...Das Problem trifft auch andere Altersgruppen.
Seit 2014/15 – das statistische Jahr endet im März – hat sich die Zahl der Vorfälle, bei denen Messer oder scharfe Gegenstände eingesetzt wurden, insgesamt fast verdoppelt. 2019/20 wurden in England (ohne die Region Greater Manchester) und Wales rund 46.000 Fälle erfasst. Betroffen sind vor allem junge Männer zwischen 18 und 24 Jahren. Aber Täter und Opfer werden immer jünger.
So stieg die Zahl der Taten von unter 18-Jährigen allein zwischen 2016 und 2018 um 77 Prozent, die Zahl der unter 16-Jährigen Krankenhausopfer verdoppelte sich seit 2012 nahezu.
Kritiker werfen der britischen Regierung vor, mit rigiden Sparmaßnahmen zum Erstarken der Jugendgewalt beigetragen zu haben. So wurden in den vergangenen Jahren Hunderte Jugendzentren geschlossen und Hunderte Millionen Pfund für Jugendbelange gestrichen. Außerdem waren in den 2010er-Jahren fast 20.000 Polizeistellen abgebaut worden, erst seit kurzem wird wieder aufgestockt.
Dafür versucht die Regierung, mit einem harten Durchgreifen die Gewalt einzudämmen. Wer ein Messer trägt, muss mit schweren Strafen rechnen. Doch vielerorts werde der Polizei entweder misstraut oder sie sei aufgrund von Sparmaßnahmen gar nicht in der Lage, Präsenz zu zeigen, betonen Experten. „In solchen Situationen verwundert es nicht, dass junge Menschen es als gerechtfertigt oder notwendig ansehen, eine Waffe zu tragen“, betont der Kriminologe Iain Brennan von der Universität Hull.
Bandenkriege:
Racheakte unter Gangs sind längst Alltag
Eine zentrale Rolle spielen Gangs. In vielen Stadtteilen herrschen Bandenkriege, Rache und Revanche sind an der Tagesordnung, Gewalt gilt als besonderes Zeichen von Mut und Männlichkeit. Vor kurzem wurden fünf Mitglieder einer Bande in der Stadt Milton Keynes, darunter zwei 17-Jährige, zu lebenslanger Haft verurteilt. Sie hatten eine Geburtstagsparty überfallen und zwei mutmaßliche Mitglieder einer verfeindeten Gang erstochen. Die Opfer: 17 Jahre alt.
„Der allzu vertraute Hintergrund für diese sinnlosen und tragischen Morde war die Rivalität zwischen Banden junger Männer“, sagte der Richter. Verantwortlich sei eine „Kultur der Gewalt und der Messer, die in den sozialen Medien gefördert wird“. Der britische Jugendrat bezeichnete Messergewalt in einem Bericht vor rund einem Jahr als „Seuche unserer Generation“ – verknüpft mit scharfer Kritik. ...