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Thema: Marc Aurel und die antiken Stoiker bis zum neuzeitlichen Stoizismus

  1. #46
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    Zitat Zitat von period Beitrag anzeigen
    Ich glaube, der war schlicht ein ziemlicher Theoretiker, der für andere Theoretiker geschrieben hat...
    Die Stoiker waren als Pragmatiker bekannt, vor allem Marc Aurel. Wäre auch nicht anders möglich gewesen als oberster Feldherr und Staatsmanager, der mit viel Geschick und Voraussicht mit seinen Gegnern verhandelte, innen- und außenpolitisch. Hätte er das nicht erfolgreich geschafft, wäre er alsbald ermordet worden, wie viele vor und nach ihm.

  2. #47
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    Bei dem Schluss ist sehr viel Interpretation dabei… wie gesagt würde ich eher andersrum argumentieren – als Feldherr war er bestenfalls mässig erfolgreich, und bei Verhandlungen mit seinen Soldaten auch nicht wirklich clever. Ausserdem hatten fast alle Kaiser in der Periode ziemlich lange Regierungszeiten – Caracalla ist ebenfalls auf 19 Jahre gekommen, trotz Ermordung. Und Caracalla war (ebenso wie Caesar) bei seinen Truppen sehr beliebt, im Gegensatz zu Marc Aurel.
    Und ob man als Pragmatiker oder Theoretiker bekannt wird, hängt auch zu einem guten Teil davon ab, von wem man beurteilt wird…

  3. #48
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    ...wollt mich nur mal bedanken für den interessanten Thread….bin regelmäßiger Hörer vom "Der wilde Stoiker" Podcast und genieße das Thema und auch Periods differenzierte Sichtweise...sehr aufschlussreich und auch interessant

  4. #49
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    Zitat Zitat von period Beitrag anzeigen
    Caracalla ist ebenfalls auf 19 Jahre gekommen, trotz Ermordung. Und Caracalla war (ebenso wie Caesar) bei seinen Truppen sehr beliebt, im Gegensatz zu Marc Aurel.
    Marc Aurel kam erst mit 40 an die Regierung und wurde nach 19 Jahren Regierungszeit schmerzlich betrauert, als er durch Krankheit starb.
    Caracalla befand sich nur 6 Jahre an der Macht.
    Geändert von Joykey (03-08-2021 um 15:39 Uhr)

  5. #50
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    Zitat Zitat von Joykey Beitrag anzeigen
    schmerzlich betrauert, als er durch Krankheit starb
    Von wem?
    “Das ist zwar peinlich, aber man darf ja wohl noch rumprobieren.”
    - Evolution

  6. #51
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    Caracalla war Mitkaiser ab 197, deswegen wird seine Regierungszeit häufig mit 19 Jahren angegeben. Alleinherrscher wurde er erst 211. Dass jemand betrauert wird, sagt erstmal nicht so viel darüber aus, von wem, und dass jemand an der Pest stirbt sagt auch nicht, dass ihn niemand loswerden wollte - ebenso wenig wie die Länge der Regierungszeit ein verlässliches Mittel dafür ist, die Beliebtheit von Herrschern zu schätzen, und schon gar nicht um festzumachen, wie gemässigt jemand unterwegs war. Ich verweise auch darauf, dass man für eine Ermordung nicht zwingend eine grosse oder auch nur besonders einflussreiche Gruppe braucht - nur eine, die hartnäckig genug ist, sich nicht allzu dumm anstellt und entsprechend Glück mitbringt. In den Worten der IRA "This time we were unlucky, but remember, we have to be lucky only once."

  7. #52
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    Zitat Zitat von OliverT Beitrag anzeigen
    Von wem?
    Da warst Du offenbar einen Ticken schneller als ich

  8. #53
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    Also wenn Du die Mitregentschaft dazurechnest, wären es bei Marc Aurel satte 33 Jahre, was Caracalla nicht einmal insgesamt an Lebensjahren erreichte.

  9. #54
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    Zitat Zitat von period Beitrag anzeigen
    Dass jemand betrauert wird, sagt erstmal nicht so viel darüber aus, von wem, und dass jemand an der Pest stirbt sagt auch nicht, dass ihn niemand loswerden wollte
    Eben. Die Frage ist halt auch immer was an Überlieferungen übrig bleibt. Ein Intellektueller kommt in den Schriften von anderen Intellektuellen meist besser Weg, als jemand aus anderen Kreisen. Das heißt dann aber nicht, dass der eine im restlichen Volk genauso beliebt bzw der anderen genauso unbeliebt war. Die Frage ist halt immer wer die Geschichte erzählt.
    “Das ist zwar peinlich, aber man darf ja wohl noch rumprobieren.”
    - Evolution

  10. #55
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    Zitat Zitat von OliverT Beitrag anzeigen
    Von wem?
    Von den zeitgenößischen Römern - wüsste nicht, welcher Historiker dies stichhaltig bezweifeln würde. Die Quellenlage ist genug eindeutig.

  11. #56
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    Zitat Zitat von period Beitrag anzeigen
    Ich glaube, der war schlicht ein ziemlicher Theoretiker, der für andere Theoretiker geschrieben hat...
    Oh, da lese ich starke aktuelle Parallelen zur zeitnahen KKB-Geschichte . Xd
    Die verstehen sehr wenig , die nur das verstehen , was sich erklären lässt. ( Marie v. Ebner-Eschenbach)

  12. #57
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    Zitat Zitat von Joykey Beitrag anzeigen
    da eine kostenlose Online-Quelle und ein gemeinnütziges Projekt
    Danke für die Antwort.
    Die verstehen sehr wenig , die nur das verstehen , was sich erklären lässt. ( Marie v. Ebner-Eschenbach)

  13. #58
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    Gibt es bei beiden Gutenberg in Deutsch: Gutenberg Projekt und Gutenberg Project, bei letzterem kann man es auch herunterladen, alles kostenlos und die Werke genug alt und gemeinfrei.

  14. #59
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    Kosmos/Gott - Berg/Transzendenz - Leben/Intuition

    Marcus Aurelius Antonius, Selbstbetrachtungen.
    X 36, IX 1, XII 24, VII 47, VII 55, XII 23, IX 22.

    "Was ist Asien und Europa? Ein paar kleine Stückchen der Welt.
    Was ist das ganze Meer? Ein Tropfen in der Welt.
    Und der Athos? Eine Weltscholle.

    Alles ist klein, veränderlich, verschwindend.
    Aber alles kommt und geht hervor
    oder folgt aus jenem allwaltenden Geiste.

    Denn die Allnatur ist das Reich des Seienden.
    Diese steht mit allem Vorhandenen in engster Verbindung.
    Ferner wird jene auch die Wahrheit selbst genannt
    und ist tatsächlich der Urquell alles Wahren.

    Welch ein Glück, wenn du plötzlich über die Erde emporgerückt
    von oben herab auf die Menschenwelt herniederschaust,
    um den großen vielgestaltigen Wechsel in derselben wahrnehmen
    und zugleich den ganzen Umkreis luftiger und ätherischer Wesen
    mit einem Blicke übersehen zu können!


    Betrachte den Umlauf der Gestirne, als wenn dein Leben mit ihnen umliefe.
    Und erwäge beständig die wechselnden Übergänge der Grundstoffe ineinander.
    Denn solche Betrachtungen reinigen dich vom Schmutz des Erdenlebens.

    Sieh dich nicht nach den leitenden Grundsätzen anderer um,
    sondern schaue vielmehr unverwandten Blickes auf das Ziel,
    zu dem die Natur dich hinführt, jene Allnatur
    in allem, was dir widerfährt,
    und deine eigene durch deine Obliegenheiten.

    So ist auch der ein von Gott Geführter,
    der sich von Gott auf dessen Wegen
    übereinstimmend mit seiner Gesinnung
    zu gleichen Zielen führen lässt.

    Forschend wende dich deiner eigenen Seele,
    der Seele des Weltganzen und deines Nächsten zu.
    Deiner eigenen Seele, um ihr Sinn für Gerechtigkeit einzuflößen,
    der Seele des Weltganzen, um dich als Teil des Ganzen zu erinnern,
    der Seele deines Nächsten, um zu erkennen,
    ob derselbe unwissentlich oder wissentlich gehandelt habe,
    und zugleich zu bedenken, dass sie der deinigen verwandt ist."


    Quelle: Projekt Gutenberg

    Die Stoiker entwerfen eine Ethik, die in der intuitiven Natur des Menschen liegt und im Kosmos verankert ist. Das Allnatur-Zitat von Marcus Aurelius fasst dieses Leitziel der antiken Stoiker sehr gut zusammen, nämlich die synchrone Ausrichtung auf den all-gegenwärtig handelnden kosmischen Logos (Gott), was sich in allen Teilbereichen harmonisch ausgleichend auswirkt in übereinstimmendem Einklang mit dem Logos als göttlichem Prinzip des Kosmos (Allnatur).

    Die menschliche Natur wird dabei als Teil der all-umfassenden Natur untergeordnet bzw. die menschliche Vernunft als Teil der kosmischen Vernunft (Logos) betrachtet. Es geht also darum, intuitiv in Einklang mit der menschlichen & all-umfassenden Natur der Vernunft zu leben, da der Logos (Gott) sowohl in der menschlichen wie in der all-umfassenden Natur wirksam ist.

    Verhaltensweisen oder Handlungen eines Lebewesens, die mit der kosmischen Vernunft (Logos) und damit mit der wahren Natur des Handelnden in Einklang sind, nennt die Stoa das Angemessene (Kathekon), was einem Wesen auf angemessene Weise als Recht und Pflicht zukommt und entspricht.

  15. #60
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    Der Philosophenkaiser Marc Aurel empfiehlt immer wieder, eine bewusste Haltung der Wertschätzung gegenüber den profanen Dingen und Lebewesen einzunehmen durch eine erweiterte Perspektive, jeden Betrachtungsgegenstand im Kontext des Kosmos zu sehen und diesen jeweils in das schöne und intelligente "Design des Kosmos" einzugliedern. LOGOS, das Prinzip der Weltgestaltung, das den Kosmos durchdringt, wird von den Stoikern mit Gott gleichgesetzt. Logos ist im Judentum das ewige Denken des einen G-ttes, das bei der Schöpfung wirkt, und im Christentum ist Logos von Gottes Wesen und als Wort bei Gott im Anfang aller Dinge. Also klare Parallelen.

    Die antiken Stoiker entwickelten eine Ethik, die in der Natur des Menschen gründet und im göttlichen LOGOS des Kosmos verankert ist. Logos (Geist Gottes) gestaltet die Hyle (stoffliche Materie) und durchdringt diese, so wie die vergeistigte Seele den materiellen Körper durchströmt und durch diesen tätig wird, dabei jedoch ihre eigene Existenz beibehält.

    Der in Naturgesetzen und in geistigen Gesetzmäßigkeiten wirkende Logos (Vernunft Gottes) entspricht dem aktiv Tätigen, Materie und Leiden-schaften sind dem passiv Leidenden (hyle = Materie, Stoff) zugeordnet.

    Nach den Stoikern sind die Leiden-schaften (pathê) wörtlich „Dinge, die man durchmacht“, und stehen im Gegensatz zu Handlungen oder Angelegenheiten, die man tut.

    Leiden-schaft = also etwas, was Leiden (er)schafft!

    Das Bestreben der Stoiker, im ursprünglich hellenistischen Sinne „apathisch“ zu sein, zielt nicht darauf ab, sich um nichts zu kümmern, sondern bedeutet lediglich, sich nicht passiv von den Leiden-schaften beherrschen zu lassen, stattdessen vielmehr selbst aktiv zu werden und positiv einzuwirken auf die eigenen Reaktionen. Es bedeutet eine unabhängige Art des autarken Selbstmanagements und Selbststeuerung. Die Stoiker bejahen gute Gefühle wie Freude, Geistesgegenwart, Freundlichkeit, Großzügigkeit und Herzenswärme.

    Materie ist QUANTITATIV, Zeit/Logos ist QUALITATIV.

    "Dabei durchdringt der die Materie (hyle) formende und QUALIFIZIERENDE Logos (die Vernunft) diese ganz und gar."

    Quelle: (Stoa unter 2.2. Physik) bibelwissenschaft.de/stichwort/53988/


    "Der Raum ist eine quantitative Dimension, die Zeit eine QUALITATIVE."

    Quelle auf Youtube: (ab 1:00) Urknall, Weltall und das Leben - Harald Lesch - Die vierte Dimension: Was ist Zeit? - Kosmologie

    Wie oft planen wir Tage, Wochen und Monate im Voraus. Dabei sind es oftmals Minuten oder gar Sekunden, die über unser Leben entscheiden. Das erinnert mich wiederum an die ergreifende Rede des römischen Stoikers Seneca zur ZEIT.
    Youtube: Zu Glück, Schmerz, Seelenruhe von Lucius Annaeus Seneca youtu.be/DAjcjaW4LXM
    Geändert von Joykey (04-08-2021 um 20:34 Uhr)

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