand-Erhebung und Anstoß zum Rumphilosophieren sein und zwar über ein Paar in der (KK)Welt verbreitete Annahmen, die ich zwar sympathisch finde, die mir aber mittlerweile so oft in Erzählungen begegnet sind und so wenig im echten Leben, dass es mir mittlerweile dünkt, es würde sich eher um Bias'e und urban legends handeln.
    So auf Anhieb werfe ich mal zwei Aussagen in den Ring:

    Der Kampf gegen sich selbst ist der schwerste Kampf.

    und

    Die Veteranen schweigen über ihre Erlebnisse, bzw. prahlen nicht damit.

    Beides oft gehört.
    Beides kommt mir mittlerweile als zweite Reifestufe vor, in der die Leute hängen bleiben.
    Also Stufe 1: ich kämpfe, gewinne und prahle (nutze den Gewinn um meinen Status zu festigen).
    Stufe 2: ich bin erfahren genug, habe einen festen Status und muss nicht mehr prahlen (oder gar kämpfen).
    Bei der Stufe 2 könnte es sich allerdings um eine Einbildung handeln - man ist gar nicht so reif, sondern gibt es nur vor, um seinen Status weiter zu festigen - also sieht her, ich bin so erfahren und so bad ass, dass ich damit nicht mehr prahlen muss, ist das goil oder was?
    Klar gibt es Leute, die die echte Stufe 2 erreicht haben, aber die die mir begegnet sind, kann ich an einer Hand abzählen. Warum begegnen also einem solche Annahmen so oft, wo doch die Menschen, die diese Annahmen mit eigenem Auftreten bestätigen so selten sind - bin ich in falschen Kreisen unterwegs und es gibt viel mehr davon? Oder ist es bloß Wunschdenken, weil die dort erwähnte Reife irgendwie auf einen selbst "abfärben" soll?

    Und wie viel ist an den Aussagen selbst sinnvoll? Wenn jemand den Krieg erlebt hat und davon mit viel schwarzem Humor erzählt oder vielleicht damit prahlt - ist er dann ein schlechter Veteran? Ein schlechter Krieger? Ein schlechter Mensch? Welche Qualitäten müsste man demjenigen absprechen? Muss das immer der Dark Knight sein, der leise im eigenen Saft kocht?
    Und wie sähe die Stufe 3 aus?

    Und was ist an diesem Kampf gegen sich selbst (um dem Kampf aus dem Weg zu gehen)?
    Ich habe ja in dem anderen Thread schon die Vermutung geäußert, dass es ein neues Phänomen ist und aus einem "Überfluss" an Zivilisation entstand - früher hat sich die Frage schlicht nicht gestellt (Taktisches Vermeiden, weil man verlieren würde, ausgeschlossen).

    Ich selbst mag Zivilisation und Friedfertigkeit, finde die Gedanken irgendwie sympatisch, habe aber die Befürchtung, dass sie bloß oft geäußertes Wunschdenken sind, oder sowas wie moralischer Stuck.


    Nuja,
    wie sind eure Gedanken und Erfahrungen dazu? Und es wäre cool, wenn ihr die Erfahrungen und Meinungen deutlich kennzeichnen könntet.

    P.S.: der Titel ist eine Anspielung auf Minima Moralia (zig mal versucht zu lesen, jedes mal für zu kompliziert formuliert befunden), welches wiederum eine Anspielung auf Magna Moralia war (nicht gelesen). Da ich kein Latinum hatte, habe ich Google bemüht, festgestellt, dass die Übersetzung nicht ganz zu den ersten beiden passt, das Ergebnis aber als noch treffender empfunden (die Moral des Durchschnitts, statt durchschnittliche Moral)
    Geändert von Lugasch (17-04-2021 um 12:27 Uhr)

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