Das ist natürlich blöd, wenn es keine Alternativen gibt. Ich würde das aber ehrlich gesagt mal hinterfragen. In Gießen gibt es einige Karate-Dojos. Von mindestens einem kenne ich ein paar Leute, die sehr cool drauf sind. Ggf. muss man halt etwas weiter fahren. Manche fahren 2x pro Woche 150 km um bei ihrem Meister der Wahl zu trainieren. Das ist sicher ein Extrembeispiel, aber es gibt auf der anderen Seite auch Leute, denen 30 km zu viel sind. Da kommt dann wieder das Thema persönliche Priorität ins Spiel.
Zum Thema eigenes Dojo - was nützt Dir das für Dein eigenes Training? Wenn Du andere unterrichten möchtest und das in Deinem jetzigen Dojo nicht kannst, dann wäre das sicher EINE Möglichkeit. Aber Du selbst musst ja auch trainieren - darum ging es doch, oder. Dein Problem löst ein eigenes Dojo also vermutlich nicht.
"Ein Ritual (von lateinisch ritualis ‚den Ritus betreffend‘, rituell) ist eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende, meist formelle und oft feierlich-festliche Handlung mit hohem Symbolgehalt. Sie wird häufig von bestimmten Wortformeln und festgelegten Gesten begleitet und kann religiöser oder weltlicher Art sein. "
Also, zwei Worte sagen ist bisschen zu wenig, um es als Ritual zu bezeichnen. Ritualisierte Höflichkeit, meinetwegen. Wenn es eh nur Nachgeplapper ist, und die Leute das nicht mal richtig aussprechen, ist es einfach hohl.
Mein japanischer Lehrer hat nie drauf bestanden, dass deutsche irgendwas japanisches nachsprechen was sie nicht verstehen, ich glaube das tut einfach seinen Ohren weh.
Selbst das Wort Sensei können die meisten ja nicht mal richtig Aussprechen und betonen, da kommen da so Sachen raus wie Sensaai (was dann eine japanische Süßspeise ist) oder noch schlimmeres. Also deutsche und japanisch...meistens einfach gruselig.
Ja, in Gießen gibt es einige Dojos, aber alle machen Shotokan. Das Dojo, wo ich Goju Ryu mache, macht teilweise auch nur noch Ju-Jutsu und solche Sachen. Das eigentliche Goju kommt zu kurz, deshalb bin ich da zurzeit nicht. Mein anderes Dojo befindet sich etwas weiter weg. Also ich fahre schon einige Kilometer!
Klar Training machen ist das eine, als Übungsleiter vorne stehen, die andere Seite. Das Problem, nur Übungsleiter zu sein, würde mein eigenes Training nicht fördern. Wenn dann nur bedingt.
Eben, so empfinde ich das, denn die Leute kommen zum Trainieren und nicht um irgendwelchen Kram runterzuplappern. Sie machen es mit, weil sie trainieren wollen. Aber ob sie das wirklich so toll finden, steht auf einem anderen Blatt Papier.
Wie gesagt, an so etwas muß man die Leute langsam ranführen und zunächst vorleben. Dann kann man das ein oder andere anwenden und ausleben. Aber die Leute sollten ein gewisses Vertrauen entwickeln und sich mit den Worten und Regeln indentifizieren können. Ich kann es, aber nur, wenn es nicht in Form von Gängeln und Maßregeln ist. Das erzeugt bei mir mehr Stress, als das was man tatsächlich bezwecken will.
@schnubel:
Findest Du das training bis auf die von Dir genannten kritikpunkte gut?
Ich finde schon, dass man durch das Training geben auch selbst besser wird. Schon, weil man Dinge, die man erklären will auch verstanden und verinnerlicht haben muss und so spätestens bei der Vorbereitung merkt, wo man Lücken hat. Vieles wird klarer, wenn man es erst einmal jemandem erklären muss. Für mich ist das eine weitere Stufe der persönlichen Entwicklung.
Aber natürlich entbindet das nicht von der Notwendigkeit selbst zu trainieren.
Geändert von Obi-Wahn (26-11-2021 um 10:49 Uhr)
Ich würde einfach auch mal nachfragen wollen, wo diese Formel "Höflichkeit, Ehrlichkeit und Reinheit" überhaupt herkommt, hat dein Trainier das irgendwo gelesen, ist eine Tradition eures Stils? Ich kenne das jedenfalls nicht als tradierte Dojo-kun. Es muss doch begründet werden, sonst hat er es doch auch nur "nachgeplappert".
Von Funakoshi ist z.B. das hier überliefert:
- hitotsu, jinkaku kansei ni tsutomeru koto
- hitotsu, makoto no michi wo mamoru koto
- hitotsu, doryoku no seishin wo yashinau koto
- hitotsu, reigi wo omonzuru koto
- hitotsu, kekki no yū wo imashimuru koto
- Jeder Mensch muss nach der Vervollständigung und Vervollkommnung seines Charakters streben
- Jeder Mensch muss treu sein und den Weg der Wahrheit schützen
- Jede Person muss sich bemühen (den Geist der Anstrengung fördern)
- Jeder muss andere und die Regeln der Etikette respektieren
- Jede Person muss sich von heißblütigen Verhaltensweisen enthalten (hüten Sie sich vor ungestümem Mut)
Das bedeutet aber ein bisschen mehr als einfach irgendwelche drei Stichworte, die keinen Sinn ergeben.
Ich würde auch fragen, was Reinheit bedeutet, in welchem Sinne das gemeint ist, und ob man diese erlangt in dem man diese Worte vor dem Training sagt.
Hallo,
die fünf von meinem Vorredner angesprochenen Unterweisungen stammen nicht von G. Funakoshi (1868-1957). Sie wurden von zwei seiner Schüler, die am Ende der JKA technisch und administrativ vorstanden, zusammengestellt. Demzufolge werden sie zur Einrahmung des Trainings im JKA-Hauptquartier in Tôkyô, Japan, aber auch in JKA-Abspaltungen von allen Teilnehmern laut aufgesagt.
In anderen/älteren Gruppen, wie dem Shôtôkai, sind sie nicht von Bedeutung.
G. Funakoshi selbst formulierte und erklärte "Sechs Unterweisungen" (1956) bzw. zuvor sieben Belehrungen (1943) zu seinem Karate, die inhaltlich übereinstimmen, abgesehen von einer Auslassung 1956. Sie waren aber nicht zum regelmäßigen laut Aufsagen bestimmt. Zudem stellte er 1930 Zwanzig Paragraphen zusammen, die sich zum Teil aus überlieferten mündlichen Unterweisungen seiner Lehrer, übernommenen Vorstellungen aus anderen Kampfkünsten und eigenen Unterweisungen zusammensetzen.
Grüße,
Henning Wittwer
In der Region gibt es jedenfalls genug Auswahl, in Marburg bspw. noch Shito Ryu und Shorin Ryu.
mensch kann sich gar nicht auf die ganzen fragen der schüler vorbereiten. die finden immer noch einen aspekt, über den trainer noch nicht nachgedacht hat. manchmal muss mensch einfach sagen: "weiss ich nicht", "mach ich nach gefühl", "kann ich dir nachher/nächstes mal erklären".Schon, weil man Dinge, die man erklären will auch verstanden und verinnerlicht haben muss und so spätestens bei der Vorbereitung merkt, wo man Lücken hat.
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