Ich stelle den runden Kick so vor, wie er in Thailand gelehrt wird. Aufbauend auf der Grundtechnik entwickelt jeder Kämpfer seine individuellen Besonderheiten, z. B. von wie weit außen der Bogen getreten wird, die Armhaltung.
Der runde Kick im Muay Thai unterscheidet sich von den Kicks anderer Kampfsportarten, denn er wird durchgetreten, ohne Schnappbewegung, und es wird mit dem Schienbein getroffen. Wichtig ist, dass du den Kick in die Bewegungsrichtung durchziehst und nicht abstoppst, und zudem die Hüfte einsetzt. Der Kick kann überall treffen, von den Unterschenkeln bis zum Kopf.

Besonderheiten des runden Kicks
● Bogen des Kicks: Der Bogen kann von weit außen oder etwas kürzer getreten werden. Weit ausholen bedeutet, dass der Kämpfer etwa aus einer 90-Grad-Fußstellung den Kick beginnt und dann einen weiten Bogen ausführt. Kurzer Bogen bedeutet, dass der Kämpfer etwa aus einer 45-Grad-Fußstellung den Kick beginnt und das Bein schnell zum Ziel hochzieht. Der Vorteil der weiten Ausholung ist, dass durch die lange Bewegung ein sehr kraftvoller Kick entsteht. Allerdings kann der Gegner diese Kickvariante schneller sehen und somit Gegenmaßnahmen ergreifen, die den Erfolg des Kicks verhindern können. Auch befindet der Kämpfer sich bei Verfehlen in einer ungünstigeren Position als bei der Ausführung eines kurzen Bogens.
● Beinhaltung: Optimal ist es, wenn es gelingt, beim Auftreffen das Bein zu strecken. Es ist nicht notwendig, dass das Bein bei dem gesamten Bogen gestreckt ist. Erst im Moment des Auftreffens wird versucht, das Bein zu strecken, um die optimale Tritthärte zu erreichen. Die Distanz zum Gegner kann jedoch so nahe sein, dass eine vollständige Beinstreckung nicht möglich ist.
● Körperspannung: Durch Anspannung der Muskulatur erlangt jede Technik die Härte. Die Technik wird umso kraftvoller, je besser es gelingt, im Moment des Auftreffens der Technik die Muskelgruppen anzuspannen. Die Anspannung darf aber erst im Moment des Auftreffens erfolgen, da ansonsten die Bewegungsausführung gehemmt würde, ebenso wie eine schnelle Ausführung.
● Timing und Schnelligkeit: Bei jeder Technik ist das Timing beim Einsatz entscheidend. Nur wenn es gelingt, den Gegner überraschend und im richtigen Moment zu treffen, kann Wirkung erzielt werden. So wichtig die Tritttechnik und die Ausführungsnuancen auch sind, wenn der Gegner den Tritt frühzeitig erkennt, kann er Gegenmaßnahmen ergreifen, und so nutzt auch der beste und kraftvollste Kick nichts.
● Armhaltung: Für den runden Kick werden drei unterschiedliche Haltungen des vorderen Arms eingesetzt: Doppeldeckung, Arm zum Gegner strecken und Arm nach unten schlagen. Bei der Doppeldeckung werden beide Arm schützend vor dem Gesicht gehalten, um dem Gegner keine Möglichkeit zu bieten, einen Konter einzusetzen. Wenn es dem Gegner gelingt, dass Trittbein zu fangen, kann sofort mit der vorderen Hand zu dessen dann ungeschützten Kopf geschlagen werden. Als Variante strecken einige Thai-Boxer den vorderen Arm beim Kick zum Gegner hin, um ihn von sich weg zu halten, damit der nicht mit einer Technik kontern kann. Andere Thai-Boxer schlagen den vorderen Arm während des Kicks nach unten, da sie glauben, dadurch die Hüfte besser einsetzen zu können und somit kraftvoller zu treten. Dabei muss die vordere Schulter weit hochgezogen werden und die andere Hand als Schutz vor das Gesicht gehalten werden, da der Gegner ansonsten wirkungsvoll zum Kopf kontern kann.