Gerade im Duellkampf ist nicht alles erlaubt. Wenn das Ergebnis eines Duells von Dritten anerkannt werden soll, damit der Konflikt endet, muss das Ergebnis auf eine bestimmte Art und Weise herbeigeführt werden. Duelle und Wettkämpfe sind da eng verwandt.
Auch diese Situationen haben erstaunlich viele Regeln. Unter anderem sind da eventuell Nichtkombattanten anwesend.
Geheim ist an den Anwendungen kaum etwas. Das hat einen einfachen Grund: Das Zeug muss funktionieren. Das weiß man aber erst, wenn man es an Gegnern außerhalb der eigenen Schule angewandt hat. Danach ist es aber nicht mehr geheim. Außerdem kochen alle nur mit Wasser. Die Menge der brauchbaren Techniken wird von den Umständen, den ungeschriebenen Konfliktregeln, den Waffen, der Kleidung, etc. vorgegeben. Diese Menge wird dann nochmal durch Fähigkeiten, Möglichkeiten und Neigungen des Kämpfers gesiebt. Geheimnisse liegen dann eher in den Fähigkeiten oder in überraschenden taktischen Manövern.
Es gibt chinesische Moves, die direkt aus Waffenanwendungen abgeleitet sind, es gibt Moves, die auf die Waffe didaktisch vorbereiten sollen, und es gibt Moves, die für Situationen mit Waffengewalt gedacht sind. Die beste Beschreibung für die unbewaffneten Anwendungen ist vielleicht Ringen an der Waffe, um die Waffe. Dabei wird versucht, mit möglichst wenigen Kernbewegungen ein möglichst großes Spektrum an Techniken und Waffen vorzubereiten.
Dieses Konzept wird die Karatekata natürlich beeinflusst haben.
Da kommen zumindest in China wohl einige Soloformen her. Es sind als Trainingsprogramm zusammengestellte Abfolgen von Übungen.
Sie dienen damit als Workout, als Lehrbuch und als Notizbuch.
Naheliegender Gedanke. Die konkurrierende Idee ist, daß manche Sachen soviel Trainingszeit erfordern, daß man frühzeitig damit anfangen sollte. Die meisten Lehrstile werden wohl beide Ideen kombinieren.
Je mehr man praktisch von den Anwendungen versteht, desto interessanter wird Kata, weil die Erinnerungen und Erfahrungen ja einfließen. Formentraining wird "inneres" Training. Ein Veteran aus einer Zugriffseinheit der Polizei wird dieselbe Form völlig anders laufen als ein Wettkämpfer oder ein Gesundheitssportler. Die Erinnerungen und Intentionen sind bei den Abläufen einfach ganz anders.
Soweit nochmal zu den chinesischen Einflüssen im Karate, basierend auf dem, was ich derzeit davon zu verstehen meine.
Darauf, welche Konsequenzen das nun fürs Karate heute haben sollte, gehe ich nicht ein. Davon verstehe ich nichts.