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Thema: mediocra moralia

  1. #16
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    2) Veteranen:
    Es gab Veteranen, von denen habe ich sehr spät erfahren, dass sie welche waren.
    Es gab welche, die am 9.Mai zu uns in die Schule kamen und Geschichten aus dem Krieg erzählt haben und wir haben denen Blumen geschenkt und patriotische Gedichte erzählt. Eines Tages waren wir dabei sehr unmotiviert, der Schule war es ziemlich peinlich und der Grund für die Unmotiviertheit war die herrschende Meinung, dass die die erzählen bloß Labertaschen sind und im Krieg die Zeit weit hinten verbracht haben.Wir haben also jemanden respektlos behandelt und als Lügner abgestempelt, alleine aufgrund von "Echte Veteranen reden nicht."

    Dann hatte ich die Begegnung mit einem, der in Tschetschenien war (eine der letzten Wellen) - der hat nicht gerne drüber gesprochen, allerdings nicht wegen besonders traumatischen Erlebnissen, sondern wegen der horrenden Sinnlosigkeit.

    Mein BW-Ausbilder war ehemaliger UČKler und hat gerne geprahlt, hatte aber auch bissl was drauf.

    Und das prägendste Ereignis hatte mit einem Veteranen zu tun, mit dem ich ca. 1,5 Jahre in der gleichen Einrichtung gelebt habe. Der war ca. 5 Jahre älter als ich, hatte sich mit 18 freiwillig für Tschetschenien gemeldet und kam ein Jahr später als Zitterer nach hause. Ich habe ihn ca. ein Jahr danach kennengelernt. Er hat sehr oft und sehr viel erzählt, mit sehr viel schwarzem Humor und es waren keine Heldentaten dabei. Im Grunde haben sie versucht einfach zu überleben, eine möglichst friedliche Koexistenz mit den Einheimischen zu führen (soweit die Umstände das zuließen) und alle Drogen zu konsumieren, die sie in die Hände gekriegt haben. Der letzte Punkt hat sich aber öfters nicht gut mit den ersten beiden vertragen. Alles sehr plastisch und realistisch erzählt. Ich denke, dass er mit seinen Geschichten sehr viele von uns erleuchtet und mehr für den Frieden getan, als...mur fällt kein guter Vergleich ein.
    Etwas trocken wurde er, als wir ihn auf die Kills ansprachen - da hieß es nur: "Wahrscheinlich 4, ist aber nicht sicher. Sie waren weit weg, ich habe geschossen, sie sind umgefallen. Wie gut und ob ich getroffen habe, konnte ich durch die Optik nicht erkennen."
    Weiter haben wir nicht gefragt.
    Jedenfalls war dieser eine ganz sicher ein Veteran, ein ziemlich vernünftiger Typ und das völlige Gegenteil von "Ein Veteran redet nicht."
    Geändert von Lugasch (17-04-2021 um 21:39 Uhr)

  2. #17
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    Ob du das nun Kampf, oder Krieg oder einfach nur Spannung in Einem nennst, ist doch egal irgendwie.
    Ändert doch nichts an dem inneren Ungleichgewicht , ungelöste , verdrängte Themen , die dann unbewusst auf und in das Äussere projeziert werden . Sich als Schuldzuweisung , Opfer\Täter-Differenzierungen , Angriff-und Verteidigungsmuster , usw. Darstellen.
    Der Kampf in Einem ist dann zum Teil der Kampf mit sich selbst ,,Dinge wieder herzugeben , aber auch zuzulassen , auch wenn sie momentan als Verlust oder Bedrohung des Ichs betrachtet werden ......v.a beim Thema Hergeben , Aufgeben , Lösen...
    Der Kampf besteht eben darin ...Veränderung , zuzulassen ........... Denn auch die Psyche unterliegt einer gewissen Trägheit , nicht nur Materie. Xd

    Was man da für einen Begriff wählt ist doch egal ,..oder ? Der Motor ansich existiert auch ohne die Begrifflichkeiten
    Die verstehen sehr wenig , die nur das verstehen , was sich erklären lässt. ( Marie v. Ebner-Eschenbach)

  3. #18
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    Zitat Zitat von Lugasch Beitrag anzeigen
    So, nu zu meinen eigenen Beispielen:
    1) Innerer Kampf:
    Habe einen größeren hinter mir, Größenordnung - 10 Jahre, tiefer will ich nicht einsteigen, da zu persönlich.
    Soll ja nur verdeutlichen, dass ich hier nicht komplett ahnungslos bin.
    Für mich ist hier der Begriff Kampf falsch gesetzt, weil das mit Kämpfen wenig bis nichts zu tun hatte [...] Deshalb halte ich den Spruch mit dem inneren Kampf für falsch - weil entweder "Kampf" oder "innen" falsch benutzt werden.
    Aha, Du hast irgendwas erlebt, das Du nicht näher beschreiben möchtest, das mit Kämpfen wenig bis nichts zu tun hatte, und das Du als Beispiel für "inneren Kampf" anführst...
    Was soll das nun verdeutlichen?
    Woher sollen wir wissen, ob das, wovon Du ja nicht reden willst, wirklich ein "Kampf gegen Dich selbst", denn darum soll es ja gehen, war?
    Bei Kampf gegen sich selbst, stelle ich mir vor, das Rauchen abzugewöhnen, kalter Heroinentzug, ein Keuschheitsgelübde in jungen Jahren, oder eben etwas irgendwas gegen starke innere Widerstände.
    Das stelle ich mir sehr schwer vor.
    Ich kann mich ja nicht einfach erschießen.
    Also, kann ich schon, aber ob ich dann gewonnen hab, ist fraglich.

  4. #19
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    Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
    Aha, Du hast irgendwas erlebt, das Du nicht näher beschreiben möchtest, das mit Kämpfen wenig bis nichts zu tun hatte, und das Du als Beispiel für "inneren Kampf" anführst...
    Was soll das nun verdeutlichen?
    Woher sollen wir wissen, ob das, wovon Du ja nicht reden willst, wirklich ein "Kampf gegen Dich selbst", denn darum soll es ja gehen, war?
    Bei Kampf gegen sich selbst, stelle ich mir vor, das Rauchen abzugewöhnen, kalter Heroinentzug, ein Keuschheitsgelübde in jungen Jahren, oder eben etwas irgendwas gegen starke innere Widerstände.
    Das stelle ich mir sehr schwer vor.
    Ich kann mich ja nicht einfach erschießen.
    Also, kann ich schon, aber ob ich dann gewonnen hab, ist fraglich.
    Ihr sollt ja auch nicht mich analysieren, sondern im Grunde nur sagen, ob "Der schwierigste Kampf, den man führt, der gegen sich selbst ist" mit eurer Erfahrung übereinstimmt.

    Und ja, soweit ich das beurteilen kann, war mein 10jähriges "Erlebnis" das, was man klassischerweise unter "innerer Kampf" packen würde und ich habe im Beispiel auch die Gründe genannt, warum ich den Satz für falsch halte

  5. #20
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    Zitat Zitat von Lugasch Beitrag anzeigen
    2) Veteranen:
    Es gab Veteranen, von denen habe ich sehr spät erfahren, dass sie welche waren.
    Es gab welche, die am 9.Mai zu uns in die Schule kamen und Geschichten aus dem Krieg erzählt haben und wir haben denen Blumen geschenkt und patriotische Gedichte erzählt.
    War das in Deutschland?
    Oder eher in einem Land, dass den Krieg gegen Deutschland gewonnen hat?
    Ich kann mir schwer vorstellen, dass in einer deutschen Schule am 9. Mai patriotische Gedichte erzählt wurden.
    Zumindest nicht in der BRD.

    Zitat Zitat von Lugasch Beitrag anzeigen
    Eines Tages waren wir dabei sehr unmotiviert, der Schule war es ziemlich peinlich und der Grund für die Unmotiviertheit war die herrschende Meinung, dass die die erzählen bloß Labertaschen sind und im Krieg die Zeit weit hinten verbracht haben.Wir haben also jemanden respektlos behandelt und als Lügner abgestempelt, alleine aufgrund von "Echte Veteranen reden nicht."
    Diese allgemeine Regel kenne ich so nicht.
    Warum man im Nachkriegsdeutschland eher nicht offen von manchen Kriegserlebnissen gesprochen hat, oder damit geprahlt, liegt auf der Hand.
    Hab aber keinen Grund anzunehmen, dass jeder der davon spricht, ein Lügner sei.
    Es gibt doch jede Menge Dokus mit Zeitzeugenberichten, die ich für authentisch halte und zeigen, dass da ganz normale
    Leute - mit unterschiedlichen Persönlichkeiten - in für unsereins schwer nachzuvollziehenden Situationen waren.
    Mit "Prahlen" hat das aber IMO weniger zu tun

    Geändert von Pansapiens (17-04-2021 um 22:24 Uhr)

  6. #21
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    Zitat Zitat von Lugasch Beitrag anzeigen
    Ihr sollt ja auch nicht mich analysieren, sondern im Grunde nur sagen, ob "Der schwierigste Kampf, den man führt, der gegen sich selbst ist" mit eurer Erfahrung übereinstimmt.
    ja

  7. #22
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    Zitat Zitat von Lugasch Beitrag anzeigen
    sondern im Grunde nur sagen, ob "Der schwierigste Kampf, den man führt, der gegen sich selbst ist" mit eurer Erfahrung übereinstimmt.
    Also von meiner Seite ein definitives Jaaaaa. Xd

    Aber ev. unterscheidet sich unsere Sicht beim Thema "Kampf"
    Kampf ist für mich nicht nur ,negativ besetzt . Manche Dinge wollen umkämpft werden , im Sinne von ,ich bringe mich eine , ich wende Energie dafür auf ....ähnlich dem Wasser kochen. Um als Resultat etwas zu erhalten , was eine andere Qualität bekommen hat , oder beim Wasser , sein Aggregatzustand verändert hat .

    Andere Dinge werden einfach nur " bekämpft" ,
    Und wieder andere erkämpft , aber mit hohen Aufwand , was einem Erkrampfen gleicht ....und selten Zielführend ist.
    Kampf beinhaltet alles davon , für mich.
    Die verstehen sehr wenig , die nur das verstehen , was sich erklären lässt. ( Marie v. Ebner-Eschenbach)

  8. #23
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    Zitat Zitat von Pansapiens Beitrag anzeigen
    War das in Deutschland?
    Oder eher in einem Land, dass den Krieg gegen Deutschland gewonnen hat?
    Ich kann mir schwer vorstellen, dass in einer deutschen Schule am 9. Mai patriotische Gedichte erzählt wurden.
    Zumindest nicht in der BRD.
    War die Sowjetunion.
    Danke für den Einwurf mit Nachkriegsdeutschland - ich habe bei meinen Überlegungen nicht berücksichtigt, dass man als Veteran auf der "ganz falschen Seite der Geschichte" stehen kann. Das ist natürlich ein wichtiger Zusatzpunkt fürs Nichtreden.

  9. #24
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    Zitat Zitat von Lugasch Beitrag anzeigen
    ob "Der schwierigste Kampf, den man führt, der gegen sich selbst ist" mit eurer Erfahrung übereinstimmt.
    Ja und Nein und Ja.

    "Kampf" beschreibt die Situation (lang oder kurz) in der sich zwei Ziele gegenüberstehen und zwei Parteien versuchen jeweils ihres aktiv durchzusetzen. Das kann in einer bewaffneten Auseinandersetzung sein, sich aber auch schlicht im Service-Center im Media-Markt manifestieren.

    Oder es ist die Auseinandersetzung gegen sich selbst. Etwas schräg, aber in dem Fall steht man sich selbst gegenüber. Bewusstsein, gegen Un-/Unterbewusstsein. Man selbst vs. sein Ego, aber auch seine Ängste usw.

    Ja - der schwierigste, weil er ständig unterschwellig vorhanden ist, mit seinen Folgen immer wirkt, aber lange oder nie (be)greifbar ist oder immer unbegreifbar bleibt. Den Kampf selbst wahrzunehmen gelingt vielleicht irgendwann, was aber nicht selbstverständlich ist - worum es dabei aber konkret dann geht, ist wiederum schwer bis unmöglich zu (be)greifen. Das wird vereinfacht dann meist mit: sich dem Kampf, sich selbst, stellen; beschrieben. Das ist in der Konstellation (ich vs ich) halt schwierig. Der Kampf wird ständig und gerne vertagt oder komplett verdrängt.

    Der Teil ist der "blutigste" bei dem man sich am meisten eben selbst verletzt. Lange durch Vermeidung.

    Und nein - nicht der schwierigste, da, als er erstmal begann, sprich: begriffen war; sich recht unblutig zeigte. Ich hatte noch nie einen so einfach zu manipulierenden Gegner vor mir, wie mich selbst.

    Und dennoch ja,...sobald der eine Kampf gewonnen, der nächste schon beginnt.

    Sie werden im Alter aber weniger und wenn man Glück hat auch irgendwann mit Lust gefochten.

  10. #25
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    Zitat Zitat von ETARAK Beitrag anzeigen
    Oder es ist die Auseinandersetzung gegen sich selbst. Etwas schräg, aber in dem Fall steht man sich selbst gegenüber. Bewusstsein, gegen Un-/Unterbewusstsein. Man selbst vs. sein Ego, aber auch seine Ängste usw.

    Ja - der schwierigste, weil er ständig unterschwellig vorhanden ist, mit seinen Folgen immer wirkt, aber lange oder nie (be)greifbar ist oder immer unbegreifbar bleibt. Den Kampf selbst wahrzunehmen gelingt vielleicht irgendwann, was aber nicht selbstverständlich ist - worum es dabei aber konkret dann geht, ist wiederum schwer bis unmöglich zu (be)greifen. Das wird vereinfacht dann meist mit: sich dem Kampf, sich selbst, stellen; beschrieben. Das ist in der Konstellation (ich vs ich) halt schwierig. Der Kampf wird ständig und gerne vertagt oder komplett verdrängt.
    Genau.
    Wenn man gegen sich selbst kämpft, dann ist der Gegner immer vorhanden, weiß alles, und wirkt vielleicht im Verborgenen und wenn man die Oberhand gewinnt und ihn kontrolliert, wird er sich einen Moment der Schwäche suchen.
    Man kann sich auch nicht durch Flucht entziehen.
    Manche sperren den Anteil von sich, den sie nicht mögen, weg.
    Dann bekämpfen die den in anderen, sei es, weil er da wirklich vorhanden ist, sei es, dass sie ihn reinprojizieren.

    Daher erscheint es mir in der Tat besser, Frieden zu schließen.

    Geändert von Pansapiens (18-04-2021 um 10:17 Uhr)

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